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Der demokratische Terrorist

Der demokratische Terrorist

Titel: Der demokratische Terrorist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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besorgt.
    »Hast du irgendein Schlafmittel oder etwas Ähnliches für mich, damit im Kopf das Licht ausgeht?«
    »Ja, ich glaube, das läßt sich machen.«
    »Gut. Dann besorg mir was, aber schnell, damit ich hier wegkomme.«
    »Ich habe gedacht, daß wir morgen noch mal essen gehen, du und ich. Ist dir das recht?«
    »Ja. Aber jetzt muß ich hier raus.«
    Unten auf der Straße wartete ein Wagen der weißen Mercedes-Flotte auf ihn. Siegfried Maack hatte ihm ohne jede ironische Absicht im Hotel Vier Jahreszeiten ein Zimmer reserviert.
    Im Hotelzimmer schaltete Carl die Spätnachrichten des Fernsehens ein. Es wurden Bilder aus der Wohnung in der Breiten Straße gezeigt, nachdem man die Leichen weggeschafft hatte. Blaulicht, Straßenabsperrungen, Krankenwagen, Feuerwehrleute, Hubschrauber. Die Kamera machte einen Schwenk über die völlig zertrümmerte, ausgebombte Wohnung.
    Carl entdeckte, daß hier und da Blutlachen zu sehen waren. Allmählich ging ihm auf, was geschehen war. Die Männer der GSG 9 hatten in fast sämtlichen Fällen auf die schon am Boden liegenden Terroristen geschossen. Erst hatten sie die Lage unter Kontrolle gebracht, dann waren sie zu den Überlebenden oder denen gegangen, die sich ergeben hatten, und hatten sie nacheinander erschossen. Die Fernsehbilder zeigten es Carl deutlich. Den meisten Fernsehzuschauern zeigten die Bilder nur das Ergebnis des bislang größten Einsatzes gegen Terroristen in der Geschichte der Bundesrepublik, des erfolgreichsten dazu.
    Carl steckte sich die weißen Pillen Siegfried Maacks in den Mund. Es war das erstemal in seinem Leben, daß er ein Schlafmittel nahm.
    Die Bettlaken waren kühl und unbeschreiblich weich. Er lag eine Weile in der Dunkelheit und starrte ins Leere, bis er plötzlich einschlief.
    Die beiden Männer aßen schweigend. Das anschließende Gespräch schleppte sich dahin. Sie hatten sich nicht einmal darüber freuen können, daß Geheimrat»]« auf der Karte stand.
    »Ich muß dich unbedingt etwas fragen… Sieh es als außerdienstliche Frage an, denn ich bin nicht mal sicher, ob ich es überhaupt wissen will. Aber sag, was ist eigentlich mit unserem französischen Kollegen passiert?«
    »Ich hatte ihn beiseite genommen und ihm die Lage erklärt. Kurz vor dem Einsatz war unser Gespräch beendet.«
    »Hat er zugegeben, daß er einer von uns war?«
    »Ja.«
    »Und was passierte dann?«
    »Eine der Terroristinnen versuchte, ihn zu töten.«
    »Und?«
    »Ich habe sie außer Gefecht gesetzt.«
    »Außer Gefecht gesetzt?«
    »Ja. Ich feuerte ihr einen Schuß, wirklich nur einen, durch die Lunge. Sie hätte überleben müssen. Werden die Leichen obduziert? Wird es eine kriminaltechnische Untersuchung geben?«
    »Das kann ich mir kaum vorstellen. Das Ganze ist vorbei. Sollen wir deine Waffe zerstören?«
    »Ja.«
    »Wird geschehen.«
    »Ich hatte sie gern. Ich hatte sie sogar sehr gern.«
    »Das ist ein bekanntes psychologisches Phänomen.«
    »Ich weiß, aber trotzdem. Du wirst vielleicht verstehen, daß mir übel ist.«
    »Ja. Du meinst, wir hätten sie der Justiz zuführen sollen?«
    »Ja.«
    »Vielleicht. Du darfst aber eins nicht vergessen: Wie man sich bettet, so liegt man.«
    »Bist du mal in der Nikolai-Kirche gewesen, dieser ausgebombten Kirche, die hier ganz in der Nähe liegt?«
    »Ich war damals noch nicht geboren.«
    »Wie man sich bettet, so liegt man.«
    Der Gesprächsstoff ging ihnen aus. Sie stocherten eine Weile lustlos im Essen herum und ließen die Weinflasche halb ausgetrunken stehen. Siegfried Maack fuhr Carl mit seinem BMW zum Flughafen.
    Als Siegfried Maack vor der Abflughalle hielt, blieb er eine Weile schweigend am Lenkrad sitzen. Carl wartete ab, was er sagen würde. Sein Kollege sah verlegen aus.
    »Ich habe einen offiziellen Auftrag und soll dich von Hecht grüßen«, sagte er und starrte auf die undurchsichtige Windschutzscheibe, die mit Schneematsch bedeckt war.
    »Das soll ich dir überreichen«, sagte er und zog ein kleines Päckchen aus der Tasche, das er Carl in die Hand drückte. Es war eine harte, etwa zehn mal zehn Zentimeter große Metallschachtel, die in Papier gewickelt war.
    »Würdest du mir einen Gefallen tun?« fuhr Maack fort.
    Carl betrachtete ihn von der Seite. Ein westdeutscher Intellektueller mit Stirnglatze, blondem, dünnem Haar, hellen Augen; keine besonderen Kennzeichen. Ein Mann, der gelegentlich eine randlose Brille trägt, ein Mann, der politisch einmal links stand und in dem Verdacht steht, homosexuell

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