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Der Diamant im Bauch der Kobra

Der Diamant im Bauch der Kobra

Titel: Der Diamant im Bauch der Kobra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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nicht ausgetauscht.
    Oskar hatte sich schnüffelnd
Wiegands Hosenbeinen genähert, wich aber plötzlich zurück, fast mit gekrauster
Hundenase. Er knurrte.
    „Netten Hund habt ihr“, meinte
Wiegand.
    Ich würde wetten, dachte Tim,
dass er Hunde nicht mag. Wer mit einem Tierpräparator befreundet ist, dem sind
unsere Schöpfungsgenossen am liebsten in ausgestopftem Zustand.
    „Was will denn euer
amerikanischer Freund von Ulrich?“, fragte Wiegand.
    „Keine Ahnung“, antwortete Tim
rasch und hatte das Empfinden, die Unwahrheit sei im Moment strategisch sehr
angebracht, „ist wohl was Geschäftliches. Mike ist auf Europa-Trip und kommt in
zwei Wochen nochmal vorbei. So, für uns wird es jetzt Zeit. Tschüss!“
    TKKG samt Oskar trollten sich
zu ihren Bikes.

6. Trophäen für Spinner
     
    Wiegand verharrte vor der Garage.
Er sah den Kids nach, hörte, wie sie auf ihre Tretmühlen stiegen, leise
miteinander redeten, abfuhren. Stimmen und Fahrgeräusche verklangen dann am
Anfang der Straße, wo die Einmündung zum Klärbacher-Weg ist, der am Schlachthof
vorbeiführt und weiter Richtung Innenstadt.
    Wiegand kaute auf der
Unterlippe. Er hatte stressige Tage hinter sich, kam eben aus Afrika zurück,
hatte gejagt mit seinen dortigen Komplizen, war Wildhütern nur knapp entkommen
und hatte dann eine Menge Schmiergelder zahlen müssen an korrupte Einheimische,
um seine Jagdbeute außer Landes zu schaffen. Die umfangreiche Ladung — ein
luftdichter Stahlbehälter — war falsch etikettiert, nämlich als
Diplomatengepäck. Das wird nicht kontrolliert. So kann man nahezu alles
schmuggeln — aus jedem Teil der Welt nach Europa. Auch wenn es sich um die
ausgeweideten Kadaver von zwei Berggorillas handelt, zwei mächtigen Männchen,
zwei Silberrücken.
    Dass Gorillas unter strengstem
Schutz stehen, ebenso wie Schimpansen, weiß natürlich inzwischen jedermann,
selbst jeder Volltrottel überall auf der Welt. Umso höher der Wert als Rarität,
als Besonderheit.
    Und zum Glück, dachte Wiegand,
kenne ich all die sogenannten Großwildjäger, die die Klappe bis zu den Ohren
aufreißen, wenn sie von ihren Wahnsinns-Pirschgängen und lebensgefährlichen
Safaris berichten. Aber geschossen haben sie nie etwas — allenfalls öfters die
Unterhose wechseln müssen, wenn fernab im Busch ein Löwe brüllt. Geld haben
sie, diese Pfeifen. Angeben wollen sie — und sei’s nur unter gleichgesinnten
Freunden.
    Darauf hatte er ein Geschäft
aufgebaut, zusammen mit Mortibodi. Ein illegaler Handel von Privat an Privat —
und beide verdienten sich eine goldene Nase. Die Gorilla-Kadaver in dem
Metallcontainer, der in dem Kleintransporter stand, waren ein Vermögen wert und
bereits verkauft. Die Abnehmer — zwei megareiche Sonntagsjäger — würden je 300
000 DM bezahlen für die von Mortibodi präparierten Berggorillas: Präparate in
Lebensgröße.
    Wiegand vergewisserte sich,
dass er unbeobachtet war. Dann zog er den Container durch die Hecktür aus dem
Wagen und schleifte ihn ins Haus, zu dem er den Schlüssel hatte, und hinunter
in den Keller zum Kühlraum.

    Alles war wie sonst.
    Leo Knakow, der Einbrecher,
hatte keine Spuren hinterlassen. Auch der Aktenschrank im Kühlraum war
ordentlich geschlossen. Kartei und Unterlagen — von deren Vorhandensein Wiegand
nichts wusste — befanden sich allerdings in Leos Besitz. Denn der Einbrecher hatte
viel damit vor.
     
    *
     
    Es war wegen der
Brieffreundschaft. Seit zwei Jahren bestand sie zwischen Gaby und Joan Collins.
Ihre Ergüsse, versehen mit dem Luftpost-Aufkleber, überquerten den Atlantik:
nicht gerade jeden zweiten Tag, aber mindestens einmal im Monat. Gaby schrieb
englisch, Joan deutsch — und dass man sich sympathisch war, wurde ersichtlich
trotz Stilblüten und grammatikalischer Schnitzer.
    Joan lebte in Springfield,
Virginia, und war vor Freude ganz happy, als Gaby ihren Besuch ankündigte. Über
Tim wusste Joan bereits mehr als er selbst von sich. Erkannt hätte sie nicht
nur ihn, sondern auch die restlichen TKKG-Mitglieder, denn gelegentlich
schickte Gaby Fotos mit. Karl und Klößchen waren allerdings nicht mitgekommen.
Die erste Woche der Sommerferien mussten sie ihren Eltern widmen.
    Hitze flimmerte über einer
Ebene mit endlosen Kornfeldern, als das Pärchen aus dem Jumbo-Jet kletterte.
Ein langer Flug lag hinter ihnen. Sie hatten die Sonne verfolgt, was den Tag
bekanntlich verlängert. Hier machte sich der Nachmittag breit. Daheim in Europa
war längst die Nacht

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