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Der dritte Berg

Titel: Der dritte Berg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. F. Dam
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glucksend aus kühlenden Steinbrunnen, die zwischen den Tischen stehen. Der Ozean in Schmithausens Rücken ist jetzt schwarzblau.
    Â»Bei einem Zusammentreffen in Heidelberg war übrigens auch schon die Rede von Proben, die jemand analysiert haben soll«, sagt Schmithausen nach dem Essen.
    Â»Proben von vermaledeiten Pflanzen?«, fragt Sophia. Ihre Hand hat den ganzen Weg, jetzt etwas flotter, noch einmal zurückgelegt. Seit ein paar Sekunden ruht sie auf meinem Knie.
    Â»Was sonst könnte es sein, Sophia? Ich wünschte sehr, ich wüsste darüber Genaueres.« Schmithausen verstummt wieder. Ich pflücke Sophias Hand von meinem Knie und lege sie behutsam auf die Stuhllehne. Sophia schließt für einen Moment die Augen. Und Schmithausen lächelt väterlich.
    Â»Soma«, platzt Sophia in die entstandene Stille. »Christian hat über Soma gearbeitet.«
    Zu dieser Bemerkung zieht Sophia dann eine irgendwie unpassende, beinahe verlegene Miene. Bestimmt, weil Schmithausens Mund augenblicklich offen steht und er etwas blödsinnig aussieht. Das ist nicht gespielt, Schmithausen hat tatsächlich noch niemals gehört, was jetzt folgen wird.
    Â»So-ma?«, stammelt er.
    Sophia nickt viel zu heftig. Ihre Wangen runden sich hoch, als sie anfängt zu lächeln. Sie genießt es, ganz im Zentrum der Aufmerksamkeit zu stehen.
    Â»Schon seit mehr als einem Jahr geht das. Er hat eine Handschrift entdeckt. Wohl ziemlich interessant. Und auf Palmblatt, probablement . Ich glaube, Christian hofft, Soma identifizieren zu können. Er denkt, er muss bald nur noch nach der Pflanze selbst suchen – im Feld.« Bei letzterem Wort lässt sie ihren rechten Arm eine etwas weit ausholende Bewegung in die falsche Richtung – ins Meer hinaus – vollführen.
    Schmithausen hat sich wieder gefangen. »Soma ist jene legendäre Pflanze«, fühlt er sich in meine Richtung bemüßigt zu sagen, »die seit mehr als zweitausend Jahren als verschollen gilt. Gewissermaßen die mystische Blaue Blume der Botanik. Die alten Inder haben einen aus Soma gewonnenen Trank bei ihren Ritualen benutzt. Und keiner weiß, ob der Soma-Trank bloß zum Drogenrausch geführt hat, oder ob Soma ein außergewöhnliches Stärkungs- und Heilmittel ist.«
    Â»Die alten Texte über Soma«, sagt Sophia nickend, »sind in reichlich symbolischer Sprache verfasst und vieldeutig, mindestens. Sie stehen fast alle in einem einzigen Buch, dem neunten Buch des Rigveda.«
    Diese letzten Worte fahren wie ein elektrischer Schock durch mich. Sophia bemerkt das und wirft mir einen fragenden Blick zu. Das neunte Buch des Rigveda auf Christians Schreibtisch in Wien. Ich denke an die Einlegeblätter mit einem Text aus einem Sanskrit-Manuskript. Gefunden bei einem Pandit in Kathmandu. Gemli oder Geomli mit Namen.
    Â»Manche glauben«, sagt Schmithausen, »der Fliegenpilz wäre Soma gewesen, andere denken an eine amphetaminhaltige Pflanze aus dem iranischen Hochland. Es gibt jede Menge Kandidaten für Soma. Doch hat bisher keiner von ihnen überzeugt. Mit einem Wort: Man hat nicht den geringsten Anhaltspunkt, was Soma ist, welche Wirkung der Soma-Trank tatsächlich hat und wo im südlichen Asien diese Pflanze heutzutage zu finden wäre.«
    Â»In den neuen Manuskripten, die Christian gefunden hat«, sagt Sophia, »… ich meine, es scheint da klare Hinweise auf medizinische Wirkungen von Soma zu geben. Sagen mir jedenfalls Andeutungen, die Christian gemacht hat. Nix mehr mit Rauschgetränk und bescheuerten Fliegenpilzen. Da jedenfalls hätten Vagbhata, Nagarjuna und Dalhana – diese alten Medizinersäcke – vor Freude Räder geschlagen. Die hatten auch schon keine Ahnung mehr, was Soma war. Denen ging es im Mittelalter um die Katalogisierung von Krankheiten, um die drei Körpersäfte und die acht Substanzen, aus denen wir bestehen. Irgendwie doch recht langweilig, insbesondere, wenn man tausend Jahre zuvor noch Soma hatte. Selbst wenns dann doch nur ’ne abgefahrene Droge gewesen sein sollte.«
    Sophias Augen glänzen. Es ist nicht nur der Alkohol. Sie zeigt unerwartete Souveränität, und sie rückt näher an mich heran. Schmithausen applaudiert ihr gemessen.
    Â»Details?«, sage ich.
    Â»Leider weiß ich gar nix«, flötet Sophia so nah an meinem Ohr, dass sie es dabei mit den Lippen berührt. »Das sind

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