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Der Dolchstoss

Der Dolchstoss

Titel: Der Dolchstoss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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und hörte nicht, ob Nalesean oder Beslan noch etwas riefen. Der Bursche wußte es! Er erinnerte sich daran, daß er einmal geglaubt hatte, Beslan und seine Mutter wären beide verrückt. Es war weit schlimmer! Ganz Ebou Dar war verrückt! Er war sich kaum der Würfel bewußt, die in seinem Kopf noch immer umherrollten.
    Reanne beobachtete von einem Fenster im Versammlungsraum aus, wie Solain die Straße hinab verschwand, die zum Fluß führte. Ein Bursche in einer bronzefarbenen Jacke folgte ihr auf dem Fuße, aber wenn er sie aufzuhalten versuchte, würde er bald herausfinden, daß Solain keine Zeit für Männer hatte.
    Keanne war sich nicht sicher, warum der Drang heute so übermächtig geworden war. Seit Tagen begann er schon am Morgen und verging erst bei Sonnenuntergang, und sie hatte ihn tagelang bekämpft - infolge der strengen Regeln zögerten sie, sich auf das Recht zu berufen, daß der Befehl erst bei Halbmond ausgegeben würde, in sechs Nächten -, aber heute... Sie hatte den Befehl ausgesprochen, bevor sie nachgedacht hatte, und hatte sich nicht dazu bringen können, ihn bis zur gegebenen Zeit zurückzunehmen. Es würde gutgehen. Niemand hatte irgendwo in der Stadt ein Zeichen von den beiden jungen Närrinnen gesehen, die sich Elayne und Nynaeve nannten. Es hatte keine Notwendigkeit bestanden, unnötige Risiken einzugehen.
    Sie wandte sich seufzend wieder zu den anderen um, die warteten, bis sie ihren Platz eingenommen hatte, bevor sie sich selbst setzten. Alles würde gutgehen, wie es immer gewesen war. Geheimnisse würden bewahrt werden, wie sie seit jeher bewahrt worden waren. Aber dennoch... Sie konnte nicht Weissagen oder Ähnliches, aber dieser Drang hatte ihr vielleicht dennoch etwas vermittelt. Zwölf Frauen betrachteten sie erwartungsvoll. »Ich denke, wir sollten erwägen, jedermann, der nicht den Gürtel trägt, eine Weile auf die Farm zu schicken.« Es gab kaum Widerspruch. Sie waren die Älteren, aber sie war die Älteste. Zumindest darin schadete es nicht, sich wie Aes Sedai zu verhalten.

KAPITEL 11
    Der erste Becher
    Ich verstehe das nicht«, protestierte Elayne. Man hatte ihr keinen Stuhl angeboten. Tatsächlich hatte man ihr, als sie sich hinsetzen wollte, kurz beschieden, sie solle stehen bleiben. Fünf Augenpaare waren auf sie gerichtet, fünf Frauen mit angespannten, grimmigen Gesichtern. »Ihr verhaltet Euch, als hätten wir etwas Schreckliches getan, obwohl wir die Schale der Winde gefunden haben!« Zumindest stand dies unmittelbar bevor, wie sie hoffte. Die Nachricht, mit der Nalesean eilig zurückgekehrt war, war nicht allzu eindeutig. Mat hatte verkündet, er hatte sie gefunden. Oder etwas sehr Ähnliches, hatte Nalesean eingeräumt. Je länger er sprach, desto stärker schwankte er zwischen vollkommener Gewißheit und Zweifeln. Birgitte war zur Beobachtung von Reannes Haus zurückgeblieben. Sie schwitzte anscheinend und langweilte sich. Auf jeden Fall waren die Dinge in Bewegung geraten. Elayne fragte sich, wie Nynaeve vorankam. Hoffentlich besser als sie selbst. Dies hatte sie sicherlich niemals erwartet, wenn sie ihren Erfolg verkündete.
    »Ihr habt ein Geheimnis gefährdet, das seit über zweitausend Jahren von jeder Frau, welche die Stola trägt, streng bewahrt wurde.« Merilille saß starr aufgerichtet da und schien sich am Rande eines Schlaganfalls zu befinden. »Ihr müßt verrückt gewesen sein! Nur Wahnsinn könnte dies entschuldigen!«
    »Welches Geheimnis?« fragte Elayne.
    Vandene, die neben Merilille saß, richtete verärgert ihre hellgrünen Seidenröcke. »Dafür ist noch genug Zeit wenn Ihr wirklich erhoben worden seid, Kind. Ich dachte, Ihr hättet ein wenig Verstand.« Adeleas, in dunkelgrauem Tuch mit tiefbraunen Verzierungen, nickte und spiegelte so Vandenes Mißfallen wider.
    »Man kann dem Kind nicht vorwerfen, ein Geheimnis enthüllt zu haben, das es nicht kennt«, bemerkte Careane Fransi zu Elaynes Linken und regte sich in ihrem grüngoldenen Lehnstuhl. Sie war nicht stämmig, hatte aber fast so breite Schultern und dicke Arme wie die meisten Männer.
    »Das Burggesetz gestattet keine Entschuldigungen«, warf Sareitha schnell in recht überheblichem Tonfall ein, wobei ihr normalerweise wißbegieriger Blick streng wirkte. »Wenn erst bloße Entschuldigungen gestattet sind, wird das Gesetz selbst seine Gültigkeit verlieren.« Ihr hochlehniger Stuhl stand zu Elaynes Rechten. Nur sie trug ihre Stola, aber Merililles Wohnraum war wie ein Gericht angeordnet

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