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Der Duft der Pfirsichblüte: Eine Australien-Saga (German Edition)

Der Duft der Pfirsichblüte: Eine Australien-Saga (German Edition)

Titel: Der Duft der Pfirsichblüte: Eine Australien-Saga (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dagmar Trodler
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recht«, meinte Elizabeth schließlich. »Es genügt nicht, den Rum zu verbieten. Wir müssen etwas für die Frauen tun. Damit sie mit dem Trinken gar nicht erst anfangen.«
    Diesen Gedanken jedoch trieb Lachlan ihr schnell aus, als sie ihn nach dem Abendessen von ihrer Idee in Kenntnis setzte. Er schob seine Papiere auf dem Schreibtisch zur Seite und verkorkte das Tintenfass, um zu einer längeren Rede anzusetzen. Solche Unterredungen führten die Macquaries stets hinter geschlossenen Türen, doch diesmal traute Penelope sich, durchs Schlüsselloch zu schauen und zu lauschen. Der Gouverneur hatte sogar seinen Schreibtisch verlassen und schritt auf und ab, während er seinerGattin erklärte, wie sich die Dinge in der Kolonie verhielten.
    Die Kolonialregierung schaue darauf, dass die Gefangenen ordentlich versorgt werden. Die Essensrationen seien den Bedürfnissen angepasst worden, Hunger wie noch vor zehn Jahren gebe es in New South Wales nicht mehr. Und niemand könne den Weibern verbieten, ihre Rationen gegen Rum einzutauschen, um davon wieder etwas anderes zu erhandeln – oder ihn selber zu trinken.
    Hier stockte das Streitgespräch der Eheleute Macquarie. In der Tat verlief das Tauschgeschäft genau so. Und je ärmer die Frauen waren, desto weniger waren sie bereit, auf den Rum zu verzichten, der sie zuverlässig auf das Kissen des Vergessens bettete.
    »Ich verbiete dir, in den Hafen zu gehen! Ich verbiete dir, dich in die Rationsverteilung einzumischen!«, rief Macquarie und hieb so sehr mit der Faust auf den Tisch, dass die Lauscherin an der Tür zurückfuhr. »Diese Weiber sind gefährlich, sie kennen keine Dankbarkeit, sie kennen nur Gier!«
    »Aber so wird es ja niemals ein Ende nehmen«, erklang Elizabeths ruhige Stimme. Penelope spähte angestrengt durchs Schlüsselloch.
    »Doch, es wird ein Ende nehmen, aber auf eine kluge, zivilisierte Art. Ich will Zölle auf den Rum, so hoch, dass er sauer schmeckt. Und Geld muss her – eine Währung, richtiges Geld, damit die Leute aufhören, alles in Rumliter umzurechnen. Liebste, begreife doch.« Der Gouverneur trat auf seine Gattin zu und umfasste ihre Taille. »Das Problem ist nicht mit ein paar sauber gekleideten Weibern beseitigt. Man muss es bei der Wurzel packen und ausrotten.« Allein ihr Gesichtsausdruck schien ihn zu besänftigen, denn erküsste sie zärtlich, und dann rief er: »Penelope, komm herein, ich weiß, dass du an der Tür lauschst.«
    Als Konsequenz aus dem Streit mit ihrem Gatten engagierte Elizabeth Macquarie sich noch mehr für das Wohl des Waisenhauses. Hatte sie sich bisher nur hin und wieder auf den Weg gemacht, so führte sie ihr Weg nun alle zwei Tage an die windschiefe Tür, und eines Morgens bat sie Penelope darum, sie zu begleiten, weil ihr Korb zu schwer sei.
    »Was ist da drin?«, fragte Penelope.
    »Windeln.«
    »Windeln?«
    Elizabeth drehte sich zu ihr um. »Ich brauche sie nicht.«
    »Jede Frau braucht irgendwann Windeln«, sagte Penelope mühsam, um etwas Nettes hervorzubringen. Ihre Windeln waren Lumpen gewesen, ein paar unwirkliche Wochen lang.
    »Ich brauche sie nicht«, wiederholte Elizabeth ungewohnt erregt. »Mein Leib ist nicht gesegnet, Gott schenkt uns keine Kinder. Warum erzähle ich dir das? Aber du wirst es ja sowieso herausfinden, Theresa wird ihr Maul nicht halten können. Ich hatte sechs Fehlgeburten, ich kann Lachlan keine Kinder schenken.«
    »Ach Madam.« Penelope legte ihr die Hand auf den Arm. Mitleid stahl sich in ihr Herz. Die Gouverneursgattin war der erste Mensch seit langem, deren Wohl ihr naheging. »Ach Madam, lassen Sie uns den Korb gemeinsam tragen, sicher werden die Frauen im Waisenhaus sehr froh über die Gabe sein. Und die Kinder auch.«
    Elizabeth musterte ihr Gesicht. »Hast du Kinder geboren?«
    Penelope blickte starr vor sich hin, da zog Elizabeth sieauf die Küchenbank, obwohl sie eigentlich beide für den Gang schon fertig angezogen waren. »Hast du Kinder?«
    »Eines«, flüsterte sie. »Ein Mädchen. Auf dem Schiff.«
    »Aber wo ist es jetzt? Penelope – verzeih.« Sie legte den Arm um ihre Schultern. »Man nimmt es den Frauen ja weg, ich vergaß. Hast du es denn nie suchen wollen?«
    »Es ist ertrunken, Madam.« Wie töricht, diesen Satz auszusprechen! Penelope schämte sich, aber nun war er einmal gesagt. Damit hatte sie sich die Suche von vorneherein verdorben, aus lauter Angst, enttäuscht zu werden. Sie war so ein Feigling!
    Auf dem Weg zum Waisenhaus sprachen sie nicht. Schweiß

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