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Der Duft der Pfirsichblüte: Eine Australien-Saga (German Edition)

Der Duft der Pfirsichblüte: Eine Australien-Saga (German Edition)

Titel: Der Duft der Pfirsichblüte: Eine Australien-Saga (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dagmar Trodler
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ausgesucht haben – schauen Sie der Wahrheit ins Gesicht!« Greenway ließ sich offenbar nicht den Mund verbieten. »Anstatt Ihnen ein ordentliches Hospital zu erbauen, bereichert Dr. Wentworth sich am Rum! Man kann so ein wichtiges Gebäude nicht auf dem Fundament des Alkohols bauen! Ich sage Ihnen etwas: Sie werden damit leben müssen, dass man Ihr Krankenhaus Rum-Hospital nennt. Und nicht etwa Macquarie-Spital, falls Ihnen das vorgeschwebt hat.«
    Bevor Macquarie sie hinauswerfen konnte, verschwand Penelope durch die Seitentür, sie spürte seinen wachsenden Zorn. Nicht zum ersten Mal wurde kritisiert, dass er die Bauherren des neuen Hospitals mit der heimlichen Währung der Kolonie – dem Rum – bezahlt hatte statt mit Geld.
    »Das Hospital bricht zusammen«, berichtete Penelope in der Küche.
    Der Kutscher machte große Augen. »Wer sagt das? Wann?«
    »Das weiß ich nicht. Mr. Greenway sagt, dass es zusammenbricht.«
    »Mr. Greenway ist ein Schwätzer und ein Dokumentenfälscher«, bemerkte Ernestine, die neue Köchin, die es wissen musste, sie war ihrem wegen Fälscherei zu sieben Jahren verurteilten Mann in die Kolonie gefolgt. »Und ein lausiger obendrein.«
    »Aber vielleicht kann er Häuser besser bauen, als Dokumente fälschen?«
    Hinter ihr lachte jemand. Elizabeth Macquarie stand in der Tür. Ihre Augen blitzten übermütig, als sie Penelope spaßeshalber am Kragen packte und sanft schüttelte. »Meine Liebe, dein loses Mundwerk wird dir noch richtigen Ärger eintragen. Selbstverständlich ist Francis Greenway ein besserer Architekt als jeder andere, hätte mein Mann ihn sonst ausgesucht? Das Einzige, was ihm nicht behagt, ist seine Arroganz.« Sie seufzte. »Ich finde, man sollte alle vier an einen Tisch setzen und über das Gebäude debattieren lassen. Aber einer der drei Herren hat ja immer was Wichtigeres zu schaffen als den Bau eines Krankenhauses.«
    Man wusste sofort, wer gemeint war. Wentworth betrieb neben seinen Rennpferden noch ein Dutzend anderer Geschäfte, die alle wichtiger und vor allem einträglicher waren als das Hospital. Macquarie schüttelte nur hilflos den Kopf, wenn wieder einmal eine Absage kam, und nannte ihn einen »verdammten windigen Hund«. Und Penelope begann dem Gerücht Glauben zu schenken, welches besagte, dass der gutaussehende D’Arcy Wentworth als junger Mann einst in London wegen mehrfachen Straßenraubs verurteilt werden sollte. Einem endgültigen Urteil hatte ersich durch die freiwillige Abberufung nach Botany Bay entzogen. Sicher war er der charmanteste aller Straßenräuber gewesen.
    Elizabeth interessierten solche Gerüchte nicht. Es gab im Gouverneurshaus stets ausreichend zu tun, als dass sie Zeit für Geschichten gehabt hätte. Energisch setzte sie den Korb mit Küchenkräutern auf den Tisch.
    »Mr. Greenway wird übrigens zum Abendessen bleiben. Er liebt die Speisen würzig, Ernestine, dass du es nur weißt. Ich möchte nicht auch noch Opfer seiner spitzen Zunge werden.«
    Alle drei am Tisch verbargen meisterhaft ihr Grinsen. Mrs. Macquarie war ihrem Gatten die perfekte Gefährtin, ihre höflich zupackende Art und die Bewirtung wurden in der ganzen Stadt gelobt. Dass ihr scharfer Verstand noch ganz andere Dinge erfasste, bekamen die meisten gar nicht mit, denn bei Tisch hielt sie sich selbstverständlich mit Bemerkungen zurück. Gerade diese Eigenschaft wusste Lachlan an seiner jungen Frau zu schätzen.
    Spät am Abend saß Penelope noch in der Küche, um das Frühstück vorzubereiten. Ernestine war bereits zu Bett gegangen. Sie hatte über Kopfschmerzen geklagt, was damit zusammenhängen konnte, dass sie den Inhalt sämtlicher nicht geleerter Weingläser und Karaffen hinuntergekippt hatte. Vielleicht hatte sie sich auch nur über Greenways Mäkelei aufgeregt, die Haut am Hühnchen sei für ihn nicht knusprig genug gewesen.
    »Das nächste Mal pisse ich ihm ins Essen, dann sieht er mal, was schlecht ist«, hatte sie gezischt, bevor sie die Tür hinter sich schloss. Penelope seufzte. Ernestine wusste nichts von wirklich schlechtem Essen, sie war als Passagier gereist, hatte mit den freien Reisenden zusammenam Tisch gegessen und in einem richtigen Bett geschlafen. Und Greenway war zwar auch als Sträfling gekommen, doch so wie er auftrat, hatte er sich vermutlich mitsamt seiner Familie eine Kajüte mit Offiziersessen erschwatzt, Er wusste nichts von Maden im Brot, von vergorener Grütze und zerfallendem Salzfleisch. Oder vom brennenden Durst. Sie selbst

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