Der Duft der Pfirsichblüte: Eine Australien-Saga (German Edition)
wieder lamentierend im Kreis von all den Anweisungen.
»Das Hausmädchen ist ein blindes Huhn!«, schrie sie aus dem Fenster. »Sie brachte mir letztens solche schmutzigen Kartoffeln! Und sie ist zu dumm, um sie zu putzen!«
»Theresa, du bist die Köchin, du hast dafür zu sorgen, dass das Essen anständig aussieht. Ich dulde nicht, dass du andere für deine Fehler verantwortlich machst.« Elizabeth klang sehr ungehalten, offenbar war die Unterredung fürsie beendet, denn kurz darauf erschien sie in der Tür zum Garten. »Wir müssen die Rosen umpflanzen«, sagte sie ohne Umschweife.
Penelope starrte sie fassungslos an. Kein Wort über die schweren Tage, kein Seufzen, nur dieses flüchtige Lächeln. Das Leben ging weiter, auch im Haus des Gouverneurs. Wie sie diese Frau bewunderte!
»Diesen Rosenstock hier und diesen hier. Das hätten wir schon längst tun sollen, sie brauchen einen sonnigeren Platz, sie werden sonst verkümmern. Ich habe auch Ringelblumensamen gefunden, ich zeige dir, wo du das aussäen kannst.« Elizabeth führte Penelope zu jener ausgesparten Lichtung im Schatten der Akazienzweige.
Elizabeths Tapferkeit gab Penelope den Mut, etwas anzufangen, worüber sie schon so lange nachgedacht hatte. Die Häkelnadel, die der Seemann ihr einst geschenkt hatte, war ihr größter Schatz, und sie bewahrte ihn unter ihrem Kopfkissen auf. In einem Restekorb fand sie Garnstücke, die niemand mehr benötigte, und verbrachte halbe Nächte damit, sie mit winzigen Knoten aneinanderzufügen. Jeder Knoten verknüpfte auch Teile ihres Lebens, und sie sann über ihre Mutter, den unbekannten Vater und das eigenartige Schicksal nach, das sie drei in dasselbe Land geführt und doch voneinander getrennt hatte.
Vielleicht war sie ihrem Zuhause doch näher, als sie dachte, weil sie lernte, sich mit den Dingen abzufinden. Das war der erste Schritt, der einen in die Lage versetzte, wirklich vorwärts zu schauen und etwas zu unternehmen. Sie hielt inne. Ihre kleine Häkelarbeit war der beste Beweis. Wie lange hatte sie sich davor gefürchtet, weil Erinnerungen damit verknüpft waren … und nun schmerzte es nur halb so viel wie erwartet.
Elizabeth schüttelte den Kopf, als sie das Knotengarn in ihrem Schoß fand.
»Wir sind ja nun kein armer Haushalt«, schimpfte sie und stellte Penelope ihren Handarbeitskorb neben den Küchenstuhl. »Unter einer Bedingung darfst du weitermachen: Das erste Stück muss für mich sein. Danach kannst du häkeln, was du willst.« Penelopes Gesichtsausdruck schien sie so zu erfreuen, dass sie ihr Hausmädchen spontan umarmte.
10. Kapitel
And when thou art weary
I’ll find thee a bed
Of mosses and flowers
to pillow thy head.
(John Keats, To Emma)
»Das mag ja alles richtig sein, und die Farbe ist auch sehr geschmackvoll gewählt, Exzellenz. Sie haben mich nur um meine Meinung gebeten.« Francis Greenway nippte einen kleinen Schluck Sherry. »Und die wiederhole ich gerne: Wenn das Gebäude in dieser Form weitergebaut wird, mit diesem minderwertigen Baumaterial und nach so unüberlegten Plänen, wird es Richter Bent auf den ehrenwerten Kopf fallen. Seine Ungeduld, mit dem Einzug nicht warten zu können, wird er noch bezahlen – ich hoffe nicht, mit dem Leben. Was für eine amüsante Laune des Schicksals, dass ausgerechnet ein Chirurg daran schuld sein wird.«
»Greenway, Sie dramatisieren die Lage. So ernst kann es doch gar nicht sein.«
»Exzellenz, Sie haben mich um meine Meinung gefragt«, wiederholte der schmale Architekt und nahm sich noch einen Toast vom Teller. Penelope goss ihm Tee nach und trödelte ein wenig im Salon herum, das Gespräch war zu spannend. Der von ihr so verehrte D’Arcy Wentworth sollte ein Betrüger sein?
»Ich bin der Meinung, für 200 000 Liter Rum sollte es möglich sein, anständige Arbeit zu bekommen. Ich finde, die Herren sind mehr als ausreichend dafür bezahlt worden.«
»Aus Ihrer Sicht, Exzellenz. Möglicherweise auch aus der Sicht dieser Herren. Doch keiner von ihnen hat jemals ein Gebäude errichtet! Wentworth sollte sich vielleicht eher auf das Zunähen von Wunden konzentrieren. Und die Herren Riley und Blaxland mögen sich auf den Verkauf von Spirituosen verstehen und darauf, wo man besten Rum herbekommt –«
»Ich bitte doch darum, den Tonfall Ihrer Kritik zu mäßigen!«, fuhr der Gouverneur hoch. »Das geht entschieden zu weit, Greenway!«
»Sie möchten nicht hören, Exzellenz, dass Sie die falschen Männer
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