Der Diamant im Bauch der Kobra
Klößchen.
„Natürlich nicht. Aber Kopf und
Fell und Pranken. Holzwolle-Innereien und Glasaugen sind ja dann Mortibodis
Job. Dass dieser Kerl sich nicht schämt! Er hätte Anzeige erstatten müssen.“
„Der doch nicht!“ Gaby lachte
auf. „Ich sagte ja schon: Wenn ich seinen Namen nur höre — kriege ich Brechreiz
und Bauchweh.“
Die Kids wandten sich ab und
gingen um die Ecke des Flachbaus nach vorn, wo der Garten jetzt wieder in
völliger Dunkelheit lag, denn Wolken verdeckten den Mond.
Auf der Straße rollte ein Wagen
heran, langsam — und hielt vor Mortibodis Tor, ein Kleintransporter ohne
Fenster am Laderaum. Die Scheinwerfer erloschen. Ein Mann stieg aus.
„Pst!“, machte Tim. „Der will
hierher?“
Der Mann kam zum Tor und
öffnete es, ohne TKKG zu bemerken.
„Ob das Mortibodi ist?“,
flüsterte Gaby. „Gesehen habe ich ihn noch nicht.“
„Scheint so.“ Auch Tim
flüsterte.
Der Mann stieg wieder in den
Wagen, schaltete die Scheinwerfer an und fuhr vor die Garage. Dabei beschrieb
das Fahrzeug einen kleinen Bogen und die Lichtstrahlen streiften TKKG und den
leise knurrenden Oskar.
Augenblicklich stoppte das
Fahrzeug und setzte zurück. Aber nur, um in eine andere Position zu kommen.
Denn jetzt wurden TKKG angestrahlt wie Stars auf der Bühne.
Motor aus. Schlag auf. Sohlen
hart auf dem Asphalt. Dann eine Stimme wie Stahl.
„Keine Bewegung!
Stehenbleiben!“
Für wen hält der uns?, dachte
Tim. Und erwiderte: „Nicht aufregen, Mann! Wir sind keine Einbrecher.“
„Das kann jeder behaupten. Ich
habe euch überrascht.“
„Überrascht wobei?“, fragte
Tim. „Dabei, dass wir hier stehen? Aber das können wir erklären, Herrrr
Mortibodi.“
„Ich bin nicht Mortibodi. Und
rührt euch nicht, sonst... sonst... Ich habe ein Gewehr im Wagen.“
„Der will auf uns schießen“,
sagte Karl. „Will er das damit sagen? Ich glaube, der Typ rastet aus.“
„Bevor er ausrastet“, sagte Tim
laut, „wird er uns erst mal erklären müssen, wer er ist und was er hier will.
Haben Sie verstanden, Mann? Also raus mit der Sprache! Denn vielleicht sind Sie
der Einbrecher und sind gleich mit dem LKW gekommen, weil’s hier sperrige Beute
gibt, nämlich ausgestopfte Tiere.“
„Bist du übergeschnappt!“,
schimpfte der Mann aus dem Dunkel hinter dem Scheinwerferlicht.
„Keine Beleidigungen!“, warnte
Tim. „Sonst bin ich es, der ausrastet. Und ich brauche kein Gewehr, um meine
Ehre zu verteidigen. Also — wer sind Sie?“
Der Typ gab klein bei. „Ich bin
Dr. Volker Wiegand und ein guter Freund von Ulrich Mortibodi. Ulrich ist zur
Zeit in Italien und ich bin hergekommen, um nach dem Rechten zu sehen. Damit Typen
wie ihr hier nicht einbrechen.“
„Wir sind keine Einbrecher“,
erwiderte Tim. „Wir waren heute Nachmittag hier, weil ein Freund von uns —
Professor Mike Brigland aus Boston — den Mortibodi sprechen wollte. Dabei
hörten wir vom Nachbarn drüben, dass der Tierpräparator nicht da ist. Vorhin
stellte meine Freundin dann fest, dass sie vermutlich hier ihr Knöchelkettchen
verloren hat. Deshalb sind wir nochmal gekommen — mit drei Taschenlampen. Wir
hatten Glück und haben das Kettchen gefunden.“
„Hm... ehm... hm“, knurrte
Wiegand. „Dann will ich’s mal glauben.“
„Es ist uns völlig egal“, sagte
Tim, „ob Sie’s glauben oder nicht. Wenn Sie noch Fragen haben, können Sie
Hauptkommissar Glockner anrufen im Polizeipräsidium. Gaby ist seine Tochter.“
„Schon gut, ich glaub’ euch
ja.“
Wiegand schaltete die
Scheinwerfer aus und kam heran. Im Mondlicht konnten TKKG ihn erkennen. Er war
groß, hager und ungefähr 40. Ein Gesicht mit scharfen, fast verbissenen Zügen,
von Wind und Wetter gegerbt. Seine hellen Augen schimmerten im Mondlicht
ähnlich wie die Glasaugen der präparierten Tiere.
Aber dieser Typ lebt, dachte
Tim, und falls er einen Schreibtischberuf hat, dann verbringt er jede freie
Minute in der Pampa. Er riecht förmlich nach Schweiß und Abenteuer. Aber er ist
auch der erste Typ, bei dem mir das überhaupt nicht gefällt. Vermutlich ein
Jäger. Eine Schweinebacke, die das Töten von Tieren — natürlich von Wildtieren
— zu ihrer Leidenschaft erklärt hat. Ein abartiger Stiefelputzer! Aber Genaues
wissen wir ja noch nicht.
„Ich habe euch meinen Namen
genannt“, sagte Wiegand. „Und wie heißt ihr?“
Es bestand kein Grund, das zu
verheimlichen. TKKG stellten sich vor, aber höfliche Floskeln oder gar ein
Händedruck wurden
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