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Der Delta-Stern

Der Delta-Stern

Titel: Der Delta-Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Wambaugh
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sich die meiste Zeit rausgeschossen. Preludin oder so was. N ziemlich blöder Lackaffe. Guckt bloß in diesen beschissenen Spiegel. Total rausgeschossen. Genau wie alle Nachwuchscops, die heutzutage eingestellt werden. Mit denen red' ich bloß noch, wenn ich muß. Ich möcht wirklich wissen, warum der nicht nach Chinatown oder Hollywood geht, wenn er einen draufmachen will.«
    »Wie heißt er?« fragte der Detective.
    »Ich weiß bloß, daß sie ihn den Rausgeschossenen Sittencop nennen, mehr nicht«, meinte Cecil Higgins und zuckte die Achseln.
    Nach zwanzig Dienstjahren im Department konnte der Detective es nicht mit ansehen, wenn Polizisten stumm herumhockten und mit Augen, die wie Einschußlöcher aussahen, vor sich hin starrten. Er konnte es wirklich beim besten Willen nicht mit ansehen.
    Gerade jetzt riß ihn Leery aus seinen Gedanken. »Achtung, Ludwig! Achtung!« brüllte Leery, wieder auf deutsch.
    »Gottverdammt noch mal, Leery, halt die Schnauze!« schrie der Schreckliche Tscheche, weil er gerade David Bowie hören wollte, der was über Katzenmenschen sang. »Du machst mich wahnsinnig mit deinem Kötergeschrei!«
    »Hans, bring den Hund hier raus, oder ich mach den Laden sofort dicht!« brüllte Leery den restlos abgefüllten K-9-Cop an, der von der fetten Groupiepuppe auf seinem Barhocker festgehalten wurde, vielleicht, weil sie allmählich glaubte, es könnte eine lange Nacht werden.
    »Bitte, Ludwig, bitte«, murmelte Hans, während Leery den schnarchenden Rottweiler vorsichtig mit einem Billardstock anstieß und abermals »Achtung!« sagte.
    »Nagelt den Köter doch ein für allemal oben am Mast fest«, sagte der Schreckliche Tscheche, obwohl er es nicht mal in Gedanken riskiert hätte, Ludwig mit einem Billardstock anzustoßen, weil er sich wirklich grauenhaft vor dem riesigen Rottweiler fürchtete, der, wie alle Hunde seiner Rasse, mit seinen gewaltigen Kinnbacken doppelt so stark zubeißen konnte wie ein Dobermann. Und der einen Menschenarm womöglich glatt abbeißen konnte.
    Dann machte der Detective eine wahrhaft seltsame Beobachtung. Der Rausgeschossene Sittencop fing mit seinem kaputten Spiegelbild eine wortlose Unterhaltung an. Im ersten Moment dachte der Detective, er bewege lediglich die Lippen synchron mit David Bowie. Aber das kam nicht hin. Er saß aufrecht auf seinem Barhocker, und durch das Spinnennetz des zerbrochenen Spiegels verwandelte sich sein Gesicht in ein Picasso-Porträt. Das Licht der Neonreklame einer Brauerei, die es längst nicht mehr gab, tauchte die Scherben des kaputten Spiegelbilds in ein gräßliches Grün. Der Rausgeschossene Sittencop nickte sehr bedächtig und redete mit seinem Spiegelbild. Zumindest bewegten sich seine Lippen, und der Detective, der jetzt sehr schnell immer betrunkener wurde, schüttelte den Kopf, um wieder klar denken zu können. Er starrte quer durch die Kneipe auf den Sittencop und versuchte, ihm die Worte, die er mit seinem Ebenbild im Spiegel wechselte, von den Lippen abzulesen.
    Aber dann war plötzlich die Hölle los. Leery war mehr und mehr in Panik geraten, als er darüber nachgedacht hatte, was passieren würde, wenn die Abteilung für Interne Angelegenheiten Wind davon bekäme, daß ein wertvoller Polizeihund betrunken auf seinem Billardtisch lag. Gar nicht davon zu reden, daß ihm, Leery, wohl auch schon deshalb die Schanklizenz entzogen werden würde, weil er all diese Zombies überhaupt noch bediente, obgleich sie längst mehr oder weniger jenseits von Gut und Böse waren. Und vor Leerys geistigem Auge erschien mit einem Male der Polizeichef höchstpersönlich, wie er ihm die Schanklizenz von der Wand riß und ihn aufs Altenteil nach Sun City jagte, was bedeutete, daß er, Leery, vierundzwanzig Stunden am Tag mit seiner Frau Lizzy Zusammensein müßte, und …
    »Mensch, der fängt ja an zu spritzen!« schrie Leery plötzlich gellend. »Diese Scheiße laß ich mir nicht bieten! Guckt euch das an! Guckt euch das bloß an!«
    Damit versetzte er selbst die Zombies, die kaum noch die Köpfe heben konnten, in helle Aufregung. Ludwig, der tief in einen Traum verstrickt war oder einer Hundephantasie nachhing, hatte zunächst sanft, dann aber immer gefühlvoller zu stöhnen begonnen.
    Und hatte angefangen, zu ejakulieren. Direkt auf Leerys Poolbillardtisch, auf den Filzbelag, direkt neben die Lochtasche.
    »Tscheche, gegen Ludwig bist du ne Null!« sagte Jane Wayne voller Bewunderung.
    »Genau wie mein Ehemaliger. Wenn er schläft!« sagte

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