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Sir Rogers himmlischer Kreuzzug

Sir Rogers himmlischer Kreuzzug

Titel: Sir Rogers himmlischer Kreuzzug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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1
     
    Erzbischof William, ein höchst gelehrter und heiliger Prälat, hat mir befohlen, jene großen Ereignisse, deren demütiger Zeuge ich war, in englischer Sprache niederzuschreiben. Und so ergreife ich im Namen des Herrn und meines Namenspatrons den Federkiel, vertraue darauf, daß sie meinen schwachen Kräften der Erzählung zu Hilfe kommen mögen, um künftiger Generationen willen, die vielleicht mit Nutzen den Bericht des Feldzugs von Sir Roger de Tourneville studieren und daraus lernen mögen, den großen Gott zu verehren, durch den alle Dinge geschehen.
    Ich werde von diesen Ereignissen genauso schreiben, wie ich sie in Erinnerung habe, ohne Furcht und zu niemandes Vorteil, um so mehr, als die meisten, die es betrifft, jetzt tot sind. Ich selbst war ganz bedeutungslos, aber da es sich geziemt, den Chronisten bekanntzumachen, auf daß die Menschen sich darüber ein Urteil bilden mögen, wie vertrauenswürdig er ist, sei es mir gestattet, zuerst ein paar Worte über ihn zu sagen.
    Ich wurde gut vierzig Jahre vor dem Beginn meiner Geschichte als jüngerer Sohn von Wat Brown geboren. Er war ein Schmied in der kleinen Ortschaft Ansby im Nordosten der Grafschaft Lincolnshire. Die Ländereien waren dem Baron de Tourneville zu Lehen gegeben, dessen alte Burg auf einem Hügel über der Stadt stand. Auch gab es dort eine kleine Abtei des Franziskanerordens, dem ich als Knabe beitrat. Da ich mir einiges Geschick (wie ich fürchte, das einzige Geschick, das ich besitze) im Lesen und Schreiben erworben hatte, machte man mich oft zum Lehrer dieser Künste für die Novizen und die Kinder der Laien. Den Namen, den man mir als Knaben gab, übersetzte ich ins Lateinische und machte ihn zu meinem Ordensnamen, gleichsam eine Lektion in Bescheidenheit, und so bin ich Bruder Parvus. Denn ich bin von kleinem Wuchs und nicht von der Natur begünstigt, dafür jedoch glücklich, das Vertrauen der Kinder zu genießen.
    Im Jahre der Gnade 1345 sammelte Sir Roger eine Armee, um unserem mächtigen König Edward III. und seinem Sohn im französischen Krieg zur Seite zu stehen. Ansby war der Versammlungsort. Am ersten Tag des Mai war die ganze Armee versammelt. Sie bezog zwar auf der Gemeindewiese ihr Lager, verwandelte aber dennoch unsere stille Ortschaft in einen einzigen Aufruhr. Bogenschützen, Armbrustschützen, Pikenträger und Kavallerie schwärmten durch die schlammigen Straßen, trinkend, spielend, hurend, scherzend und streitend, zum Schaden ihrer Seele und unserer schindelgedeckten Hütten. In der Tat verloren wir zwei Häuser an das Feuer. Und doch trugen sie ungewohnte Glut in unsere Mitte, ein Gefühl des Ruhms, von der Art, daß selbst die Sklaven wehmütig daran dachten, wie schön es wäre, sich ihnen anzuschließen, wäre es nur möglich. Selbst ich gab mich solchen Gedanken hin. Für mich hätte es sich sogar verwirklichen können, denn ich hatte Sir Rogers Sohn unterrichtet und auch seine Bücher in Ordnung gebracht. Der Baron sprach davon, mich zu seinem Amanuensis zu machen; doch mein Abt hegte noch Zweifel.
    So standen die Dinge, als das Wersgor-Schiff eintraf.
    Ich erinnere mich noch gut an den Tag. Ich war draußen und hatte einen Gang zu tun. Das Wetter war wieder sonnig geworden, vorher hatte es geregnet, und die Straße war knöcheltief mit Schlamm bedeckt. Ich bahnte mir durch die Soldatengruppen meinen Weg und nickte denen zu, die ich kannte. Plötzlich erhob sich großes Geschrei. Ich hob den Kopf wie die anderen.
    Fürwahr! Es war wie ein Wunder! Durch den Himmel senkte sich ein Schiff, das ganz aus Metall war, und es schien ungeheuerlich anzuschwellen, je näher es kam. Die Sonne spiegelte sich so grell in seinen polierten Wänden, daß ich seine Form gar nicht deutlich zu erkennen vermochte. Ein riesiger Zylinder, dachte ich, gut zweitausend Fuß lang. Und sah man vom Pfeifen des Windes ab, so bewegte es sich ohne Geräusch.
    Jemand schrie. Eine Frau kniete in einer Pfütze nieder und begann, Gebete herunterzuleiern. Ein Mann schrie, seine Sünden hätten ihn ereilt, und kniete neben ihr nieder. So sehr auch dieses Tun Gott wohlgefällig war, so war mir doch klar, daß in einer solchen Masse Menschen Leute zu Tode getrampelt würden, wenn es zu einer Panik kam. Und das war ohne Zweifel nicht der Wunsch Gottes, selbst wenn Er diese Heimsuchung geschickt hatte.
    Kaum wissend, was ich tat, sprang ich auf eine mächtige eiserne Bombarde, deren Lafette bis zur Achse in unserer Straße versunken war.

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