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Der Drachenbeinthron

Der Drachenbeinthron

Titel: Der Drachenbeinthron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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Redeweise.
    »Ein Schwarzer Rimmersmann ist er, denke ich«, erwiderte Binabik. »Sie sind ein seltenes Volk, wenig ist von ihnen zu sehen außer in den Siedlungen des äußersten Nordens, in die sie manchmal zum Handeln kommen. Sie sprechen nicht die Sprache von Rimmersgard. Es heißt, sie leben am Rand des Landes, das den Nornen gehört.«
    »Schon wieder die Nornen«, brummte Simon und duckte sich unter einem Ast, der Malachias aus der unachtsamen Hand gesprungen war. Er drehte sich um und sah den Troll an. »Was wird hier eigentlich gespielt? Wieso haben solche Leute an uns Interesse?«
    »Gefährliche Zeiten, Freund Simon«, meinte Binabik nur. »Durch gefährliche Zeiten gehen wir.«
    Mehrere Stunden vergingen, und die Schatten des Nachmittages wurden immer länger. Die Fetzen Himmel, die durch die Baumwipfel schimmerten, färbten sich langsam von Blau zu Muschelrosa. Die kleine Gruppe wanderte weiter. Das Land war überwiegend flach und bildete nur manchmal kleine Senken, flach wie Bettelschalen. Über ihnen in den Zweigen führten Eichhörnchen und Häher ihre endlosen Debatten; im Blattgewirr unter ihren Füßen summten die Heuschrecken. Einmal sah Simon eine große, graue Eule, die wie ein Gespenst durch die ineinander verschlungenen Äste über ihnen schwebte. Später bemerkte er eine zweite, der ersten so ähnlich wie eine Zwillingsschwester.
    Wenn sie Lichtungen überquerten, beobachtete Binabik sorgfältig den Himmel und ließ sie etwas stärker in Richtung Osten schwenken. Bald erreichten sie einen schmalen Waldbach, der über tausend kleine Hindernisse aus hineingefallenen Ästen dahingurgelte. Eine Zeitlang gingen sie durch das dichte Gras, das seine Ufer säumte; als ihnen ein dicker Baumstamm den Weg versperrte, wichen sie ihm aus und liefen auf dem Rücken der Steine weiter, die im seichten Bachbett verstreut lagen.
    Als ein zweiter kleiner Wasserlauf einmündete, erweiterte sich das Bachbett, und gleich darauf hob Binabik die Hand als Zeichen zum Anhalten. Sie hatten gerade eine Biegung des Wasserlaufes umrundet; an dieser Stelle brach der Bach jäh nach unten aus und rauschte als kleiner Wasserfall über eine Reihe von Felsblöcken.
    Sie standen am Rand einer großen Mulde. Ein sanft abfallender,bewaldeter Hang führte hinab zu einem weiten, dunklen See. Die Sonne war untergegangen, und in der insektensummenden Dämmerung schien das Wasser purpurn und tief zu werden. Baumwurzeln ringelten sich ins Bachbett wie Schlangen. Eine Ahnung von Stille lag über dem Wasser, von stummen Geheimnissen, die nur dem ewigen Wald bekannt waren. Am anderen Ufer des Sees stand, in der zunehmenden Dunkelheit nur unbestimmt zu erkennen, eine große, strohgedeckte Hütte, die auf den ersten Blick über dem See zu schweben schien. Dann aber stellte Simon fest, dass sie auf Stelzen über der Wasseroberfläche errichtet war. In zwei kleinen Fenstern schimmerte buttergelbes Licht.
    »Geloës Haus«, verkündete Binabik, und sie machten sich auf den Weg in die Senke. Mit lautlosem Flügelschlag schoss aus den Wipfeln über ihnen eine graue Gestalt, kreiste zweimal tief über dem See und verschwand im Dunkel neben der Hütte. Einen Augenblick schien es Simon, als sehe er die Eule in die Hütte fliegen, aber seine Lider waren schwer vor Übermüdung, sodass er es nicht mit Sicherheit sagen konnte. Ringsum stieg das Abendlied der Grillen auf, und die Schatten wurden länger. Am Seeufer entlang kam etwas in großen Sprüngen auf sie zu.
    »Qantaqa!«, lachte Binabik und rannte ihr entgegen.

26
In Geloës Haus

    ie Gestalt, die eingerahmt vom warmen Licht in der Türöffnung stand, regte sich nicht und sagte kein Wort, als die Gefährten den langen Bohlensteg betraten, der von der Türschwelle zum Ufer des Sees führte. Als Simon, die kleine Leleth sorgsam auf dem Arm, hinter Binabik herging, konnte er nicht umhin, sich zu wundern, weshalb Geloë nicht einen etwas solideren Zugang zu ihre Hütte besaß oder zumindest ein Seil als Handlauf. Seinen müden Füßen fiel es schwer, sich auf der schmalen Brücke zu halten. Vermutlich hat sie ja auch nicht viel Besuch , dachte er und sah zu dem sich rasch verfinsternden Wald hinüber.
    Vor der obersten Stufe blieb Binabik stehen und verbeugte sich, wobei er Simon um ein Haar in das stille Gewässer gestoßen hätte.
    »Valada Geloë«, verkündete er, »Binbines Mintahoqis erbittet Eure Hilfe. Ich bringe Euch Reisende.«
    Die Gestalt in der Tür trat zurück und gab den Weg

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