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Der demokratische Terrorist

Der demokratische Terrorist

Titel: Der demokratische Terrorist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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zu sein, dachte Carl.
    »Ja, natürlich«, erwiderte er.
    »Dies ist ein Geschenk von uns. Es soll unserer Dankbarkeit Ausdruck geben. Ich möchte dich aber bitten, es erst aufzumachen, wenn du in der Maschine sitzt. Ist das in Ordnung?«
    Eine Fülle von Phantasien fuhr Carl durchs Gehirn. Eine Sprengladung, die in einer fliegenden Maschine garantiert nur eine Person tötet? So etwas gab es doch wohl nicht.
    »Ich fliege mit der Lufthansa. Es sind mindestens 150 Passagiere an Bord, vergiß das nicht«, erwiderte er.
    Siegfried Maack lächelte bleich.
    »So was doch nicht, bist du verrückt geworden? Ich möchte aber trotzdem, daß du mit dem Aufmachen wartest, bis du in der Luft bist«, entgegnete er.
    Carl hatte das Gefühl, als wäre ihm alles vollkommen gleichgültig, als wäre es egal, ob die kleine Schachtel eine Höllenmaschine, eine Giftampulle oder sonst etwas enthielt.
    »Also gut«, sagte er. Er steckte die Schachtel ein, machte die Tür auf und stieg aus. Er schlug die Wagentür zu, ging zum Kofferraum und hob seine Reisetasche heraus, die er gegen Quittung zurückerhalten hatte. Maack blieb im Auto sitzen, als Carl die Abflughalle betrat. Die Maschine sollte in einer halben Stunde starten.
    Als Carl bei der Handgepäckkontrolle durch den Metalldetektor ging, jaulte dieser auf. Ein verbiestert aussehender Beamter mit Schirmmütze ergriff Carl am Arm, führte ihn in einen Verschlag und verlangte, den Inhalt von Carls Taschen zu sehen. Es war Siegfried Maacks Päckchen, das im Kontrollapparat der Bundesrepublik Deutschland hängengeblieben war.
    Der Beamte riß das Päckchen an sich, nahm das Umschlagpapier ab und öffnete die Schachtel. Carl konnte den Inhalt nicht sehen, sah aber, wie der Deutsche vor Verblüffung plötzlich einen Schritt zurückging und dann blitzschnell die Schachtel wieder zuklappte, als hätte sie einen Skorpion enthalten.
    »Verzeihung! Ich bitte wirklich um Entschuldigung, aber unsere Sicherheitsbestimmungen verlangen…«, sagte der Beamte und errötete.
    »Keine Ursache«, sagte Carl. »Selbstverständlich müssen wir an unsere Sicherheit denken.« Damit steckte er die Schachtel wieder in die Tasche und betrat die Abflughalle, die erstaunlich kleine und unkomfortable Abflughalle des Hamburger Flughafens, den er jetzt zum letztenmal verlassen würde.
    Überall leuchteten ihm die Titelseiten der Zeitungen entgegen.
    Die Schlagzeilen schrien von Tod und Sieg. Überall sah er Bilder mit den Fahndungsfotos, die zu großen Bildblöcken zusammengefaßt waren, die Namen der Toten darunter und das Wort TOT in der Schlagzeile darüber. Die BILD-Zeitung, die bei den wartenden Fluggästen weitaus am stärksten vertreten war, hatte die Porträtsammlung der erschossenen Terroristen etwas kleiner gehalten, um darüber für ein großes Foto von SET Gelb Platz zu lassen. Die Männer streckten beide Arme in die Höhe und machten mit beiden Händen das V-Zeichen. Die Schlagzeile über dem Foto bestand aus zwei Worten: DIE SIEGER!
    Carl spürte leichte Übelkeit. Er senkte den Blick, um die Bilder nicht sehen zu müssen. Als die Boeing-Maschine, eine der etwas rundlichen 737 der Lufthansa, von der Startbahn abhob, spürte Carl, wie ihm der Speichel im Mund zusammenlief. Kaum war das Schild mit dem Hinweis fasten seat belts ausgegangen, taumelte er unbeholfen zu der engen, kleinen Toilette und übergab sich. Die Krämpfe in seinem Körper hielten noch an, nachdem er die knappe Mittagsmahlzeit schon längst losgeworden war.
    Kalter Schweiß brach ihm aus, als er sich wieder auf seinen Platz setzte. Über der Bundesrepublik dort unten lag eine dicke, schwarzgraue Wolkendecke. Die Maschine befand sich immer noch im Steigflug.
    Als die Maschine auf dem Weg in den Himmel die letzte Wolkendecke durchstieß, wurde Carl von dem harten, weißen Sonnenlicht getroffen, als hätte er einen Faustschlag erhalten.
    Als er aber den Versuch machte, die Augen zu schließen, sah er Monikas Gesicht vor sich. Er war gezwungen, sofort wieder die Augen zu öffnen. Die Stewardeß, der aufgefallen war, daß er sich unwohl zu fühlen schien, reichte ihm ein Glas Mineralwasser.
    Er trank vorsichtig einen kleinen Schluck, spürte aber sofort, daß sich der Brechreiz wieder meldete.
    In diesem Moment fiel ihm die kleine Metallschachtel in der linken Jackentasche ein. Er zog sie heraus und hielt sie vorsichtig auf der Handfläche. Es war eine blaue Schachtel mit einer kleinen Spange aus gelbem Metall. Auf der Oberseite war der

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