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Der dritte Berg

Titel: Der dritte Berg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. F. Dam
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Zimmertür stehen. Ich luge um die Ecke; erst jetzt sehe ich, dass Schmithausen eine kleine Mappe mit Unterlagen bei sich trägt. Die Tür wird geöffnet, Schmithausen tritt aber nicht ein. Er spricht bloß in der Tür mit dem Bewohner dieses Zimmers. Auf Deutsch, und er gibt sich keine Mühe, die Lautstärke zu dämpfen. »Hier, meine Liebe«, sagt er, »wie versprochen. Ich habe heute Nacht noch eine Verabredung mit Maettgen. Was für eine Überraschung. Maettgen ist zum Abendessen eingeladen, bestimmt bei diesem Mukherjee, und da er ein furchtsamer Mensch ist und uns die Zeitverschiebung schlaflose Nächte bereitet, treffen wir uns um ein Uhr morgens. Halt mir die Daumen, Sophia.«
    Die Tür wird geschlossen. Man ist im Leben niemals vor Überraschungen gefeit. Ich laufe rasch den Gang zurück bis zum Fahrstuhl; dort warte ich auf Schmithausen. Er geht nicht an mir vorbei, wie ich will er hinunterfahren. Ich habe ihm den Rücken zugedreht und schreibe eine Nachricht an Sophia, dass ich sie nicht abholen werde, sondern sie in wenigen Minuten im Restaurant erwarte. Der Fahrstuhl kommt und Schmithausen steigt ein. Ich bin ein geselliger Mensch; ich lasse ihn nicht allein fahren.
    Â»Bernard!«, ruft Schmithausen, als ich den Fahrstuhl betrete. »Da ersparen wir uns doch tatsächlich eine so weitschweifige Kommunikationsweise.«
    Â»Und jetzt sagen Sie mir bitte, Professor …«, sage ich.
    Â»Xaver«, unterbricht mich Schmithausen. Sein Bart ist auf Fünftageniveau. Das Gesicht erscheint mir jetzt glatter, weniger faltig. Vielleicht der Feuchte der Luft hier zuzuschreiben. »Bitte nennen Sie mich Xaver, Bernard. Zu duzen brauchen Sie mich ja nicht.«
    Â»Woher wissen Sie von meinem Aufenthalt hier?« Es ist raus und ich bin gespannt auf die Unwahrheit, die nun folgt.
    Â»Sie haben doch Konrad Kanner kennengelernt«, sagt Schmithausen tatsächlich. »Er arbeitet im Wiener Innenministerium.«
    Als ob das irgendetwas erklären würde. Als ob das meine Zweifel an Sophia vertreiben würde. Ich wäge meine Chance auf Wahrheit ab und beschließe zu schweigen. »Leisten Sie uns doch Gesellschaft«, sage ich stattdessen. »Eine Dame aus dem Südasieninstitut und ich essen in wenigen Minuten auf der Terrasse des hauseigenen Red-Fort-Restaurants. Ein Tisch ist bestellt.«
    Â»Mit Vergnügen!«, ruft Schmithausen wieder. »Da erledigen wir ja alles in einem Aufwaschen.«
    Er will natürlich nicht wissen, welche Dame aus dem Südasieninstitut mit uns essen wird.
    Wie ein Vorhang fällt die indische Dämmerung auf uns herab, als ich mit Schmithausen die Terrasse des Restaurants betrete. Sie liegt unmittelbar über dem Meer. Wir steuern auf meinen Tisch zu und beschließen, da doch Gentlemen, an der Brüstung stehend auf die Dame aus dem Südasieninstitut zu warten. Der Ozean glimmt dunkelgrün unter uns.
    Â»Jetzt sind Sie also nach Indien geflogen«, beginne ich das Gespräch, »weil Sie sich ohne Ihren Feind Maettgen so furchtbar leer fühlen.«
    Â»Wieso Feind? Ich bin ein einfacher Teilnehmer des Kongresses.« Schmithausen blickt freundlich in meine Augen. »Heute Mittag habe ich einen Vortrag über die neuesten botanischen Entdeckungen in Indien gehalten. Zwanzig Stück allein in den letzten vierzehn Monaten. Alles ziemlich uninteressant, aber, Sie können sich ja denken, für einen Botaniker, und da waren einige im Publikum, ist ein Grashaufen ein Königreich.«
    Â»Was wird wohl Maettgen dazu gesagt haben, dass Sie hier sind, Xaver«, insistiere ich. Von Christian will ich noch nicht sprechen.
    Â»Unsere Wege haben sich nicht gekreuzt. Morgen werde ich das Hotel wechseln. Vorsichtsmaßnahme.«
    Â»Wegen dem Mann in dem Grazer BMW ?«, sage ich.
    Â»Oh! Sie waren Zeuge … bei meinem Haus?«
    Â»Eine unsanfte Verhaftung. Und warum sollte denn dieser …«
    Â»Seit jeher ist Wissen gefährlich. Weißt du etwas über mich, oder über meine Pläne, bist du irgendwann eine Quelle von Gefahr. So einfach ist das.«
    Â»Maettgens Projekt?«, sage ich so naiv wie möglich.
    Â»Ja, nennen wir es so, Maettgens Projekt. Der Mann aus Graz sollte wohl eine liebenswerte Warnung hinterlassen, falls, na, Sie wissen schon, Bernard, falls ich einmal über einem Glas Wein gesprächig werden sollte. Dabei weiß ich doch kaum etwas. Bin schon früh

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