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Der Drache aus dem blauen Ei

Der Drache aus dem blauen Ei

Titel: Der Drache aus dem blauen Ei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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rief er dem Drachen zu und warf das eine Ende der Leine hoch in die Luft. Lavundel schnappte es sich und segelte dann durch die Luft. Wie ein Hund, der an der Leine geführt wird.
    „Jetzt kann er uns nicht mehr wegfliegen“, sagte Alexander.
    Anja und Yasemin standen nur mit offenen Mündern da. Das sah ja aus, als würde Alexander einen Drachen steigen lassen!
    Und auch Lavundel bekam plötzlich Spaß an der Sache. Jetzt probierte er vorsichtig seine Flügel aus und flatterte ein bisschen im Aufwind. Es klappte wunderbar. Er segelte mit dem Wind, drehte eine Runde und kam nur einmal kurz ins Trudeln. Die Leine spannte sich bei einem heftigen Windstoß. Aber Alexander hielt das Ende der Leine ganz fest, damit der Drache nicht über die Dächer davongeweht wurde.
    „Ich fluge!“, jubelte Lavundel. Und wie er flog! Nur mit dem Landen hatte er ein Problem. Als er nämlich nach einer ganzen Übungsstunde die Flügel anlegte und im Sturzflug nach unten zischte, konnte er nicht bremsen.
    „Wiiieh!“, kreischte er, als würde er auf einer Achterbahn nach unten sausen.
    „Uff!“, machte Alexander, als der Drache gegen ihn prallte. Beide purzelten über den Boden und blieben dann japsend liegen. Sie hatten sich völlig in der Wäscheleine verheddert. Aber Anja hatte Lavundel noch nie so glücklich und stolz gesehen. Und ihren Bruder auch nicht.
    „Bremsen müssen wir noch üben“, keuchte Alexander. „Aber der Rest klappt schon prima.“ Er hob die Hand. „Na, Käpt’n Feuerblitz? Wer ist der beste Drachen-Fluglehrer der Welt?“
    „Kupten Alexunder!“, rief Lavundel und klatschte Alexanders Hand ab.
    An diesem Abend wurde bei den Aslans ein großes Drachen-Flugfest gefeiert. Mama und Papa kamen natürlich auch mit Baby-Bo vorbei. Herr Meisenbeißer und Mogli ließen sich ebenfalls alles über Lavundels neue Flugkünste berichten.
    „Kinder lernen mit Stützrädern das Fahrradfahren. Und Lavundel lernt mit einer Wäscheleine fliegen“, sagte Mama und strubbelte Alexander anerkennend durchs Haar. „Du bist wirklich ein toller Fluglehrer!“
    „Ja“, rief Bo. „Ich will auch fliegen lernen.“
    Alle lachten bei dem Gedanken, Baby-Bo über den Dächern schweben zu sehen. Anja lachte auch. Und natürlich freute sie sich für Lavundel. Jetzt hatte er alles gelernt, was ein Drache können musste: Tauchen, Feuerspucken und Fliegen. Aber sie wollte nicht daran denken, was das bedeutete. Da hatte sie plötzlich gar keinen Hunger mehr auf das leckere süße lokum auf ihrem Teller.
    Yasemin bemerkte ihre trüben Gedanken und nahm unter dem Tisch ihre Hand. „Er fliegt doch noch nicht weg“, flüsterte sie Anja tröstend zu. „Noch ist nicht Winter.“
    Anja nickte zwar, aber sie war trotzdem untröstlich. Plötzlich hatte sie so großes Heimweh nach ihrem Zimmer und ihrem Zuhause und sogar nach ihren Brüdern, dass ihr ganz elend zumute war. Mama sah zu Anja herüber. Wie immer merkte sie sofort, was mit ihrer Tochter los war.
    „Komm, du schläfst heute wieder daheim“, sagte Mama nach dem Abendessen. „Ich will dir etwas zeigen.“

Heimweh
    Bei den Aslans war es zwar immer toll, aber nur hier zu Hause fühlte sie sich richtig geborgen. Glücklich kuschelte sie sich ins Sofa.
    Mama und Papa brachten Bo ins Bett. Danach machte Mama noch eine große Kanne mit warmem Kakao und setzte sich zu Anja auf das Sofa. Eine Weile saßen sie nur da und schlürften das süße Getränk.
    „Du bist traurig, dass Lavundel bald wegfliegt, nicht wahr?“, fragte Mama dann.
    Anja hatte tapfer sein wollen. Sie wollte sich wirklich für Lavundel freuen und vernünftig sein. Aber jetzt stiegen ihr doch die Tränen in die Augen und sie schniefte.
    „Ich will nicht, dass Lavundel weggeht!“, schluchzte sie. „Er gehört doch jetzt zu uns.“
    Mama nickte. „Ja, das tut er wirklich. Ich werde den Kleinen auch vermissen. Aber stell dir vor, dir würde es genauso gehen wie Lavundel. Stell dir vor, du wärst durch einen dummen Zufall bei den Drachen gelandet. Irgendwo in einem fernen Land. Du wärst ganz allein. Aber die Drachenfamilie würde dich aufnehmen und gut für dich sorgen. Sie würden dich lieb haben und dir alles beibringen, was ein Menschenkind können muss. Du würdest Freunde finden. Natürlich hättest du deine neue Drachenfamilie auch sehr lieb. Stell dir das mal ganz fest vor, Anja.“
    Anja machte die Augen zu und kuschelte sich an ihre Mutter. Sie schloss die Augen und sah große, freundliche Drachen. „Es ist

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