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Der Doppelgänger

Der Doppelgänger

Titel: Der Doppelgänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fëdor Michajlovic Dostoevskij , Fedor Michajlovic Dostoevskij
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bezahlen und nur ja keine Sünde auf sein Gewissen zu laden. »Na, wenn es elf Stück gewesen sind, meinetwegen!« dachte er und wurde rot wie ein Krebs. »Na, was ist denn dabei, daß jemand elf Pasteten gegessen hat? Der Mensch ist eben hungrig gewesen, und da hat er elf Pasteten gegessen; möge es ihm wohl bekommen; zu wundern ist dabei nichts und auch nichts zu lachen ...« Auf einmal war es Herrn Goljadkin, als ob er einen Stich bekäme; er blickte auf und verstand mit einem Male das Rätsel, begriff die ganze Zauberei; mit einem Male waren alle Zweifel gelöst ... In der nach dem anstoßenden Zimmer führenden Tür, fast geradehinter dem Rücken des Büfettkellners und mit dem Gesichte nach Herrn Goljadkin zu, in dieser Tür, die unser Held übrigens bis dahin für einen Spiegel gehalten hatte, stand ein Mensch – stand er, stand Herr Goljadkin selbst – nicht der alte Herr Goljadkin, nicht der Held unserer Erzählung, sondern der andere Herr Goljadkin, der neue Herr Goljadkin. Dieser andere Herr Goljadkin befand sich anscheinend in ganz vorzüglicher Stimmung. Er lächelte Herrn Goljadkin den ersten an, nickte ihm mit dem Kopfe zu, blinzelte mit den Augen, trippelte ein bißchen mit den Füßen und nahm eine Haltung an, als ob er, sobald es nötig wäre, Reißaus nehmen wolle, in das anstoßende Zimmer und dann vielleicht durch den hinteren Ausgang und so weiter, wobei dann alle Verfolgung vergeblich sein mußte. In der Hand hatte er das letzte Stück der zehnten Fischpastete, das er vor den Augen des Herrn Goljadkin, vor Vergnügen schmatzend, in seinen Mund schob. »Er hat sich für mich ausgegeben, der Schurke,« dachte Herr Goljadkin und fuhr vor Empörung auf wie eine Feuerflamme. »Er hat sich vor der Öffentlichkeit nicht gescheut! Ob man ihn wohl sieht? Wie es scheint, bemerkt ihn niemand ...« Herr Goljadkin warf einen Rubel hin, als hätte er sich an ihm die Finger verbrannt, und ohne des Büfettkellners vielsagendes, dreistes Lächeln, ein Lächeln des Triumphes und ruhigen Machtbewußtseins, zu beachten, arbeitete er sich durch die Menge hindurch und stürmte hinaus, ohne sich umzusehen. »Gott sei Dank, daß er mich nicht noch viel ärger kompromittiert hat!« dachte der ältere Herr Goljadkin. »Dank dem Verfahren des Gaunersund dank dem Geschick ist alles noch gut abgelaufen. Nur der Kellner war ein bißchen grob. Aber das durfte er; er war ja in seinem Rechte! Er hatte einen Rubel zehn zu bekommen; also war er in seinem Rechte. Er sagte: ›Umsonst wird bei uns nichts verabfolgt.‹ Er hätte nur etwas höflicher sein sollen, der Schlingel! ...«
    All dies sagte sich Herr Goljadkin, während er die Treppe hinunterstieg und auf die Stufen vor der Haustüre trat. Auf der letzten Stufe indes blieb er wie angenagelt stehen und errötete auf einmal so stark, daß ihm in einem Anfalle von gekränktem Ehrgefühl sogar die Tränen in die Augen traten. Nachdem er etwa eine halbe Minute wie ein Pfahl dort gestanden hatte, stampfte er auf einmal entschlossen mit dem Fuße auf, sprang mit einem Satze auf die Straße hinunter und rannte, ohne sich umzusehen, atemlos, ohne Müdigkeit zu verspüren, zu sich nach Hause nach der Schestilawotschnaja-Straße. Zu Hause ließ er sich nicht einmal Zeit, seinen Uniformrock auszuziehen (ganz gegen seine Gewohnheit, es sich zu Hause bequem zu machen), ja er nahm nicht einmal zur Vorbereitung die Pfeife zur Hand, sondern setzte sich sofort aufs Sofa, zog sich das Tintenfaß heran, ergriff eine Feder, suchte sich einen Bogen Briefpapier heraus und machte sich daran, mit einer Hand, die vor innerer Aufregung zitterte, das nachstehende Schreiben aufs Papier zu werfen:
     
    »Mein geehrter Herr,
    Jakow Petrowitsch!
    »Ich würde nicht die Feder ergreifen, wenn mich nicht meine Lage und Sie selbst, mein Herr, dazu zwängen.Glauben Sie mir, daß nur die Notwendigkeit mich dazu gebracht hat, mit Ihnen in derartige Erörterungen einzutreten, und daher bitte ich Sie vor allen Dingen, dieses mein Verfahren nicht als wohlüberlegte Absicht, Sie, mein Herr, zu beleidigen, sondern vielmehr als die notwendige Folge der jetzt zwischen uns bestehenden Beziehungen aufzufassen.«
    »Es scheint, so ist es gut, anständig und höflich, wiewohl nicht ohne Kraft und Festigkeit? ... Ich möchte meinen, er hat keinen Anlaß, sich dadurch beleidigt zu fühlen. Zudem bin ich in meinem Rechte,« dachte Herr Goljadkin, indem er das Geschriebene durchlas.
    »Ihr unerwartetes, seltsames

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