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Der Duft der Pfirsichblüte - eine Australien-Saga

Der Duft der Pfirsichblüte - eine Australien-Saga

Titel: Der Duft der Pfirsichblüte - eine Australien-Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rütten & Loening Verlag <Potsdam>
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rundete sich. Er war das Zuhause für ihre Hände, ihr Rückzugsort, der einzige Platz an ihrem zerschundenen Körper, wo sie Ruhe fanden. Mary bemerkte, wie oft sie dort lagen. So war es bei Schwangeren. Sie kämpfte ihre Sorge nieder. Das Mädchen war zu jung, zuschwach an Körper und Willen, um ein Kind zu gebären. Man hätte beizeiten etwas tun müssen, doch hier auf dem Schiff gab es nichts, keine Instrumente, keine Kräuter, keine Seife, nichts. Die Frage, ob sie ihre eigene Tochter von dem Unheil hätte befreien können, stellte sich damit für Mary nicht. Sie musste mit ansehen, wie der Leib ihrer Tochter immer dicker wurde.
    Die Leinenstücke waren gerecht verteilt worden, dafür hatte dieser Doktor gesorgt. Stumm fertigte Mary ihr Kleid. Mit einem Holzstück bohrte sie Löcher in die Leinwand, riss einen Fetzen in schmale Streifen und band die Leinwandteile zusammen. Nadeln gab es keine, so, wie es für nichts Werkzeuge gab und die Sträflinge sich trotzdem zu helfen wussten. Wie selbstverständlich hatten die Frauen ihr Platz neben der Tochter gemacht, und so saßen die beiden wieder einmal zusammen. Penelope fiel nichts zum Reden ein, das Nähen erforderte auch ihre ganze Konzentration. Mary sah ihre Tochter blinzeln. Vielleicht war es auch der Wind, der ihre Augen tränen ließ. Seufzend wischte sie sich übers Gesicht. Licht war genauso schlecht wie die schummrige Dunkelheit, in der man die Spitzenhäklerinnen sich seinerzeit selbst überlassen hatte. Mary wusste von einer, die darüber erblindet war. Ihr Mädchen hatte etwas mehr Glück gehabt, obwohl ihr Augenlicht immer schlechter wurde. Stephen hatte auch eine Brille tragen müssen …
    Ein junger Offizier wanderte an ihnen vorbei. Sein Degen klapperte mit jedem Schritt gegen die Hosennaht, mit der Rechten hielt er sich ein Tüchlein vor die Nase.
    Carrie stand der Sinn nach Scherzen. »Mein Kleid ist gleich fertig. Soll ich Euch auch eins nähen?«, neckte sie den jungen Mann auf ihre raue Art.
    Entsetzt starrte er sie an, vermutlich hatte noch niemalsein Sträfling das Wort an ihn gerichtet. Doch dann verengten sich seine Augen, und mit der ganzen Arroganz seines vornehmen Standes zog er das Tuch von seinem Gesicht. »Der Stoff war für ein medizinisches Vorhaben in Sydney bestimmt. Der deutsche Doktor hat ihn ohne Dr. Reids Wissen herausgegeben. Besser, du bedeckst dich mit dieser Gabe, bevor Dr. Reid erwacht und die Ungeheuerlichkeit bemerkt.«
    »Er hat ihn einfach genommen!«, raunte Jenny mit großen Augen. »Was für ein Held!«
    »Sie werden uns die Kleider wieder wegnehmen«, prophezeite Carrie düster und drückte ihre Näharbeit an sich. Diejenigen Frauen, die den Wortwechsel mitbekommen hatten, beeilten sich, die Gewänder über den Kopf zu ziehen, ob sie nun fertig waren oder nicht. Es gab einem einen Hauch von Würde zurück, den nackten Körper zu bedecken und vor der Sonne zu schützen. Über den deutschen Doktor wurde nie wieder gelästert.
     
    Marys Kleid war fast fertig. Sie breitete es über ihre dünnen Beine und zog es prüfend in der Mitte auseinander.
    »Das ist für dich«, sagte sie zu ihrer Tochter. »Du wirst es in dieser Größe brauchen.«
    Penelope starrte sie fassungslos an. Mary runzelte die Stirn. Wusste sie denn wirklich nicht, dass sie ein Kind erwartete? Kopfschüttelnd legte sie ihr das Kleid in die Arme, nahm dafür Penelopes halbfertige Arbeit und rappelte sich mühsam auf. »Iss, soviel du kannst. Auch das wirst du in den kommenden Wochen brauchen. Du bist nicht mehr alleine, Penny.« Dann wankte sie davon, ans andere Ende der Gruppe, steif wie eine uralte Frau, und es gelang ihr kaum, die Schiffsbewegungen auszubalancieren.
    »Was hat sie gesagt?«, fragte Carrie neugierig.
    »Was habt ihr geredet, Penny, sag es uns«, bettelte auch Emma und kroch näher.
    »Sie hat mir das Kleid geschenkt«, hörte Mary ihre Tochter noch flüstern. Dann zog sich das Mädchen zurück.
    Man ließ die Gefangenen bei dem ruhigen Wetter nun Tag und Nacht an Deck, weil die Doktoren die Liegedecks für zu schmutzig befanden und man bisher noch keine Möglichkeit gefunden hatte, sie zu reinigen. Die Sträflinge selbst waren zu schwach für diese Arbeit. Die Aufseher hingegen glänzten durch Faulheit, die meisten von ihnen waren ohnehin betrunken, obwohl es hieß, dass die Rumrationen streng zugeteilt wurden. Doch einige ertrugen die Seekrankheit wohl nur mit der Kanne in der Hand.
    Damit sie weniger Arbeit hatten, pferchten sie

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