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Der Duft der Pfirsichblüte: Eine Australien-Saga (German Edition)

Der Duft der Pfirsichblüte: Eine Australien-Saga (German Edition)

Titel: Der Duft der Pfirsichblüte: Eine Australien-Saga (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dagmar Trodler
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aus dem Boden gewachsen, wie seinerzeit Apari, der Freund des Schafhirten. Stumm und still stand er da, seinen Speer in der Rechten, die Linke hinter den Rücken gelegt. Seine Weiber drückten sich an den Büschen herum – er war der einzige Mann.
    »Madam, da sind sie. Was tun wir jetzt?« Penelope spürte eine böse Ahnung in sich aufsteigen.
    Elizabeth hob den Kopf. »Wir geben ihnen das Kind und beten gemeinsam.« Sie hatte das Körbchen schon in der Hand und reichte es dem schwarzen Mann. »Es tut mir ja so leid«, sagte sie förmlich. »Wir haben alles versucht, aber wir konnten dein Kind nicht retten. Es ist gestorben. So ein hübscher Junge, nun ist er bei Gott, und wir wollen gerne für ihn beten.«
    Der Rest ihrer Rede ging unter in Geheul, denn eine der Frauen hatte sich aus dem Gebüsch gelöst, stürzte auf Elizabeth zu und riss ihr den Korb aus der Hand. Sie holte das tote Kind aus den Tüchern und schüttelte es, bis sich auch der letzte Tuchzipfel von ihm gelöst hatte, dann tratsie Korb und Tücher mit ihrem Fuß von sich, als ginge eine Gefahr von diesen Dingen aus – und fing an zu schreien. Die beiden anderen Frauen kamen aus dem Busch geschlichen und halfen ihr, das tote Kind zu untersuchen und umzudrehen, als ob sie schauen wollten, ob nicht doch noch ein Atemzug in ihm war, ein Lebensfünkchen, das man wieder entfachen konnte.
    Das alte Weib blieb nicht bei der Verzweifelten stehen. Es schlich weiter, auf Elizabeth Macquarie zu. Ihr ausgestreckter Arm wirkte wie ein abgebrochener Ast, mit dem sie auf Elizabeth zeigte und gleichzeitig Laute von sich gab, die wie das Zischen einer bösen Schlange klangen. Immer wieder brachte sie dieselben Laute hervor und näherte sich Elizabeth, die vor Schreck keinen Schritt tun konnte. Wie angewurzelt stand auch Penelope da und musste mit ansehen, wie die alte Hexe Verwünschungen über Elizabeths schwangeren Leib ausstieß, mit jedem Schritt ein einzelnes Wort, bis sie Elizabeth erreicht hatte und vor ihr ausspuckte …
    Elizabeth stieß einen schrillen Schrei aus. Dann sank sie zu Boden, von Schluchzern geschüttelt und zuckend, als ob ein Dämon Besitz von ihr ergriffen hätte. Penelope erwachte zum Leben. Sie fuhr herum – die Schwarzen waren verschwunden. Mit einem Wutschrei stürzte sie sich auf die Büsche, doch da war niemand mehr, keine Spur, nicht mal der Gestank der Alten – nichts. Sie waren alleine im Garten.
    Elizabeth weinte haltlos im Gras.
    »Madam – Madam, alles ist gut, nichts ist passiert, haben Sie keine Angst, Madam – liebe Madam …« Penelope kniete neben Elizabeth, fasste sie mit beiden Händen an und wusste, noch bevor diese den Mund öffnete, was geschehen würde.
    »Ich blute«, flüsterte Elizabeth.
    Penelope drückte die Hand der Schottin. Ihre böse Ahnung hatte sich bestätigt. Behutsam versuchte sie, Elizabeth aufzurichten. Den Gedanken, Theresa zu rufen, verwarf sie gleich wieder, die würde nur mitheulen und keine Hilfe sein. Niemand würde hier eine Hilfe sein – und Bernhard, der würde helfen können, war nicht mehr gekommen.
    »Versuchen Sie aufzustehen, ich bitte Sie … versuchen Sie, ich helfe Ihnen …«
    Die Blutspur, die Elizabeth hinter sich herzog, war nicht groß. Nur ein paar Tropfen.
     
    Kaum hatte der Junge das Haus in Richtung Hospital verlassen, stand Kreuz vor der Tür. Redfern sei immer noch in Parramatta und: »… ich wollte noch mal nach – ich wollte –« Er hatte sich selber aufgemacht und suchte an der Tür nach Gesichtern.
    »Ein Segen, dass Sie kommen.« Penelope hatte das Klopfen gehört, doch Lachlan war schneller an der Tür und zog den Doktor vor ihr ins Haus. »Kommen Sie, helfen Sie meiner Frau. Helfen Sie ihr!«
    Kreuz bekam nicht mal die Zeit, seinen Umhang auszuziehen, Lachlan schaffte ihn so, wie er war, durch den Salon in Elizabeths Schlafzimmer, an Theresa und Penelope vorbei, Etikette spielte keine Rolle mehr. Elizabeths Gesicht war bleich. Schweiß stand auf ihrer Stirn.
    »Bernhard, wie gut, dass Sie da sind«, sagte sie leise. »Bitte schicken Sie meinen Mann nach draußen, ich möchte nicht –«
    »Liebling«, protestierte der Gouverneur, doch es geschah, wie Elizabeth es wünschte, und Lachlan musste draußen warten, wo man ihn erregt auf und ab wandern und Möbelzurechtrücken hörte. »Elizabeth, hol mich bitte«, rief er immer wieder, »hol mich, wenn du etwas brauchst.«
    Kreuz begann unter Wahrung aller Schicklichkeit seine Untersuchung. Seine ruhige Art half

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