Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Doppelgänger

Der Doppelgänger

Titel: Der Doppelgänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fëdor Michajlovic Dostoevskij , Fedor Michajlovic Dostoevskij
Vom Netzwerk:
Begeisterung, die sogar in dem Verhalten eines jungen Registrators deutlich zum Ausdruck kam, der in diesem Augenblicke mehr einem Staatsrate als einem Registrator glich und, als er Andrei Filippowitschs Rede anhörte, ebenfalls in Tränen ausbrach. Seinerseits glich Andrei Filippowitsch in diesem feierlichen Augenblickegar nicht einem Kollegienrate und Abteilungschef in einem Departement, nein, er hatte Ähnlichkeit mit etwas anderem, ich weiß nur nicht, womit eigentlich, aber nicht mit einem Kollegienrate. Er glich etwas Höherem! Endlich ... o warum verstehe ich mich nicht auf die geheime Kunst des hohen, kräftigen Stiles, des feierlichen Stiles, damit ich all diese schönen, erbaulichen Momente des menschlichen Lebens darstellen könnte, die absichtlich dazu geschaffen zu sein scheinen, um zu beweisen, wie manchmal die Tugend über die Böswilligkeit, die Freigeisterei, das Laster und den Neid triumphiert! Ich werde nichts sagen, sondern schweigend (und das wird besser sein als alle Redekunst) Ihnen auf diesen glücklichen Jüngling hindeuten, der in seinen sechsundzwanzigsten Frühling eintritt, auf Wladimir Sewjonowitsch, Andrei Filippowitschs Neffen, der, als er an der Reihe war, sich von seinem Platze erhob und einen Toast ausbrachte, und auf den die weinenden Augen der Eltern der Königin des Festes, die stolzen Augen Andrei Filippowitschs, die verschämten Augen der Königin des Festes selbst, die entzückten Augen der Gäste und sogar die einen wohlanständigen Neid bekundenden Augen mehrerer junger Kollegen dieses vortrefflichen Jünglings gerichtet waren. Ich werde nichts sagen, obwohl ich nicht umhin kann zu bemerken, daß alles an diesem Jüngling (der mehr einem Greise als einem Jüngling glich, was in einem für ihn vorteilhaften Sinne gesagt sein soll), alles, von den blühenden Wangen bis zu dem Assessorrange, den er bekleidete, daß dies alles in diesem feierlichen Augenblicke davon Zeugnis ablegte, zu einer wie hohen Stufe guteGesittung einen Menschen emporheben kann! Ich werde nicht beschreiben, wie endlich Anton Antonowitsch Sjetotschkin, der Tischvorsteher eines Departements, ein Kollege Andrei Filippowitschs und ehemals auch Olsufi Iwanowitschs und gleichzeitig ein alter Freund des Hauses und Klara Olsufjewnas Pate, ein ganz grauköpfiger alter Herr, im rechten Augenblicke einen Toast ausbrachte, dabei wie ein Hahn krähte und lustige Knüttelverse sprach, wie er durch eine so wohlanständige Vernachlässigung des Anstandes (wenn man sich so ausdrücken kann) die ganze Gesellschaft dahin brachte, bis zu Tränen zu lachen, und wie Klara Olsufjewna selbst zur Belohnung für diesen lustigen, liebenswürdigen Toast ihm auf Befehl ihrer Eltern einen Kuß gab. Ich werde nur sagen, daß endlich die Gäste, die nach einem solchen Diner natürlich gegeneinander wie Verwandte und Brüder gesinnt sein mußten, vom Tische aufstanden; wie dann die älteren, gesetzten Leute zunächst eine kurze Zeit zu freundschaftlichem Gespräche benutzten und dabei sogar recht offenherzig miteinander redeten, selbstverständlich in durchaus anständiger, liebenswürdiger Weise, dann aber sich ehrbar in ein anderes Zimmer begaben, sich, ohne die kostbare Zeit zu verlieren, in Partien verteilten und sich im Gefühl ihrer eigenen Würde an die mit grünem Tuche bezogenen Tische setzten; wie die Damen im Salon Platz nahmen, auf einmal alle außerordentlich liebenswürdig wurden und sich miteinander über verschiedene Gegenstände zu unterhalten begannen; wie schließlich der hochverehrte Hausherr selbst, welcher, während er im Dienste die Sache der Wahrheit und des Rechtes vertrat, desGebrauches der Beine verlustig gegangen und dafür mit all den oben erwähnten Dingen belohnt worden war, auf Krücken unter seinen Gästen umherging, gestützt von Wladimir Semjonowitsch und Klara Olsufjewna, und wie er, auf einmal ebenfalls außerordentlich liebenswürdig werdend, sich trotz der Kosten entschloß, einen kleinen, bescheidenen Ball zu improvisieren; wie zu diesem Zwecke ein gewandter junger Mann (eben der, welcher bei dem Diner mehr einem Staatsrate als einem jungen Manne ähnlich gewesen war) abgeschickt wurde, um Musikanten herbeizuschaffen; wie dann die Musikanten in einer Anzahl von ganzen elf Mann ankamen, und wie endlich Punkt halb neun Uhr die lockenden Töne einer französischen Quadrille erklangen, welcher verschiedene andere Tänze folgten ... Ich brauche nicht erst zu sagen, daß meine Feder zu schwach, zu matt

Weitere Kostenlose Bücher