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Der Diamant im Bauch der Kobra

Der Diamant im Bauch der Kobra

Titel: Der Diamant im Bauch der Kobra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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angebrochen.
    „Bin kein bisschen müde“, sagte
Gaby. „Das macht die Aufregung. Joan erwartet uns. Sie ist bestimmt in der
Ankunfthalle.“
    Dort war sie tatsächlich, eine
braun-blonde fast 16Jährige mit Sommersprossen und Stupsnase. Sie hatte sich
gekleidet wie ein Cowgirl, roch aber nach Pfefferminz und nicht nach
Rinderstall. Gaby stellte das fest, als sie von Joan umarmt und fast erdrückt
wurde.
    „Willkommen! Ich freue mich.
Fantastisch! Wie war die Reise?“, sprudelte Joan hervor — in lupenreinem
Deutsch. „Aber warum wohnt ihr im Hotel? Warum seid ihr nicht meine Gäste?“
    „Das gehört zu dem
super-günstigen Pauschal-Angebot unseres Reisebüros“, erklärte Tim. „Flug und
eine Woche im Hotel ist preiswerter als hätten wir anderweitig nur den Flug
gebucht. Im Übrigen hängt ihr beide ja zusammen rund um die Uhr.“
    „Und du darfst dich
dranhängen“, lachte Gaby.
    Die Formalitäten waren
erledigt. Tim hatte sich das Gepäck geangelt und schleppte mit beiden Händen.
Die Mädchen, vertraut wie beste Freundinnen, gingen schnatternd voran. Im
Flughafen war es angenehm kühl. Draußen schlug die Hitze wie mit Keulen zu.
Kein Wölkchen war am Himmel, Joan steuerte auf einen Pritschenwagen zu, mit dem
sie gekommen war: ihr Eigentum. Natürlich hatte sie eine Fahrerlaubnis, und die
Reifen besaßen noch genügend Profil.
    Das Gepäck kam auf die
Ladefläche. In der Fahrerkabine rückten die drei zusammen.
    „Es sind zehn Meilen bis
Springfield“, sagte Joan. „Der Airport hier versorgt die ganze Umgebung.
Springfield ist ja nur eine Kleinstadt, was aber nicht heißt, dass wir von
sozialen Problemen verschont bleiben. Auch hier gibt es Armut und
Hilfsbedürftige. Ich helfe, wo ich kann. Zur Zeit kümmere ich mich um Sheila
und Bill. Ihr werdet sie kennenlernen.“
    „Uns interessiert alles“,
behauptete Gaby und tauschte mit Tim einen Blick. Mit den Problemen, die Mike
Brigland betrafen, wollten sie nicht gleich ins Haus fallen.
    Fängt ja gut an, dachte Tim.
Soviel wusste er: Joan engagierte sich sehr, wenn es darum ging, Pennern,
Haftentlassenen und Entwurzelten das Dasein zu erleichtern. Kein Brief an Gaby,
in dem nicht davon die Rede war. In der karierten Cowgirl-Bluse schlug
offensichtlich ein gutes Herz.
    Sie erreichten Springfield.
    Die Kleinstadt döste in der
Hitze. Die Männer trugen Stetsons ( Cowboy-Hut ). Ein Teil der Häuser war
im Kolonialstil erbaut — mit Holzveranden und weißem Anstrich. Andere
Straßenzüge sahen aus wie Kulissen eines Westernfilms.

    Sie fuhren an der Bank of
America vorbei. Das Geldinstitut protzte mit moderner Fassade. Die Western-Bank
in einer Nebenstraße sah mehr wie eine Baracke aus. Vor dem Springfield-Plaza
parkten chromglänzende Straßenkreuzer. Joan stellte ihren Pritschenwagen dazu.
    „Erst müsst ihr ja mal die
Zimmer belegen. Und duschen. Und... Wann soll ich euch abholen? Wollen wir bei
mir essen? Wir können machen, was wir wollen. Meine Eltern sind bis Sonntag
verreist. Hochzeitstag haben sie. Das ganze Haus hätten wir für uns. Wirklich
dumm, dass ihr hier wohnt. Aber der Plaza-Luxus ist nicht zu verachten. Ich
mache Steaks mit Maiskolben, ja? Und dann fahren wir zu Sheila und Bill.“
    „Abgemacht“, nickte Gaby. „Also
in einer halben Stunde.“
     
    *
     
    Sie erhielten nebeneinander liegende
Zimmer im zweiten Stock des Seitentraktes, den man wohl erst dieses Jahr
angebaut hatte. Er roch noch so neu.
    Die Zimmer lagen rückseitig, wo
das Plaza U-förmig einen Park umschloss. Er sollte Urwald vortäuschen und das
gelang ihm.
    Gaby beugte sich aus dem
Fenster, atmete blütenschwere Luft und sah zur Terrasse, auf der sich einige
Ladies ihren Eistee reinzogen. Unter dem Fenster war die Hauswand nicht glatt,
sondern knollig wie die berühmte Warzen-Wand in den Schweizer Alpen. Der
Architekt hatte Natursteine eingelassen, um den Anblick zu beleben.
    Hübsch, dachte Gaby. Und so
praktisch wie eine Leiter.
    Sie packte aus, ging unter die
Dusche, spülte eingebildeten Reisestaub von sich und bekam allmählich Appetit
auf Maiskolben. Steaks sind ja nicht ihr Bier. Engagierte Tierschützer haben
zum Glück ein gestörtes Verhältnis zu fleischlicher Nahrung.
    Gaby war noch nicht angezogen,
als es klopfte. Gleich darauf wurde die Tür geöffnet. Sie hatte schon ihre
Sandale gegriffen, um sie Tim an den Kopf zu werfen. Aber es war Joan, die
freudestrahlend hereintanzte.
    „Wir müssen uns beeilen. Die
Steaks sind auf dem Grill. Für dich

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