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Der Dreissigjaehrige Krieg

Der Dreissigjaehrige Krieg

Titel: Der Dreissigjaehrige Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietmar Pieper Johannes Saltzwedel
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tatsächlich oft zu einem »Wohnhaus grimmer Schmerzen«. Ärztliche Kunst scheiterte oft schon an harmlosen Infektionskrankheiten.
    Die Häufigkeit der Themen »Tod« und »Vergänglichkeit« in Kunst und Literatur spiegelt Alltagserfahrung. Nur wenige Kinder überlebten das Säuglingsalter, viele ihrer von immer neuen Schwangerschaften gequälten Mütter starben im Kindbett. In der Risikogesellschaft des »Eisernen Jahrhunderts« (Henry Kamen) war die Chance, besonders alt zu werden, nicht sehr groß. Der Tod, oft in Gestalt von Seuchen, Hunger und Krieg, den großen Killern der Epoche, schlug erbarmungslos zu, und er traf jede Altersstufe.
    Wie diese Erfahrungen bewältigt wurden, lässt sich nur vermuten. Am ehesten bot die Religion mit ihren Verheißungen Trost. Sie milderte das Leiden, indem sie es mit Sinn versah. Ihre Riten vermittelten wenigstens das Gefühl, handeln zu können, vielfältigen, unheimlichen Bedrohungen vom schlechten Wetter bis zur Pest nicht einfach ausgesetzt zu sein. Nutzte alles Beten nicht, besannen die Menschen sich auf die Kraft der Magie: Sie versuchten, Dämonen in ihre Dienste zu zwingen, auf dass sie ihnen vergrabene Schätze zeigten, ihre Krankheiten heilten oder ihnen sonst wie zu Diensten waren.
    Dass der Krieg Augsburg ein Jahrzehnt lang verschont hatte, war – neben der Tatsache, dass Aufstände in Frankreich Militär banden – in erster Linie zwei fähigen Heerführern, dem Reitergeneral Jan van Werth und Franz von Mercy, zu danken. Werth war es gelungen, mit seiner gefürchteten Dragonerbrigade bis vor die Tore von Paris zu stoßen; Mercy hatte in mehreren brillant geführten Schlachten über die Marschälle Guébriant und Turenne gesiegt und auch den Prinzen von Condé geschlagen.
    Doch die Ruhe, von der Jakob Wagner in seinem Tagebuch zu 1645 schreibt, war trügerisch. Im März erlitt die letzte kaiserliche Feldarmee bei Jankau eine vernichtende Niederlage gegen die Schweden; Anfang August siegte Turenne bei Alerheim über Mercy. Der beste Mann des bayerischen Kurfürsten Maximilian verlor neben der Schlacht auch das Leben. Wieder stand der Süden des Reiches offen.
    In Augsburg erkannte man erst im folgenden Jahr den ganzen Ernst der Lage. Palisaden wurden ausgebessert, Schanzen aufgeworfen, Söldner angeworben. Da die niedrigen Getreidepreise es erleichtert hatten, Vorräte anzulegen, war die Stadt gut gerüstet, als im September 1646 ein französisch-schwedisches Heer unter ihren Mauern in Stellung ging. Im Schatten der Bedrohung rückten Protestanten und Katholiken diesmal zusammen. Draußen warteten nun keine Befreier mehr. Da war nur noch ein Feind – der Krieg. Ihn und nicht Franzosen oder Schweden galt es abzuwehren. Den Kanonenkugeln, die über die Mauern zischten und in den Vorstädten Schaden anrichteten, sah man schließlich nicht an, ob sie katholischen oder protestantischen Geschützen entstammten.
    Als in der Nacht zum 11. Oktober der Sturm auf die Stadt begann, empfing die Angreifer ein Gewitter aus Musketenfeuer, Kanonendonner und Bleiregen. Augsburgs Jesuitenschüler scharten sich um ein schwarzes Banner, versuchten durch Gebete, Gott und seine Heiligen als Mitstreiter zu gewinnen. Mit Mühe gelang es, die Angreifer zurückzuschlagen. Am übernächsten Nachmittag – im Kalender stand das Fest des Bistumspatrons St. Simpert – rückte ein bayerisch-kaiserliches Entsatzheer auf Augsburg vor. Die Alliierten wagten keine Schlacht. Sie zogen in Richtung Donau ab.
    Mit den Soldaten, die in der Umgebung herumstreiften und sich mit den Bauern um Brot und Beute rauften, kehrte der Hunger zurück. Wie es damals auf dem Land aussah, schildert eine Serie von 25 Radierungen, die der in Augsburg lebende Maler Hans Ulrich Franck zwischen 1643 und 1656 anfertigte. Sie spiegeln Augenzeugenschaft, schildern den Krieg »von unten«. Man sieht zechende Bauern, streitende Weiber und einen modisch aufgeputzten Werbeoffizier, der junge Männer mit Geld und Branntwein »zum Kalbsfell« zu locken versucht. Auch von den kleinen Freuden des Soldatenalltags wird erzählt: von Kartenspiel und Reiterkunststücken, vom Saufen und käuflichem Sex. Die rauen Idyllen aber sind flüchtig. Bald eskaliert Francks Reportage zu einem atemlosen Stakkato von Szenen nackter Gewalt, von Raub, Brand, Vergewaltigung und Mord.
    Die Bildfolge ist eine der eindrucksvollsten künstlerischen Stellungnahmen zum Dreißigjährigen Krieg überhaupt, ein Dokument der unendlichen Geschichte menschlicher

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