Der Derbysieger
aber ans Ufer gehe, die Polizei rufe und ihr alles mitteile?« fragte Kitson frech.
»Welchen Nutzen hätten Sie davon? Sie saßen doch schon einmal im Portland-Gefängnis. Wollen Sie wieder dorthin wandern? Wenn Sie Ihre Drohung wahrmachen sollten, werde ich schon dafür sorgen, daß Sie wieder hinkommen.«
»Ich glaube, das wird Ihnen kaum gelingen.«
»Auf Ihren Glauben kommt es gar nicht an«, entgegnete Sir George mit einem rauhen Lachen. »Ich kenne Ihr Vorleben ganz genau. In Monte Carlo wurde ein Mann ermordet, und Sie standen dabei und rührten keinen Finger, um den armen Teufel zu retten. Seit der Zeit haben Sie den Mörder erpreßt. Das ist an und für sich schon strafbar, außerdem sind Sie auch der Beihilfe zum Mord schuldig.«
»Sie wissen zuviel«, sagte Bud Kitson merkwürdig langsam und ruhig.
Blitzschnell schlug er Sir George die Pistole aus der Hand, und die Waffe fiel polternd auf das Deck.
»Lassen Sie mich los«, brüllte der Baronet, als Bud ihn an der Kehle packte.
Sie rangen miteinander auf dem Deck des großen Hausbootes. Plötzlich sprang Kitson zurück und schlug Sir George mit einem Kinnhaken zu Boden, so daß dieser besinnungslos liegenblieb. Vorsichtig beugte er sich über ihn, durchsuchte seine Taschen und fand, was er haben wollte. Er steckte die Brieftasche und die Pistole Sir Georges ein, zog dann ohne weitere Umschweife den Bewußtlosen an die Reling und warf ihn ins Wasser. Einige Zeit blieb er noch dort stehen und schaute in die dunklen Fluten, aber es war nichts mehr von Sir George zu sehen. Schnell ging er über das Deck und rief den Kapitän des Schleppers.
»Machen Sie Ihre Taue los und lassen Sie das Hausboot treiben!« befahl er.
Er hörte den Maschinentelegrafen, der das Signal zum Stoppen gab. Der Kapitän stieg von seiner kleinen Brücke und kam nahe an die Reling.
»Ist etwas nicht in Ordnung?« fragte er.
»Machen Sie das Hausboot los«, wiederholte Bud.
»Ich kann Sie aber doch nicht mitten im Strom treiben lassen!« entgegnete der Kapitän verwundert.
»Dann bringen Sie das Boot bis ans Ufer und lassen Sie es dort liegen«, erwiderte Kitson.
»Wo ist denn der andere Herr?«
»Der ist schon nach unten gegangen und hat sich schlafen gelegt.«
Der Kapitän zögerte.
»Und was wird aus meiner Heuer?«
Kitson nahm einen Geldschein aus der Tasche, lehnte sich über die Reling und reichte ihn hinüber.
»So, damit sind Sie bezahlt.«
Der Kapitän trat unter eine Lampe und erstaunte über die Höhe des Betrages.
»Ich werde Ihnen das Wechselgeld herausgeben.«
»Sie können den Rest behalten. Bringen Sie mich nur bis zum Ufer und fahren Sie dann fort.«
Aber selbst, als der Kapitän den Auftrag ausgeführt hatte, konnte er sich noch nicht beruhigen und fragte, ob er nicht noch weitere Hilfe leisten sollte.
»Ich kann den Kasten schon allein festmachen«, erklärte Bud.
Er wartete eine halbe Stunde, bis die Lichter des Schleppers um die Biegung des Flusses verschwunden waren. Bis jetzt hatte alles geklappt. Er hatte das Hausboot nicht festzumachen brauchen, denn es war auf einer Schlammbank festgefahren und rührte sich nicht von der Stelle. Kitson ging nach unten. Seine Frau lag auf einer Couch im Salon.
»Sir George ist über Bord gefallen«, sagte er kurz, nachdem er sie geweckt hatte.
Sie sahen sich einen Augenblick an und verstanden sich.
»Mach dich fertig, damit wir fortgehen können. Wir müssen uns beeilen.«
»Was wird denn aus dem Mädchen?«
»Die kann hier bleiben. Die kleine Meinungsverschiedenheit zwischen mir und Sir George ist doch nur zu ihrem Besten.«
Die Vorbereitungen waren bald getroffen. Er wechselte seine leichten Schuhe gegen ein Paar kräftige Stiefel aus und durchsuchte dann Sir Georges Kabine. In einem Handkoffer fand er eine große Summe Bargeld.
Seine Frau war schon längst fertig und wartete auf ihn.
»Wäre es nicht besser, wenn wir sie riefen?« fragte sie.
»Nein, wir haben keine Zeit zu solchen Dummheiten. Wir müssen jetzt vor allem an uns selbst denken.«
»Was ist denn aus ihm geworden?« fragte sie und zeigte mit dem Kopf nach dem Deck.
»Halt den Mund und stell keine albernen Fragen.«
Als er vorhin auf dem Deck stand, hatte er geglaubt, die Spitze des Bootes sei dem Ufer so nahe, daß man von dort aus an Land springen könnte. Aber jetzt bemerkte er zu seiner Überraschung, daß ihn ein breiter Streifen Wasser vom Ufer trennte.
»Das Boot ist ins Treiben gekommen«, sagte er mit einem Fluch und
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