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Der Duft der Pfirsichblüte - eine Australien-Saga

Der Duft der Pfirsichblüte - eine Australien-Saga

Titel: Der Duft der Pfirsichblüte - eine Australien-Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rütten & Loening Verlag <Potsdam>
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Es gab keine Lichtquelle, keine Luke und kein Fenster, wo der Strahl hätte herkommen können.
    Penelope atmete tief durch. Die Mutter hätte gewusst, woher das Licht gekommen war. Vielleicht hätte sie gesagt, dass es ein Zeichen war. An manchen Tagen konnte sie solche Zeichen lesen, und dann wartete sie in sich gekehrt darauf, dass das Zeichen sich erfüllte. Sie musste der Mutter von dem Sonnenstrahl erzählen … Aus dem Salon drangen Geräusche. Penelope versuchte zu erfassen, ob sich noch jemand im Salon befand, vor dem sie die Flucht würde ergreifen müssen. War Mr. Winfield etwa doch schon im Haus? Vorsichtig drückte sie die Messingklinke herunter und schob die Tür einen Spalt auf. Das verzweifelte Schluchzen einer Frau drang an ihre Ohren.
    Lady Rose lag in einer Wolke aus hellrosa Baumwolle auf dem Sofa. Die Wolke zitterte und wogte unter ihren Schluchzern. Ihr Haar hatte sich aus dem Gesteck gelöst und fiel einer glänzenden schwarzen Kaskade gleich über ihre Schultern. Bis auf den Boden hing es herab, wo die Katze maunzend um die Flechten strich.
    »Ach, heilige Gottesmutter hilf«, kam es aus den Kissen, »hilf …«
    »Mylady …« Penelope drückte sich durch den Spalt und schloss die Tür hinter sich. »Mylady, soll ich jemanden … rufen … soll ich …« Vorsichtig schlich sie näher. »Soll ich …«
    Die Wolke geriet in Bewegung, schwarzes Haar glitt über den rosafarbenen Stoff. Lady Rose drehte sich erstaunlich behände auf dem Sofa. »Du! Endlich kommst du!« Krebsrote Flecken bedeckten ihre weiße Haut, und ihre Lider waren vom Weinen geschwollen. »Endlich kommst du …« Siehievte sich in eine sitzende Position und streckte die Hand nach Penelope aus. »Komm und hilf mir … hilf mir …«
    »Mylady, wie kann ich Ihnen …«
    Einen Moment später saß Penelope tatsächlich auf dem weißen Sofa der Lady, neben einem dieser seidenen Kissen.
    »Penelope, ich brauche deine Hilfe«, sagte die Lady mit rauer Stimme und griff nach ihrer Hand. »Du musst mich zu deiner Mutter bringen.«
    »Zu meiner …« Penelope schluckte. Das Lichtspiel aus dem dunklen Flur kam ihr in den Sinn. Gänsehaut kroch ihre Arme hinauf. »Sie wollen zu meiner Mutter.« Es gab nur einen einzigen Grund, warum eine Frau zu Mary MacFadden gebracht werden wollte. Sie holte tief Luft, als Lady Rose stumm nickte.
    »Gütiger Gott …«, flüsterte Penelope. »Wann?«
    »Bald, sehr bald, Mädchen.« Rose wischte mit dem Handrücken über ihre verweinten Augen. »Mein Vater sagte mir heute Morgen, dass er einen Mann für mich ausgesucht hat.« Sie hielt inne und atmete tief ein.
    Penelope kannte den Grund für ihre Tränen. Sie hatte solche Tränen schon oft in der Schlafkammer der Mutter gesehen, hatte den bitteren Geruch der Angst noch in der Nase – Angst vor dem Gerede der Leute und Angst vor dem, was die Mutter in ihrer Kammer dann verrichtete. Die meisten Frauen verließen die Kammer unter Tränen, nachdem sie ihre Schmerzensschreie in einem Tuch erstickt hatten, damit die Nachbarn nicht mitbekamen, was Mary MacFadden wieder einmal für Besuch bekommen hatte.
    So eine feine Dame wie Lady Rose war noch nie bei Mary gewesen. Völlig unmöglich, sie in das ärmliche Haus zu bringen! Doch genau das hatte Lady Rose offenbar vor.
    »Wenn es dunkel ist, gehen wir gemeinsam zu deinerMutter, Mädchen«, flüsterte die Lady. »Du wartest auf mich und zeigst mir den Weg. Im Dunkeln wird uns niemand erkennen.«
    »Mylady, meine Mutter war doch schon einmal hier«, wagte Penelope einzuwenden.
    »Wegen einer Dienstmagd!«, rief die Lady. »Was glaubst du, was die Mistress sagt, wenn sie zu mir kommt? Dann weiß es morgen die ganze Stadt! Um Himmels willen – du dummes Ding!« Sie runzelte die Stirn, vermutlich kam ihr gerade derselbe Gedanke wie Penelope. Dass der Haushalt von dem Verhältnis gewusst hatte. Dass aber niemand sie verraten hatte. Und dass es in jedem Fall zu weit führen würde, auch noch eine Abtreiberin ins Haus zu rufen.
    »Ich bin verloren«, murmelte sie, »ich bin verloren, entehrt, für immer verloren …«
    »Mylady«, flüsterte Penelope. Sanft legte sie ihre Hand auf Roses’ weißen Arm und verdrängte eine böse Ahnung. Die Verzweiflung der jungen Lady rührte sie. »Mylady, ich helfe Ihnen.«
    »Mein Vater ist heute Abend im Theater, um den Herrn, den er für mich ausgewählt hat, erneut zu treffen.« Lady Rose suchte schniefend nach einem Taschentuch … »Wenn er fort ist, können wir gehen.«
    »Ich

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