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Der Drachentöter

Der Drachentöter

Titel: Der Drachentöter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keith Laumer
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entfernt war und die Hälfte des Himmels einnahm. Eine schmale Sichel der Zwillingswelt funkelte im Sonnenlicht. Der Rest lag im Dunkel da. Der Weg der Blort-Invasionstruppe konnte genau verfolgt werden. Blinkende Lichter zogen sich in einer lockeren Kette von der Nachbarwelt durch die Atmosphäre bis nach Plushnik IL Noch während Retief das Bild betrachtete, sank Plushnik I beträchtlich tiefer. Die Welt bewegte sich im Zweistunden-Rhythmus um die gemeinsame Achse des Systems.
    Jenseits des Parks ragte die hohe, gelbliche Kuppel der Universitätsbibliothek in den Abendhimmel. Flugzeuge jagten über den Himmel und verfolgten einander wie rivalisierende Mückenschwärme. Am anderen Ende der Straße rasten bunt bemalte Panzerfahrzeuge der Glois vorbei. Sie waren hinter einer Kolonne von leichten Tanks her, die den Wimpel der Blorts trugen. Der Himmel im Norden und Westen flammte immer wieder auf, wenn die Artillerie der Blauen und Orangefarbenen eingesetzt wurde. Ein Stück vor ihm schlug ein schlecht gezieltes Geschoß in die Straße, und Pflasterbrocken spritzten umher. Retief wartete, bis wieder alles ruhig war, und betrat dann den Park.
    Die hohen Mauern des Tempels mit ihren dunklen Mosaiks ragten hinter einer dichten Hecke aus Haibüschen auf. Retief brannte sich mit einem Taschenstrahler einen schmalen Pfad frei, überquerte ein Stück Rasen und machte einen Bogen um ein säuberlich gepflegtes Rosenbeet, in dem eine ausgestopfte Eule saß und mit roten Glasaugen in den Himmel starrte. Hoch oben in der Wand des Gebäudes entdeckte Retief ein Loch, das eindeutig von einem Geschoßeinschlag stammte. Dichte Schlinggewächse bedeckten die Mauern.
    Es war eine zweiminütige Kletterpartie bis zur Öffnung. Retief warf einen Blick ins Innere und entdeckte zerbrochene Glasschränke und ein Stück Korridor. Er kletterte ins Innere. Weiter weg brannte ein schwaches Licht. Er schlich durch den Korridor und schob sich in einen Saal, in dem unzählige der fächerförmigen Bücher gestapelt waren, welche die Gloi und Blorts lasen.
    Und dann flammte ein Licht auf. Der Strahl richtete sich auf den mittleren Knopf seines dunkelgrünen Abendblazers.
    »Keinen Schritt weiter!« befahl eine zittrige Stimme. »Ich habe mein Licht direkt in Ihr Auge gerichtet. Obendrein halte ich eine Pistole in der Hand.«
    »Die Wirkung ist blendend«, sagte Retief. »Ich fühle mich wehrlos.«
    Hinter dem schwachen Strahl der Lampe erkannte er die zerbrechliche Gestalt eines alten Gloi, der die zebragestreifte Robe der Universitätsprofessoren trug.
    »Ich nehme an, Sie haben sich hier eingeschlichen, um die historischen Schätze der Plushniki zu stehlen?« fragte der Alte.
    »Eigentlich suchte ich nach einem schattigen Plätzchen, um einen Film in meine Kamera einzulegen.«
    »Aha – Fotografieren von Kulturgeheimnissen! Das ist schon zweimal die Todesstrafe wert. Eine falsche Bewegung, und es ist aus.«
    »Sie sind mir einfach überlegen, Professor«, gab Retief zu.
    »Nun, man tut, was man kann.« Der Alte schaltete das Licht aus. »Ich glaube, wir kommen ohne diese Strahlen aus. Sie verursachen mir Schmerzen. Und nun begleiten Sie mich in den Luftschutzkeller. Diese hinterhältigen Bords haben Bomben im Tempelgelände abgeworfen, und ich möchte nicht, daß Sie vor der Exekution verletzt werden.«
    »Verständlich. Übrigens hätte ich einen letzten Wunsch vor der Hinrichtung. Ich kam her, um ein paar Geheimnisse zu lösen. Würde es Ihnen etwas ausmachen, mir diese Dinge vor meinem Hinscheiden zu verraten?«
    »Hmm, warum nicht? Was möchten Sie denn wissen?«
    »Eine ganze Menge«, sagte Retief. »Beispielsweise, wodurch der Krieg zwischen den Schwesterplaneten ausgelöst wurde.«
    Der Kurator senkte die Stimme. »Sie werden es niemandem weitererzählen?«
    »Sieht nicht so aus, als hätte ich Gelegenheit dazu.«
    »Das stimmt. Nun, es war folgendermaßen …«
     
    *
     
    »… und seitdem kämpfen sie ununterbrochen«, schloß der alte Gloi seinen Bericht. »Unter diesen Umständen ist auch an eine Einstellung der Feindseligkeiten kaum zu denken.«
    »Das war sehr aufschlußreich«, meinte Retief. »Übrigens fiel mir während Ihres Vortrags ein, daß ich noch einige Botengänge zu erledigen habe. Wir könnten die Exekution nicht bis morgen verschieben?«
    »Hm – das ist etwas ungewöhnlich. Aber bei den vielen Schießereien draußen können wir ohnehin keine schöne Zeremonie durchführen. Ich glaube, ich kann mich auf Ihr Ehrenwort

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