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Der Dreissigjaehrige Krieg

Der Dreissigjaehrige Krieg

Titel: Der Dreissigjaehrige Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietmar Pieper Johannes Saltzwedel
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das kaiserliche Edikt, das die Bürger ihrer Eide und Pflichten gegenüber Kaiser und Landesherren entband – in Münster der Erzbischof von Köln, in Osnabrück Gustav Gustavsson, ein unehelicher Sohn Gustavs II. Adolf von Schweden. Die Städte erhielten schriftliche Garantien der Verhandlungsparteien, dass sie nicht angegriffen oder besetzt würden. Für Osnabrück endete mit der Neutralität die zehnjährige schwedische Besatzung.
    Neben der Quartiersuche für die kaiserlichen Gesandten war Krane auch so umsichtig, an Wohnungen für »leichtfertiges Weibsvolk« zu denken. Überall wurde er, wie später auch die Gesandten, mit Trommelwirbel und Fanfaren empfangen; die Städte freuten sich über ihre Rolle, die ihnen Einnahmen versprach. Während das wohlhabendere Münster wohl auch wegen seiner massiven Befestigungsanlagen vom Krieg weitgehend verschont geblieben war, hatte er das ärmliche Osnabrück schwer getroffen.
    Münster zeigte sich mit seinen Adelssitzen, den Domherrenpalästen und dem schönen Prinzipalmarkt viel stattlicher als vom nörgelnden päpstlichen Nuntius geschildert. Doch auch die Bischofsstadt hatte in Folge des Krieges noch teils ländlichen Charakter. Klagten die Franzosen über Schweine auf der Straße, schickte der kaiserliche Hauptgesandte seinen ersten Brief gar aus »Münster hinter dem Saustall«. Und über Osnabrück lästerte der französische Abbé Joly, die Stadt sei nicht viel kleiner als Münster, »aber viel weniger bevölkert, schlecht gebaut und schmutzig«. Selbst die Kathedrale des Heiligen Petrus sei »von ziemlich gewöhnlicher Bauart«.
    Das umliegende Land war vom Krieg verheert; in den Dörfern herrschten Hungersnot und Seuchen. Die Kutschen der Gesandten fuhren durch trostlose Landschaften, sie sahen elende und flüchtende Bauern, auch sie selbst waren vor Überfällen nicht sicher. Sogar die Strecke zwischen Münster und Osnabrück, auf der Postreiter die Depeschen zwischen den Tagungsorten übermittelten, war nicht gefahrlos. Auf kaiserliches Geheiß hatte der Fürst von Thurn und Taxis in Münster ein Reichspostamt eingerichtet, damit der Briefverkehr nach Wien, Amsterdam, Köln und Hamburg sichergestellt war; größere Gesandtschaften verfügten über eigene Kuriere. Von Münster bis Wien brauchten die Depeschen an die 15 Tage – es dauerte also einen Monat, bis Antwort vom Kaiser eintraf. Die Post der Spanier nach Madrid war gar vier Wochen unterwegs.
    Während sich die Friedensdelegierten in ihren Quartieren einrichteten, ging der Krieg weiter – eine Schlacht um die andere. Bis zum Schluss wollten die Parteien ihre Verhandlungspositionen durch militärische Siege stärken. Und so richtete sich auch der Gang der Dinge in Münster und Osnabrück ganz offenkundig nach den Gezeiten der Militärs: »Die Friedensverhandlungen erwärmen sich im Winter und kühlen sich im Frühjahr ab«, beschrieb es der französische Gesandtschaftskaplan. »Die Unruhe hält in der Versammlung etwa bis Ende Februar an. Dann gehen wir wieder zu unserer gewöhnlichen Ruhe über, die Generale rücken ins Feld und nehmen die Sache in die Hand. So haben die Männer des Krieges und des Friedens abwechselnd ihre Beschäftigung.« Man konnte mitunter gar den Eindruck gewinnen, so Dickmann, »als sei der Kongress nur ein Mittel gewesen, um mit allerhand Künsten den Krieg noch recht lange hinauszuziehen«.
    Es wurde also weiter gestorben, gelitten und zerstört. Während der fünf Jahre der Verhandlungen soll sogar noch mehr Schaden angerichtet worden sein als in 20 Jahren zuvor. In Münster und Osnabrück spürte man jedoch keine Eile. Der französische Gesandte Herzog Longueville ließ einen Garten um sein Haus pflanzen und seine Frau nachkommen, um zu zeigen: Ich habe Zeit, ich kann warten. Hier, in der Bannmeile des Krieges, herrschte kein Hunger. Schon rechtzeitig vor seiner Ankunft ließ Longueville 100 Karren Wein nach Münster schaffen. In seinem Haus speisten täglich mehr als 400 Menschen; natürlich hatte der Herzog aus Frankreich sein eigenes Küchenpersonal mitgebracht. Wie ein König war er eingezogen, mit 50 berittenen Edelleuten, 12 Reitpferden allein für ihn, Maultieren mit goldbestickten blauen Veloursdecken, 22 Pagen, 12 Schweizern mit Hellebarden und Samtbaretten. 24 Lakaien begleiteten den Wagen des Herzogs, die berittene Leibgarde trug Scharlach und Silber.
    Das Volk darbte, doch die Zimmer der Gesandten waren mit Seidengobelins behängt, die Tische mit goldenem

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