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Der Duft der Pfirsichblüte: Eine Australien-Saga (German Edition)

Der Duft der Pfirsichblüte: Eine Australien-Saga (German Edition)

Titel: Der Duft der Pfirsichblüte: Eine Australien-Saga (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dagmar Trodler
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zahnloses Weib mit gebeugtem Rücken beobachteten die beiden weißen Frauen aus zusammengekniffenen Augen.
    »Das ist seine Mutter. Ich glaube, sie sagt Beschwörungen, damit ihr nichts passiert.«
    »Aber sie tragen doch die Waffen?«, wunderte Penelope sich leise.
    Elizabeth zuckte mit den Schultern. »Sie halten uns für stark. Wir bauen Häuser und können rennende Pferde anhalten, ohne eine Waffe.« Mit dankendem Nicken nahm sie die Wurzeln entgegen und trat schnell wieder einen Schritt zurück. Sein strenger Körpergeruch drang selbst bis zu Penelope, die hinter Elizabeth stehengeblieben war. Der Mann hatte offenbar noch ein Anliegen. Er drehte sich um, nahm einer der Frauen ein jammerndes Bündel aus den Armen und hielt es Elizabeth hin. Die schlug die Lumpen auseinander und machte große Augen: Ein wimmerndes Kind krümmte sich zwischen ihren Händen. Dicke aufgeplatzte Pusteln bedeckten seinen Körper, das kleine Gesicht war verschwollen. Das ganze Kind schien im Fieber zu dampfen.
    »Um Himmels willen«, murmelte Elizabeth und kämpfte gegen den Impuls, dem Schwarzen das Kind zurückzugeben. Doch der schien sie geradezu zu belauern, ob sie genau das tun würde. Penelope reagierte blitzschnell. Sie kippte den Korb mit Setzlingen aus, legte ihr Schultertuch auf den Boden des Korbes und bettete das kranke Kind in diesen Korb. Der Schwarze nickte langsam. Dann drehten sie sich um – und verließen Macquaries Garten.
    William Redfern, den Elizabeth sogleich kommen ließ, machte ein sehr nachdenkliches Gesicht. Das Kind warmehr tot als lebendig, es fieberte heftig und ließ die Untersuchung des Doktors ohne jede Regung über sich ergehen. Aus manchen der Pusteln sickerte eitrige Flüssigkeit, die er vorsichtig mit einem Tuch auffing und sich unter der Lupe anschaute.
    »Ich würde Ihnen raten, dieses Kind nicht anzufassen«, sagte er bedächtig. »Und ich glaube, es wird sterben.«
    »Aber wir müssen doch etwas tun!«, rief Elizabeth.
    Er zuckte mit den Schultern. »Halten Sie es rein, und versuchen Sie, das Fieber zu senken. Wadenwickel wirken vielleicht noch. Entweder es bleibt am Leben oder … Ich komme am Abend wieder vorbei.«
    Theresa, die Köchin, runzelte die Stirn. »Einen Schwarzbalg haben wir im Haus? Darüber wird der Herr Gouverneur aber sehr erfreut sein, Madam, wenn Sie sich da mal nicht täuschen, das war kein guter Gedanke, das wird nur Ärger geben …« Murrend entfernte die Köchin sich, um die Dinge zu holen, die Elizabeth ihr aufgetragen hatte.
    Das kranke Kind zog in Elizabeths verwaistes Kinderzimmer ein, und sie hatte Mühe zu verbergen, wie sehr sie es genoss, das Kind zu umsorgen. Alle Mühe und Sorge fruchteten jedoch nicht, und am Abend hatte sich der Zustand des Kindes so verschlechtert, dass Elizabeth nicht auf Redfern warten mochte, sondern den Burschen losschickte, ihn zu holen. Ein erleichterter Schrei entrang sich ihrer Kehle, als es an der Tür klopfte und Penelope losrannte, um sie zu öffnen.
    Doch nicht William Redfern stand dort, sondern Bernhard, und ihr Herz machte einen dummen Satz darüber, ihn so unvermutet zu treffen.
    »Geht es dir gut?«, fragte er und faltete seinen Gehrock so ordentlich, als müsse er für den Winter verstaut werden.Um ein Haar hätte sie einen Schritt auf ihn zugemacht, nur um sein Gesicht besser erkennen zu können und in seine Augen zu schauen … sie konnte sich gerade noch bremsen.
    »Gut«, sagte sie so knapp, wie es sich für ein Dienstmädchen geziemte. »Eine gute Arbeitsstelle, ich bin sehr zufrieden. – Vielen Dank!«, fügte sie leise hinzu und wagte noch einen Blick.
    Ein Lächeln glitt über sein rundliches Gesicht. »Ach, Penelope, du hast es verdient, glücklich zu sein. Der Himmel weiß, warum ich …«
    Er wandte sich von ihr ab und eilte durch die halboffene Tür des Kinderzimmers, in dem bisher niemals ein Kind geschlafen hatte und wo Elizabeth ihren kleinen Patienten gebettet hatte, obwohl Redfern ihr noch davon abgeraten hatte, ihn überhaupt ins Haus zu holen. »Wir können ihn ja schlecht im Garten betreuen«, hatte sie eingewandt, ohne zu ahnen, dass ihr Gatte kurz darauf genau das verlangte.
    »Das hätten Sie mal besser getan«, murmelte auch Kreuz nun, als er die sauberen Tücher, in die sie das Kind gewickelt hatten, aufschlug. »Der Himmel weiß, wo das Kind sich die Pocken gefangen hat – möglicherweise ist seine Mutter schon tot.«
    »Pocken!«, rief Penelope entsetzt.
    »Eine Pockenart, ja. Ich kann nicht

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