Der dicke Löwe kommt zuletzt
sie kommen. Alle liefen zum Hafen, um sie zu begrüßen. Onkel Guckaus winkte mit dem karierten Taschentuch. Zie meckerte, und Schipp setzte sich auf einen Pfahl, um sich möglichst groß zu machen. Ach, wie winzig wirkte er später neben den beiden Löwen.
Löwine bemerkte es, noch ehe sie anlegten. »Wie niedlich«, rief sie ihm zu, »du siehst ja aus wie ein Löwenbaby! « Und sie schloß ihn gleich in ihr Herz.
Schipp wußte nicht so recht, ob er sich ärgern oder freuen sollte. Er genierte sich etwas vor Zie. Er wandte sich Löwe zu und maunzte absichtlich männlich und ungerührt. »Wie geht’s, alter Knabe? Schön, dich wiederzusehen! Herzlichen Glückwunsch zur Vermählung!«
»Ganz meinerseits... mähähähähähähä«, meckerte Zie. »Das ist ja mal ausnahmsweise wirklich ein freudiges Ereignis!« Aber vorsichtshalber zog sie sich hinter Onkel Guckaus’ Beine zurück, als Löwe und Löwine aus dem Boot sprangen.
»Nun«, fragte Löwe seine Frau, »wie gefällt es dir hier?«
»Es würde mir schon gefallen«, antwortete sie, »wenn du mich nicht alleine ließest!«
»Nicht zu ändern!« brummte er.
»Wir haben dir meinen Stall eingerichtet!« meckerte Zie. »Er ist warm und trocken, und wir haben frisches Stroh aufgeschüttet. Du hast also ein kleines Haus für dich. Du wirst dich sicher wohl fühlen. Du kannst dich immer an mich wenden, wenn du Sorgen hast, ich weiß, wie es ist, wenn man Kinder bekommt und sie trockenlegt und ernährt und aufzieht. Frage nur nicht die Männer! Und reg dich über nichts auf, ich bin ja da!«
»Ph«, machte Schipp. Er blinzelte Löwine belustigt mit einem Auge zu. Da wurde ihr warm ums Herz.
Onkel Guckaus führte sie zum Leuchtturm, zu Zies Stall. Sie hatten ihn gescheuert und frisch gestrichen. Sogar Vorhänge hatte Guckaus vors Fenster gehängt.
»Soviel Mühe — das wäre wirklich nicht nötig gewesen!« meine Löwine gerührt.
Möwe hatte der Landung aus der Luft zugesehen. Als die Gesellschaft im Ziegenstall verschwand, dachte sie: Nun bin ich wohl überflüssig und kann mich wieder um meine eigenen Angelegenheiten kümmern. In ein paar Tagen werde ich schauen, wie es allen geht!
Eigentlich hatte Löwe schon am nächsten Morgen wieder abfahren wollen, eigentlich! Er hatte schon ein ernstes Gespräch mit Vater Schluckauf geführt, und dieser hatte ihm versprochen, ihn zur Glücklichen Insel zu bringen. »Ist ja selbstverständlich-huck-hol’s der Deubel!« hatte Vater Schluckauf gemurmelt und dreimal kräftig über Bord gespuckt. Damit war der Fall für ihn erledigt, basta!
Aber schon in der ersten Nacht nach ihrer Ankunft auf der Leuchtturminsel wurde Löwine unruhig. Sie atmete heftig, seufzte, stöhnte und fand keine Ruhe auf dem Stroh.
Eine schmale Mondsichel leuchtete blaß durch das winzige Fenster. Und wenn der Strahl des Scheinwerfers über den Stall kreiste, blitzte es hell auf.
Löwe erwachte. Er war sehr besorgt. »Gefällt dir etwas nicht? Sticht dich das Stroh? Willst du lieber draußen schlafen? Du verträgst vielleicht die Luftveränderung nicht...«
Sowenig Löwine auch danach zumute war, sie mußte doch lachen. »Dummkopf! Bitte laß mich alleine!«
»Nanu?« brummte Löwe.
»Verschwinde schon endlich!« knurrte sie ungeduldig.
Da erhob er sich entrüstet und trottete hinaus. Er murmelte: »Diese Launen!«
Unruhig trabte er über die dunkle Wiese. Er fand keine Ruhe. Der Mond schimmerte so kalt, der sich ständig drehende Scheinwerfer machte ihn verrückt, es wehte ein kühler, feuchter Wind vom Meer, er roch nach Salz und erinnerte ihn an schreckliche Stunden.
Er trabte zum Hafen. Hier traf er Kater Schipp, der wohl auch einen Nachtspaziergang machte. »Wir Katzen haben doch vieles gemeinsam!« maunzte Schipp.
»Kannst du auch nicht schlafen?« fragte Löwe. »Löwine hat mich fortgeschickt. Seltsame Geschöpfe sind die Frauen. Sie hat sich wohl noch nicht an ihr neues Heim gewöhnt!«
»Ph«, machte Schipp. »Bei Frauen weiß man nie, woran man ist! Rätselhaft! Wir Männer sind da anders. Viel einfacher! Ph! Übrigens eine reizende Person, deine Frau, Löwe, etwas zu groß für mich, natürlich — aber sie gefällt mir wirklich sehr gut!«
»Danke!« murmelte Löwe geschmeichelt. »Ja, ich habe Glück gehabt.«
»Das kann man wohl sagen«, meinte Schipp. »Verdammtes Glück! Ich hatte mal einen Freund, einen schwarzen Kater, der hat eine zänkische Katze geheiratet. Ich sage dir, der arme Kerl hatte zu leiden! Ob du es
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