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Hüter des Todes (German Edition)

Hüter des Todes (German Edition)

Titel: Hüter des Todes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Child
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    Prolog
    Der Arzt schenkte sich im Pausenraum einen Becher Kaffee ein, griff nach dem Kaffeeweißer, der auf dem Tresen stand, entschied sich aber schließlich für einen Schuss Sojamilch aus dem alten Laborkühlschrank. Er rührte den Kaffee mit einem Plastikstäbchen um, während er über den hellen Linoleumboden schlurfte und auf eine Sitzgruppe zuging. Durch die Tür drangen die üblichen Geräusche – das Klappern von Rollstühlen und Tragen, das Piepsen und Meckern von Apparaturen, das eintönige Geleier aus der Gegensprechanlage des Krankenhauses.
    Deguello, ein Assistenzarzt im dritten Jahr, hatte seine schlaksigen Gliedmaßen über zwei der fadenscheinigen Sessel ausgestreckt. Typisch für einen Assistenzarzt, dachte der Doktor, diese Fähigkeit, augenblicklich in Schlaf zu fallen, sei es im Stehen oder Liegen, egal, wie unbequem die Haltung auch sein mochte. Als er sich in einen freien Sessel daneben sinken ließ, unterbrach der Assistenzarzt sein leises Schnarchen und öffnete ein einzelnes Auge.
    «Hey, Doc», murmelte er. «Wie spät ist es?»
    Der Doktor warf einen Blick auf die Industrieuhr an der gegenüberliegenden Wand über einer Reihe von Spinden. «Viertel vor elf», sagte er.
    «Gütiger», stöhnte Deguello. «Das bedeutet, ich habe nur zehn Minuten geschlafen.»
    «Immerhin zehn Minuten», erwiderte der Doktor und trank einen Schluck Kaffee. «Es ist eine ruhige Nacht.»
    Deguello schloss das Auge wieder. «Zwei Herzinfarkte, ein offener Schädelbruch, ein Not-Kaiserschnitt, zwei Schussverletzungen, eine davon schwer. Eine Verbrennung dritten Grades. Ein Messerstich mit Nierenpenetration. Ein einfacher und ein mehrfacher Knochenbruch. Ein alter Mann mit Schlaganfall. Eine Oxycodon-Vergiftung. Eine Überdosis Meth. Eine Überdosis Amphetamin. Und alles innerhalb der …» Er rechnete kurz nach. «Alles innerhalb der letzten neunzig Minuten.»
    Der Arzt nahm einen weiteren Schluck von seinem Kaffee. «Wie ich bereits sagte – eine ruhige Nacht. Sehen Sie es positiv. Wenigstens hängen Sie nicht mehr am Mass General in der Weiterbildung fest.»
    Der Assistenzarzt schwieg für einen Moment. «Ich verstehe das einfach nicht, Doc», murmelte er dann. «Warum machen Sie das? Warum opfern Sie jeden zweiten Freitag für die Notaufnahme? Ich meine, hey, ich habe keine andere Wahl. Aber Sie sind ein fertig ausgebildeter Anästhesist.»
    Der Arzt leerte seinen Becher und warf ihn in den Abfalleimer. «Etwas weniger Neugier in Gegenwart Ihrer Vorgesetzten, bitte sehr.» Er schob sich aus dem Sessel. «Zurück ins Gefecht.»
    Draußen auf dem Gang blickte er sich um. Es war tatsächlich relativ ruhig. Er wollte gerade auf den zentralen Aufnahmeschalter am anderen Ende zusteuern, als es unvermittelt laut und hektisch wurde. Die Oberschwester kam ihm im Laufschritt entgegen. «Ein Autounfall», rief sie ihm zu. «Ein Opfer, kommt gerade herein. Ich habe Schockraum Zwo reserviert.»
    Der Arzt wandte sich sofort in Richtung des genannten Saals. Im gleichen Moment glitten die Türen surrend auseinander, und ein Team von Sanitätern rollte eine Trage herein, gefolgt von zwei Polizeibeamten. Der Arzt sah sofort, dass es ernst war – die Gesichter der Sanitäter, das Blut auf ihren Kitteln, die Dringlichkeit ihrer Bewegungen – all das sprach eine deutliche Sprache.
    «Weiblich, Anfang dreißig!», bellte einer der Sanitäter. «Reagiert nicht mehr!»
    Der Doktor winkte sie zu sich herein und wandte sich an einen Arzt im Praktikum, der neben ihm auf Anweisung wartete. «Wir brauchen Nahtbestecke.» Der AiP nickte und joggte los.
    «Und holen Sie Deguello und Corbin!», rief der Doktor ihm hinterher.
    Die Sanitäter rollten die Trage bereits in Schockraum Zwo und neben den Operationstisch. «Auf mein Kommando», sagte eine Schwester. «Vorsicht mit der Halskrause. Eins, zwei, drei!»
    Die bewusstlose Patientin wurde auf den Tisch gehievt und die Trage weggeschoben. Der Doktor erhaschte einen flüchtigen Blick auf blasse weiße Haut, zimtfarbenes Haar, eine Bluse, früher weiß, jetzt blutgetränkt. Auch auf dem Boden war Blut, eine rote Tropfspur führte bis in den Gang nach draußen.
    Im Kopf des Arztes begann eine Alarmglocke zu schrillen, etwas durchzuckte ihn wie ein kalter elektrischer Strom.
    «Ein betrunkener Fahrer hat sie voll an der Seite erwischt», sagte einer der Sanitäter neben ihm. «Wir haben sie auf dem Weg hierher kodiert.»
    Assistenzärzte strömten herein, gefolgt

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