Der Derbysieger
gelang, holte er Hilfe herbei und brachte ihn in einem Wagen zur Polizeistation. Man entdeckte dann, daß der Mann unter seinen Kleidern einen Sträflingsanzug trug. Alles stimmte genau, sogar die Gefängnisnummer. Es blieb nichts anderes übrig, als ihn zu verhaften und sich mit der Verwaltung des Portland-Gefängnisses in Verbindung zu setzen. Am nächsten Morgen kam der Mann zu sich und protestierte heftig gegen die Anklage. Er erzählte eine unglaubliche Geschichte, daß man ihn betäubt habe. Trotzdem wurde er oberflächlich von den Wärtern wiedererkannt, die ihn nach Portland brachten. Der Gefängnisdirektor und der Anstaltsarzt haben ihn dann verhört. Er blieb aber hartnäckig bei seiner Behauptung, daß er nicht der entkommene Sträfling sei. Als man ihn genauer untersuchte, fand man auch heraus, daß ein Irrtum vorliegen mußte. Die Nummern der Sachen wurden verglichen, und man entdeckte, daß sie gefälscht waren. Die Sache ist ein großes Rätsel. Ich bin nun von London gekommen und möchte Sir George und Sie bitten, mich nach dem Gefängnis von Portland zu begleiten. Die Persönlichkeit des Mannes, der sich selbst Kitson nennt, muß festgestellt werden.«
»Ich glaube bestimmt, daß er es ist«, entgegnete Sir George. »Ich habe selbst das Bild des ausgebrochenen Gefangenen gesehen, und mir ist sofort die außerordentliche Ähnlichkeit aufgefallen. Ist es tatsächlich nötig, daß ich auch mitkomme?«
»Ich fürchte, es ist notwendig«, erwiderte Inspektor Grayson.
»Wir müssen wirklich alle drei hingehen? Monsieur Soltescu braucht uns doch sicherlich nicht zu begleiten. Er will mit dem nächsten Zug abfahren. Es genügt doch, wenn Mr. Wilton dabei ist.«
»Es wäre aber besser, Sie kämen alle mit.«
»Das ist mir sehr unangenehm«, meinte Sir George nach einer Pause. »Ich habe jemand hierher eingeladen, und ich wollte bei seiner Ankunft natürlich gern zugegen sein. Aber das ist nun Nebensache. Vor allem müssen wir sehen, daß dieser Pechvogel aus dem Gefängnis befreit wird. Wie weit ist es denn von hier nach Portland?« »Nicht allzu weit, man kann die Strecke bequem im Auto machen.«
»Nun, dann bleibt also nichts anderes übrig«, erwiderte Sir George resigniert. »Wir müssen hinfahren, Toady. Holen Sie Ihren Mantel, ich lasse den Wagen sofort kommen. Bei der Gelegenheit können wir ja auch Soltescu zum Bahnhof bringen. Begleiten Sie uns, Inspektor?«
Der Beamte nickte.
»Wenn Sie es wünschen. Sonst kann ich ja auch den Zug benützen. Aber ich komme dann wahrscheinlich erst einige Stunden später in Portland an, und Sie müßten auf mich warten.«
Sir George war wirklich ärgerlich, denn alle seine Dispositionen wurden über den Haufen geworfen. Er hatte das Haus und das Landgut noch nicht verlassen, seitdem das Training von Portonius begonnen hatte, aber er konnte jetzt nichts ändern Kitson durfte nicht im Gefängnis bleiben, sonst erzählte der Mann womöglich noch Dinge, die verhängnisvoll werden konnten.
Er sprach mit seinem Hausmeister, bevor er abfuhr.
»Ich erwarte einen Herrn aus der Stadt, Gillespie. Seien Sie recht liebenswürdig zu ihm. Er kann alle Räume benützen, denn er soll sich hier zu Hause fühlen. Spätestens morgen früh komme ich wieder zurück.«
»Jawohl, Sir George. Und wie ist es mit Portonius?«
»Ach, der Mann kann das Pferd ruhig sehen. Sorgen Sie dafür, daß es ihm hier gefällt. Er ist gerade kein Gentleman«, fügte er zögernd hinzu, »aber Sie müssen ihn trotzdem als einen solchen behandeln.«
»Ganz wie Sie wünschen.«
Kurz darauf fuhren sie in dem großen, blauen Wagen des Baronets ab, um Bud Kitson aus seiner wenig angenehmen Lage zu befreien.
Eine halbe Stunde nach der Abfahrt Sir Georges hielt ein anderer Wagen vor der großen Treppe des Herrenhauses in Pennwaring.
Der Hausmeister, der darauf vorbereitet war, kam eilig die Stufen herunter, um den Fremden zu begrüßen.
»Es tut Sir George außerordentlich leid, daß er Sie nicht persönlich empfangen kann, aber er wurde unerwartet abgerufen. Er läßt Sie bitten, es sich hier bequem zu machen, bis er zurückkommt.«
Der große, schlanke Herr, der aus dem Auto stieg, nickte. Als er sah, daß der Hausmeister sich um sein Gepäck kümmern wollte, sagte er leichthin: »Meinen Koffer habe ich nicht mitgebracht, ich bleibe nicht lange. Wann wird Sir George denn wieder hier sein?«
»Spätestens morgen früh.«
»Gut, dann will ich den Tag über hierbleiben. Ich habe mich telegrafisch
Weitere Kostenlose Bücher