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Der dritte Berg

Titel: Der dritte Berg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. F. Dam
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Will der Mörder da verflucht nochmal etwas mitteilen? Ist er ein Irrer? Oder es ist eine Art von wahnwitziger Entschuldigung.
    Da fällt mir auf, dass Gabriela mich vier weitere Male angerufen hat. Gabriela ist eine Frau, die sich zurückrufen lässt. Sie versucht es nicht mehrere Male. Ich rufe sie sofort an. Gabriela meldet sich nicht. Die Leere am anderen Ende der Telefonsignale ist aber keine Leere. Es ist ein Abgrund. Ich gehe zu meinem Wagen, versuche es dabei immer wieder bei Gabriela. Dazwischen sehe ich nach meinen Mails. Guggenberger hat mir heute Morgen schon zwei Mails geschickt. Sollte ich weiter Interesse an meinem Job haben, wäre es wohl ratsam, ihn anzurufen. Doch dann schicke ich Guggenberger bloß eine kurze, nichtssagende Nachricht und überlasse das Mutmaßen über Gründe und Länge meiner Abwesenheit ihm, ihm ganz allein.
    Darauf fahre ich in die Pacassistraße.
    Die alte Villa, in der Gabriela eine Wohnung gemietet hat, liegt mucksmäuschenstill da. Ein unwillkürlicher Blick in den Himmel zeigt: Cirri fibrati , ein faseriges Gespinst, das sich gemächlich über ein thermisches Zwischenhoch schiebt, welches zurzeit über Ostösterreich liegt. Ich kann die Stille der Höhen zehn Kilometer über mir fühlen. Die Atmosphäre spinnt uns langsam in einen Kokon aus Eiswolken ein, der bald dichter wird und sich in einer regnerischen Warmfront auf den Boden herabsenkt.
    In der Pacassistraßenvilla antwortet niemand auf mein Klingeln. Nach kurzem Warten (falls es oben männlichen Besuch geben sollte) schließe ich daher die Haustür mit meinem Schlüssel auf, laufe die Treppe hoch und stehe Augenblicke später in Gabrielas Vorzimmer. Dort höre ich aus dem Wohnraum ein erbärmliches Wimmern. Ich sprinte hinein.
    Inmitten des Raums, umgeben von zwei orangefarbenen Sofas und eine leuchtende Glasfront im Rücken, thront eine Schmerzensjungfrau auf einem Stuhl.

 
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    EINE LACHE URIN breitet sich aus und steht unter dem weißen Teppich. Gabriela ist mit einem Strick gefesselt. Ihr Mund ist mit silberfarbenem Klebeband zugeklebt, in welches man ein mandelförmiges Atemloch geschnitten hat. Sie reißt die Augen auf und will mir ein Zeichen geben. Ich blicke rasch um mich. Niemand ist da. Ich laufe hinaus auf den Balkon. Ich nehme den Schürhaken vom Kamin in die Hand und renne schnell durch alle anderen Zimmer. Gabriela winselt immer noch, als ich zurückkomme. Ich reiße ihr das Klebeband ab und binde sie los. Worauf sie mich bei der Hand ergreift und schreiend aus dem Zimmer zerrt. Die Tür schlägt sie zu, läuft ins Bad, kommt mit zwei Handtüchern zurück und stopft diese in den Spalt unter der Wohnzimmertür.
    Â» Mierda! Una culebra! Yo la vi «, schreit sie. »Eine Schlange an meinem Fuß! Diese dämlichen Wichser!« Gabrielas Haare kleben in ihrem Gesicht. Wir sitzen auf dem alten Vorzimmersofa. Mit den Fäusten drischt Gabriela auf ihre Oberschenkel.
    Â»Ich durfte mit dem Stuhl nicht klopfen. Konnte die Schlange nervös machen. Haben die gesagt. Ich konnte auch umkippen. Ni pensar! Und das Telefon. Ich hatte solche Angst, das würde der Schlange gar nicht gefallen!«
    An dieser Stelle greife ich ellentief in die Kiste der Dummheit. Und mit einem wahren Schatz tauche ich hervor. Ich entschuldige mich, Gabrielas Anruf nicht entgegengenommen zu haben. Sei in einer wichtigen Besprechung mit Kommissar Fiala gewesen.
    Die Bombe tickt drei oder vier Sekunden lang.
    Als zwei bedrohlich aussehende Typen anrückten, hat Gabriela mich angerufen. Nach ihrer Beschreibung konnten es die beiden Bayern vom Schluchsee gewesen sein, denn einer hatte eine auffallend kleine Nase. Sie habe sie an der Gartentür gesehen und gleich gedacht, das müsse mit meinen Abenteuern zusammenhängen. Nun kommt ein schrilles Krächzen aus Gabrielas Mund. Auf Spanisch. Unglücklicherweise verstehe ich das. Dazu trommelt sie mit den Fäusten nicht mehr auf ihre Oberschenkel ein, sondern auf meine Brust. Erst als Gabriela ermattet auf dem Sofa liegt, wage ich es, nach der Schlange zu fragen. Hatte Gabriela Albträume? Ich solle doch die Tierfänger rufen, schluchzt Gabriela, da sei eine muy venenosa Schlange in ihrer Wohnung, klein, geringelt. Ich versuche es bei der Feuerwehr. Das klappt. Sie wollen einen Spezialisten aus dem nahe gelegenen Tiergarten Schönbrunn organisieren und in spätestens

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