Der Drachentöter
entsetzlich«, stöhnte General Barf. »Ich habe mein halbes Leben damit zugebracht, meinen Soldaten die richtige Einstellung gegenüber den Glois einzuhämmern. Wie kann ich ihnen jetzt noch gegenübertreten?«
»Ich ein Blort?« Lib Glip schauderte. »Immerhin – wir waren die Gefangenenwärter, nicht die Verbrecher. Vielleicht können wir uns mit dem Gedanken trösten, daß wir keine Vertreter der Banditenkaste sind …«
»Banditenkaste!« Barf schnitt eine Grimasse. »Bei Pud, Sir, lieber stamme ich von einem Mann ab, der sich gegen die Speichellecker eines totalitären Systems auflehnte als von einem niederen Staatsdiener.«
»Niederer Staatsdiener? Speichellecker? Die typische Anschauung von Taschendieben und ähnlichem Gesindel.«
»Nun, meine Herren, diese Kleinigkeiten lassen sich sicher friedlich regeln …«
»Aha, das ist es also«, rief Barf. »Sie haben in unserer Familienchronik geblättert, um uns an weiteren Kämpfen zu hindern?«
»Keineswegs, General«, sagte Retief ruhig. »Sie werden wahrscheinlich die Propagandabände austauschen und mit den Feindseligkeiten fortfahren. Aber natürlich müssen Sie auch die Planeten tauschen.«
»Was heißt das?«
»Aber das ist doch klar. Das CDT kann nicht tatenlos zusehen, wie die Bevölkerungen von zwei Planeten dazu verdammt sind, im Exil zu leben. Ich werde dafür sorgen, daß eine Flotte von Korps-Transportern die Umsiedlung vornimmt …«
»Einen Augenblick«, unterbrach ihn Lib Glip. »Sie wollen uns – äh – Blorts nach Plushnik I schicken und diesen hinterhältigen – äh – Gloi Plushnik II überlassen?«
»Das ist richtig – bis auf das abwertende Adjektiv.«
»So geht das nicht«, warf Barf ein. »Sie glauben doch nicht im Ernst, daß wir für ewig auf dieser Staubwelt leben wollen? Ich mit meinem Stirnhöhlenkatarrh!«
»Und ich soll mich wohl im Schlamm aalen, was?« Lib Glip deutete mit einer verächtlichen Bewegung auf die voll am Himmel stehende Scheibe von Plushnik I. Flüsse und Berge, Kontinente und Meere schimmerten in der Sonne. »Bei meinem Asthma wäre ich in drei Wochen tot. Weshalb habe ich wohl immer Blitzüberfälle gestartet und keine langen Landoperationen?«
»Nun, meine Herren, das CDT hat selbstverständlich nicht die Absicht, die Gesundheit von zwei so tüchtigen Staatsmännern zu untergraben …«
»Weshalb schmeicheln Sie uns?« fragte Barf vorsichtig.
Retief lächelte. »Sie wissen ja, wie es ist, General. Wenn man ständig von ungeduldigen Vorgesetzten gedrängt wird, ist es selbst bei der größten Anstrengung nicht möglich, vollkommene Harmonie zwischen den Parteien herzustellen. Aber wenn nun Botschafter Biteworse in der Lage wäre, den Inspektoren einen friedlichen Planeten vorzuweisen, kann ich ihn vielleicht dazu bringen, die Frage der Evakuierung noch einmal gründlich zu überlegen.«
»Aber mein Panzervorstoß, der den Feind in die Zange nehmen sollte!« Der General schüttelte traurig die Augen. »Die Krönung meiner militärischen Laufbahn!«
»Mein herrlich koordinierter Eins-Zwei-Gegenangriff«, jammerte Lib Glip. »Ich habe zwei Monate lang nicht Golf gespielt, um ihn auszuklügeln.«
»Vielleicht könnte ich sogar so weit gehen, daß ich durch die freudige Erregung des Waffenstillstandes meine historischen Erkenntnisse vergesse«, deutete Retief an.
»Hmm.« Barf warf seinem Kollegen einen Blick zu. »Es ist vielleicht gar nicht leicht, in so kurzer Zeit eine Anti-Blort-Begeisterung zu wecken.«
»Ja. Ich könnte mir vorstellen, daß eine gewisse Gloi-Sympathie zurückbleibt.« Lib Glip nickte.
»Und ich könnte mein Panzerfahrzeug weiterhin benutzen«, meinte der General nachdenklich. »Ebenso wie mein Privat-U-Boot, mein bequemes Flugzeug und die verschiedenen Sonderfahrzeuge für den Stadt- und Überlandverkehr.«
»Ich empfinde es als meine Pflicht, die Streitkräfte durch alljährlich stattfindende Kriegsspiele in Form zu halten«, meinte Lib Glip. Er sah den General an. »Vielleicht könnten wir sogar gemeinsame Manöver ausarbeiten, um die Rekruten auf Trab zu halten.«
»Keine schlechte Idee, Glip. Vielleicht setze ich mich selbst in eine Einmann-Verfolgungsmaschine.«
»Ha! Wenn es zum Nahkampf kommt, ist mein kleiner Flitzer nicht zu schlagen.«
»Um die Einzelheiten können wir uns später kümmern, meine Herren«, sagte Retief. »Ich muß jetzt wieder in die Botschaft. Hoffentlich kommt Ihre gemeinsame Erklärung noch vor den Morgennachrichten heraus.«
»Hm
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