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Der Duft der Pfirsichblüte: Eine Australien-Saga (German Edition)

Der Duft der Pfirsichblüte: Eine Australien-Saga (German Edition)

Titel: Der Duft der Pfirsichblüte: Eine Australien-Saga (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dagmar Trodler
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Hand.
    Damit sie weniger Arbeit hatten, pferchten sie vor allem die Frauen auf so engem Raum zusammen, dass jede Einzelne noch weniger Platz hatte als unter Deck. Wie man sich auch drehte und wendete, man fühlte halbnackte, schwitzende Leiber neben sich, hinter sich, vor sich, dazu das unablässige Plappern, Tuscheln und Kichern, und tagsüber, wenn die Sonne gnadenlos herabschien, hörte man auch Jammern und Wehklagen über verbrannte Haut, Durst und Kopfschmerzen.
    Mary sah Penelope auf ihrem Platz sitzen. Die Augen des Mädchens waren meistens geschlossen. Sie spürte, wie ihre Tochter versuchte, sich für das Kommende zu wappnen.
     
    Afrika, hieß es, sei nicht mehr weit. Das Land, wo Schwarze lebten und Menschen fraßen. Wo es Ungeheuer gab, Schlangen und Spinnen, so groß wie Köpfe. Der langhaarigen Esther machte es Spaß, immer abstrusere Geschichtenund Schauermärchen zu erfinden, und dann stritten die Frauen sich darüber, wie viel daran wohl wahr sein mochte.
    »
When we dwell on the lips of the lass we adore
«, erklang es eines Tages vom anderen Ende des Schiffes, »
not a pleasure in nature is missing

    Einer der Gefangenen hatte zu singen begonnen, zum ersten Mal, seit man sie an Deck gelassen hatte. Seine tiefe, volle Stimme durchdrang mühelos das Rauschen der Wellen, und der Wind wagte es nicht, sie davonzutragen. Selbst die ewig kreischenden Möwen schienen im Flug zu verstummen, um seinem Lied zu lauschen.
    »
May his soul be in heaven, he deserves it, I’m sure, who was the first inventor of kissing
…«
    »
May his soul be in heaven
«, fielen mehr Männer mit ein, wiederholten den Vers, und der Chor ihrer Stimmen stieg in den blauen Himmel und sandte den Frauen einen fröhlichen Gruß über alle Absperrungen hinweg.
    Das gute Wetter hielt an. Unbarmherzig brannte die Sonne herab, die Wasserrationen wurden nicht erhöht. Wer das Pech hatte, keinen schattigen Platz zu ergattern, musste damit rechnen, dass ihm gegen Mittag die Sinne schwanden. Doktor Kreuz wanderte regelmäßig über Deck und half, die Ohnmächtigen einzusammeln und in den Schatten zu bringen. Für mehr Wasser indes sorgte auch er nicht.
    Der Doktor dürfe nicht, hieß es. Reid liege weiterhin betrunken in seiner Koje und habe ihm jedes Eingreifen verboten, weil er sich über die eigenmächtige Kleideraktion geärgert habe. Und der Kapitän habe die Zahl der Vorratsfässer dezimiert, um mehr Platz für Waren zu haben, die er in Kapstadt an Bord bringen würde. Es gab einfach nicht mehr Trinkwasser, also hieß es, mit dem wenigen zu haushalten.Zu beschweren wagte sich niemand, der Kapitän galt als jähzornig und unberechenbar.
    Aus Leinwandresten fertigten die Frauen sich Sonnensegel, und Carrie setzte durch, dass jede von ihnen dort für eine Zeit Platz fand, um sich von der Hitze zu erholen. »Versucht es zu genießen – einer der Kerle sagte mir, dass wir bald wieder unter Deck müssen.«
    An dem Tag, als man die ersten Sträflinge die Stiegen hinunterstieß, weil der Wind gefährlich aufgefrischt war und die ersten Gefangenen wieder seekrank wurden, verlor einer der Männer die Nerven. Er schrie und schlug um sich, Penelope konnte das sehen, weil ihr Platz an diesem Morgen ganz vorne in der Nähe des Mastbaumes war, dafür hatte Jenny gesorgt – hier saß man vor der Gischt besonders geschützt.
    Der Mann versuchte, sich aus der Schlange zu befreien, und obwohl sich die Hände derer, die noch nicht an der Luke warteten, nach ihm ausstreckten, entwischte er ihnen, und es gelang ihm, an die Reling zu laufen. Mit der Kraft der Verzweiflung zog er sich an dem nassen Holz hoch und packte das Tau. Jemand schrie: »Lass ab! Tu’s nicht, Wahnsinniger!« Doch da war es schon zu spät. Mit einem schier unmenschlichen Schrei stürzte der Mann sich in die tosende See, ein kleiner dunkler Fleck, den die hungrigen Wellen mit tausend Fingern ergriffen, um ihn zu verschlingen. Seine Mitgefangenen stolperten an die Reling, schrien ihre Fassungslosigkeit der Dünung entgegen … Einer, dessen roter Haarschopf sofort auffiel, brüllte lauter als alle anderen. »Lasst euch das nicht gefallen!«, schrie Liam. »Morgen bringt sich der Nächste um, und übermorgen seid ihr dran! Kämpft gegen euer Schicksal – kämpft –«
    Die Faust eines Mitgefangenen traf den Iren im Gesicht,offensichtlich um ihn zum Schweigen zu bringen, doch die Aufseher hatten Liam längst bemerkt und seine Worte gehört. Einer rannte auf die Brücke, und der

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