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Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod - Folge 1 (German Edition)

Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod - Folge 1 (German Edition)

Titel: Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod - Folge 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastian Sick
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Weihnachten« sagt man vor allem in Süddeutschland, während in Norddeutschland »zu Weihnachten« gebräuchlich ist. Wie so oft gibt es in dieser Frage kein »richtig« oder »falsch«, sondern bloß ein »hier« und »dort«. In einigen Gegenden wird sogar die Präposition »auf« verwendet werden: Da trifft man sich auf Ostern und sieht sich auf Pfingsten wieder. Dies ist aber nicht standardsprachlich.

    [a] Angst/angst
    »Angst« wird nur dann klein geschrieben, wenn es als Eigenschaftswort benutzt wird, also mit »wie?« erfragt werden kann. Tritt es als Hauptwort auf, wird es selbstverständlich groß geschrieben. Ob es sich um ein Hauptwort handelt, erkennt man an der eventuellen Voranstellung eines Artikels, Attributs oder einer Präposition (die Angst war groß; in ständiger Angst sein; aus Angst nichts sagen) und daran, ob man die Angst mit »was?« erfragen kann:
     
Ich habe Angst. (Was habe ich? → Hauptwort)
Mir wird angst. (Wie wird mir? → Eigenschaftswort)
Du machst mir Angst. (Was machst du mir? → Hauptwort)
Ihm war angst und bange. (Wie war ihm? → Eigenschaftswort)

    [a] auf/offen
    War das Fenster nun offen oder auf? Der Gebrauch des Wortes auf im Sinne von geöffnet ist umgangssprachlich. Standardsprachlich ist das Fenster offen.
    Besonders im norddeutschen Raum ist die umgangssprachliche Verwendung von auf als Adjektiv verbreitet und stand Modell für zahlreiche weitere kuriose Adjektivbildungen aus Präpositionen.
     
Wenn das Fenster auf ist, dann ist es ein aufes Fenster.
Dementsprechend ist eine Tür, die zu ist, eine zue Tür.
Wem ein Finger fehlt (ab ist), der hat einen abben/appen Finger.
Wer mit einer brennenden Zigarette in den Fahrstuhl steigt, der tut dies mit einer annen Zigarette.

    [a] auf der Arbeit/in der Arbeit
    Vor dem Wort »Arbeit« sind die Präpositionen »auf«, »bei« und »in« prinzipiell gleichwertig. Je nachdem, ob man unter Arbeit den Arbeitsplatz versteht, das Ausüben einer Tätigkeit oder das Gebäude, in dem man arbeitet, kann man »auf der Arbeit« (= auf der Arbeitsstelle), »bei der Arbeit« (= beim Arbeiten) oder »in der Arbeit« (im Büro, in der Fabrik) sein.
    Die telefonische Auskunft an den Ehepartner »Ich bin noch auf Arbeit!« ist hingegen umgangssprachlich.

    [a] auseinander schreiben/zusammenschreiben
    Früher wurde manches auseinandergeschrieben, heute wird vieles auseinander geschrieben. Warum ist das so? Durch die Rechtschreibreform wurden alle Fügungen, deren erster Bestandteil ein mit - einander gebildetes Adverb ist, auseinander-gerissen, um sie der Schreibweise getrennt geschriebener Wortgruppen wie »miteinander spielen«, »zueinander sprechen« und »untereinander tauschen« anzugleichen. Seitdem wird alles auseinander geschrieben, was mit auseinander beginnt.
    Die Möglichkeit der semantischen Unterscheidung ging dadurch leider verloren:
    Konnte zum Beispiel zwischen dem wörtlichen »auseinander setzen« (zwei schwatzende Schüler auseinander setzen) und »auseinandersetzen« im übertragenen Sinn (sich mit einem Thema auseinandersetzen) unterschieden werden, geht dies heute nicht mehr.
    Bei Zusammensetzungen mit »zusammen-« wurde hingegen nicht viel geändert, sodass die Möglichkeit der Unterscheidung erhalten blieb:
     
Wir sind zusammen gekommen (= gemeinsam/gleichzeitig) und getrennt gegangen.
Wir sind heute hier zusammengekommen (= haben uns versammelt), um einen bedeutenden Mann zu ehren.
Später haben sie zusammengesessen (= nebeneinander gesessen).
Später haben sie zusammen gesessen (= beide waren im Gefängnis).

    [b] baff/bass erstaunt
    Man kann entweder baff (= verblüfft) sein oder bass erstaunt, aber nicht »baff erstaunt«. Bass ist ein altes Wort für »sehr«, das heute noch in der Komparativform »besser« anklingt. Bass erstaunt heißt also sehr erstaunt, äußerst erstaunt.

    [b] bayerisch/bayrisch
    Die Form ohne »e« ist umgangssprachlich; die Form mit »e« ist standardsprachlich, sie findet in offiziellen Namen Verwendung: der Bayerische Rundfunk, der Bayerische Wald. Daneben gibt es auch noch das Adjektiv »bairisch«, das aber nur von Sprachwissenschaftlern gebraucht wird, die damit den in Bayern und Österreich gesprochenen Dialekt benennen.

    [b] beziehungsweise/genauer gesagt
    Das aufgebläht klingende Wort »beziehungsweise« (abgekürzt bzw.) wird fälschlicherweise oft anstelle der Konjunktionen »und« oder »oder« verwendet.
    In dem Aufruf »Die Besucher bzw. Besucherinnen werden gebeten,

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