Der Derbysieger
eigentlich mit Donavan?«
Toady Wilton machte ein ärgerliches Gesicht.
»Dieser verdammte alte Kerl - ich wünschte nur, ich könnte es ihm heimzahlen.«
»Für den Auftritt neulich haben Sie sich nur selbst Vorwürfe zu machen. Ein Mann von Ihrem Alter und Ihrem Aussehen sollte jungen Damen nicht mehr den Hof machen. In Stanton haben Sie einen guten Freund verloren.«
»Wir wollen über etwas anderes sprechen«, erwiderte Wilton kurz. »Wäre es nicht gut, wenn Sie Wetten auf Donavan abschlössen, um Ihr eigenes Geld zu sichern?« Sir George lachte verächtlich.
»Seien Sie doch nicht komisch. Es ist ganz ausgeschlossen, daß Donavan Portonius schlagen könnte.«
»Man kann nicht wissen«, entgegnete Toady vorsichtig. »Bei den Rennen sind schon die merkwürdigsten Dinge passiert.«
»Ach, hören Sie auf mit Ihrem Gerede«, sagte Sir George brutal.
Es war merkwürdig, wie sehr sich Toady Wilton Sir George unterordnete. Er war ein großer, stattlicher Mann, aber er hatte ein abstoßendes, häßliches Gesicht, und im Grund seines Herzens war er feig. Sir George mußte irgendwelche Tatsachen aus Wiltons Vergangenheit kennen, so daß er ihn vollkommen in der Hand hatte und ihn als Werkzeug benützen konnte.
»Von wem kam denn eigentlich dieser Brief?« fragte er.
Die Post hatte an dem Morgen nur ein Schreiben gebracht.
»Von einer Dame«, entgegnete Wilton und lächelte.
»Was, schon wieder eine Dame?«
»Ja, Mrs. Bud Kitson.«
»Was schreibt sie denn?« fragte Sir George interessiert.
»Sie schickt einen Brief für ihren Mann«, mußte Wilton zugeben. Die Angelegenheit wurde immer prosaischer.
Sir George sah erstaunt auf.
»Aber Bud ist doch in London. Ich erwartete gestern Nachricht von ihm. Miss President ist zu ihrem Großvater nach Sussex abgereist.«
»Gestern war sie in Sandown«, bemerkte Toady trocken. »Vielleicht hat Bud davon erfahren und wartete, bis sie fort war.«
Sir George schüttelte den Kopf.
»Warum hat sie denn hierher geschrieben? Wenn ihr Mann in London ist, muß sie das doch wissen! Ich verstehe den Zusammenhang nicht recht. Wilton, wer von uns dreien hat denn nun eigentlich die Schriftstücke und das Geld, wenn John President nichts hat?«
Toady protestierte.
»Ich wünschte nur, Sie würden nicht immer derartige Bemerkungen machen.«
»Einer von uns muß die Mappe doch genommen haben! Ich war es jedenfalls nicht«, sagte Sir George und streckte seine langen Beine unter dem Tisch aus.
»Und ich kann auch einen Eid darauf leisten, daß ich sie nicht genommen habe«, entgegnete Toady schnell. »Bud würde natürlich jeden Augenblick dasselbe beschwören. Soltescu hat Detektiv Sands engagiert, um Nachforschungen anzustellen. Ich glaube aber kaum, daß der etwas herausbekommt. Zum Privatdetektiv hat er wenig Veranlagung.«
Der Tag des Derbys in Epsom kam immer näher, und alle Well sprach darüber, welches Pferd wohl gewinnen würde. Die Sportsleute haben ein noch viel größeres Interesse an diesen Dingen. Sie sehen sich jedes einzelne Pferd, das genannt wird, genau an und ziehen alle früheren Rennen in Betracht. Man prüft den Stammbaum, die Veranlagung und die Eigenschaften der Vorfahren, um Anhaltspunkte für die Beurteilung zu finden. Jeden Tag erscheinen die Trainingsberichte in den Zeitungen. Auch die Beschaffenheit der Rennbahn spielt eine Rolle. Manche Pferde leisten viel auf hartem Boden, andere lieben gerade das Gegenteil. Das Interessante an diesem Rennen ist vor allem, daß die Pferde, die daran teilnehmen, die Rennbahn zum erstenmal betreten.
Auf Portonius wurde viel gewettet. Die Agenten George Frodmeres informierten ihn genau über den Stand der Dinge. Leichter war es, Geld auf Donavan zu setzen, über dessen Trainingsstand in den Zeitungen dauernd berichtet wurde. Gerade in den letzten Tagen lauteten die Meldungen sehr günstig.
Die Eingeweihten folgten mit großem Interesse dem Training John Presidents, der kein Geheimnis daraus machte. Er behauptete stets, daß er große Hoffnungen auf Donavan setze, und die Fachleute hatten sich persönlich von den guten Eigenschaften des Pferdes überzeugen können. Donavan galt als einer der aussichtsreichsten Kandidaten für das Rennen. Aber wetten werden nicht allein auf Trainingsberichte hin abgeschlossen. Es war merkwürdig, daß auf Portonius am meisten gesetzt wurde. John President selbst war sehr vorsichtig und hatte noch vierzehn Tage vor dem Rennen keinen einzigen Schilling gesetzt. Aber Donavan machte gute
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