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Der dritte Berg

Titel: Der dritte Berg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. F. Dam
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aus der Sache raus.«
    Schmithausen hustet hingebungsvoll. Es hört sich gar nicht gut an.
    Â»Verzeihen Sie«, sagt er. »Wie Sie sich ja bestimmt erinnern können, Bernard, habe ich in meinem Leben einmal reichlich dem Nikotin zugesprochen. Es hat dem Chirurgen ein Drittel meiner Lunge beschert. Weiß Gott, was der Kerl damit angestellt hat.«
    Â»Kennen Sie Christian Fust?«, sage ich. Strategien sind mir zuwider. Aber manchmal wähle ich intuitiv die richtige. In diesem Fall: Überraschung.
    Ein, zwei Sekunden Pause. Kurzer Husten.
    Â»Natürlich«, sagt Xaver Schmithausen gefasst. »Aber nicht näher. Ich kenne seine Arbeit. Hochinteressant. Gerade weil sich unsere Forschungsgebiete berühren. Doch wie Sie bestimmt wissen, kocht jede Wissenschaft ihre eigene Suppe. Und da ist sie dann auch noch stolz drauf.«
    Das schlucke ich wohl oder übel.
    Sophia kommt, wir wenden uns um. Sophia trägt ein grobgemustertes, fast knielanges Kleid und Sandalen, dazu ihre Halbedelsteinkette. Sie hat ihr Haar gemacht und Make-up aufgetragen. Mir fällt auf, dass sie beim Gehen ihren Kopf nach vorne hängen lässt. Wahrscheinlich, um nicht so groß zu erscheinen. Doch diese Körperhaltung verleiht ihr etwas Sympathisches. Sie ist ein großes Mädchen.
    Â»Sophia!«, sagt Schmithausen. »Ich muss gestehen, mit Ihnen habe ich hier nicht gerechnet.« Und zu mir gewandt: »Wir haben an der Universität hin und wieder das Vergnügen. Botanische, altindische Schriften führen zuweilen in das Institut für Botanik.«
    Wenn sich die Leute beim Lügen wenigstens Mühe geben würden. So aber gesellt sich zur Täuschung auch der mangelnde Respekt vor der Intelligenz anderer. Und die beiden Halunken vor mir siezen sich plötzlich wieder.
    Ich hatte geplant, Sophia ein paar schöne Stunden zu bescheren und sie mit gutem Champagner bekanntzumachen. Sie hat mir erzählt, dass Christian niemals mit ihr ausgehe. Er lege sie bloß flach , wenn ihm langweilig sei. Besenkammerfick , so hat Sophia es genannt.
    Gut, wir setzen uns. Sophia gibt sich Mühe, unbedingt neben mir zu sitzen. Sie schafft es, ich helfe ihr dabei aber nicht. Sie lässt deshalb einen traurigen Blick auf mich los. Ich komme mir unwirklich vor und bin froh, Sophia nicht gleich angerufen und ihr von meinen Erlebnissen am Nachmittag erzählt zu haben.
    Als ein Merlot, blanc, Jahrgang 2002, von Schmithausen schon beim Eintreten bestellt und von weißbehandschuhten Händen soeben eingeschenkt, in unseren Gläsern steht, greift Schmithausen zu seinem Glas und bringt einen Toast auf unser glückliches Zusammensein aus. Dann nimmt er einen Schluck und hebt das Glas etwas höher, wobei er sich unauffällig auf der Restaurantterrasse umblickt. Er dreht sich nach hinten, als hielte er Ausschau nach der Bedienung. Auf der Terrasse sind mittlerweile fast alle Tische voll.
    Â»Man sprach von einer Pflanze aus der Familie der Ranunculaceae«, sagt Schmithausen zögerlich und sieht nur mich an. Sophia weiß ja ohnehin Bescheid. »Ich beantworte bloß Ihre Frage von vorhin, Bernard. Diesem botanischen Figment will man hinterher, denke ich. Ich weiß nicht genau, was man sich davon verspricht. Aller Wahrscheinlichkeit nach ist die Pflanze verwandt mit Aconitum balfourii. Sie wächst nur in den alpinen Zonen des Himalaya. Von der Spezies habe ich bereits gehört, und ich war sogleich dabei. Begeistert! Dann aber kam die Ernüchterung. Mich hat die geradezu religiöse Inbrunst erbost, welche von Maettgen und seinen Partnern an den Tag gelegt wird. Das gehört sich in der Wissenschaft nicht. – Und verzeihen Sie mir, ich muss gestehen, ich habe Sie vorhin belogen, Bernard …«, Schmithausen macht eine kurze und, wie sich herausstellen soll, unnötig bedeutungsvolle Pause und senkt dann seine Stimme, »ja, ich kenne Christian Fust recht gut. Wie Ihnen Sophia bestätigen kann. Was Sophia aber vielleicht nicht weiß – Fusts Entdeckungen allein sind es, die auf die Spur dieser Pflanze, oder auch mehrerer Pflanzen – das kann ich nicht mit Bestimmtheit sagen – führen sollen. Weshalb er sich ja auch in Kalonagar aufhält.«
    Ich gebe mir gar keine Mühe, Erstaunen zu heucheln. Sophia bemerkt das und wird nachdenklich. Dann blickt sie mich an und schüttelt langsam den Kopf. Sie will sagen, dass sie wirklich von all dem hier nichts

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