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Der Duft der Pfirsichblüte - eine Australien-Saga

Der Duft der Pfirsichblüte - eine Australien-Saga

Titel: Der Duft der Pfirsichblüte - eine Australien-Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rütten & Loening Verlag <Potsdam>
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erklangen, dann stand Kreuz in der Tür. Die Jacke hatte er abgelegt, sein Hemd stand unziemlich weit offen, und er schwitzte stark. Er war einer dieser hellhäutigen, übergewichtigen Menschen, die Sonne nicht vertrugen und die zu viel Wind ebenfalls krank machte …
    »Da bist du ja«, sagte er etwas verwirrt. »Ich wollte … ich will das da –« Er deutete auf die inzwischen verkrustete Schramme, über die sie die Reste ihres Kleides zusammenhielt, damit er ihre Brust nicht sah. »Das will ich versorgen, nicht dass du Fieber bekommst. Dr. Reid und ich – also – wir sind hier, um dafür zu sorgen, dass es den Leuten unter Deck gutgeht.«
    Aus der Kajüte klang lautes Schnarchen, und der Geruch von Rum wehte herüber. Reid bekämpfte seine Seekrankheit mit Rum, und damit er nicht so weit laufen musste, stand ein Fass gleich neben seinem Bett.
    »Komm rein.« Kreuz hielt inne. »Nein – nein, warte hier.« Es kam Penelope nicht in den Sinn, freiwillig einen Schritt zu tun, sie starrte dem Doktor nur hinterher.
    »Nicht, dass du Fieber bekommst«, witzelte jemand hinter ihr. Männer lachten. Eine Welle spritzte über Deck. »Ein Fieber, stell dir nur vor, ein Fieber.«
    Langsam drehte Penelope sich um. Die Miracle beherbergte also auch eine kleine Gruppe männlicher Gefangener, die gleich neben der Offiziersmesse untergebracht waren und von zwei Aufsehern bewacht wurden. Genauso bleich und mager wie die Frauen besaßen die Kerle jedoch immer noch genügend Energie, um sich über alles lustig zu machen, was vor ihren Augen geschah. Zerlumpte, halbnackte Gestalten mit verfilzten Bärten, deren muffiger Gestank zu ihr herüberwehte und denen das Lachen dennoch nicht ausging.
    Einer lachte nicht. Er saß ganz außen, mit der Schulter gegen die Reling gelehnt. Die roten Locken waren gewachsen und reichten ihm bis auf die Schultern. Sein immer noch stechend grüner Blick traf ihr Herz. Als habe Liam bemerkt, wie sie bei seinem Anblick erstarrte, fing er an zu lächeln und formte lautlos die einzigen Worte, an die sie sich noch erinnerte: »Heirate mich.«
    Der Doktor rettete sie. Er kehrte mit einer Flasche zurück, sah die glotzenden Kerle und machte eine einladende Handbewegung. »Komm herein, hier sind wir ungestört.«
    Ihr Herz klopfte wie verrückt, als sie an ihm vorbei in die kühle Offiziersmesse schlich – ihr hatte noch nie ein Mann die Tür aufgehalten! Was er danach mit ihrer Wunde anstellte, zog an ihr vorüber, weil der harte Stuhl ihrem wunden Hintern fast noch mehr Schmerzen zufügte als sein Verbandszeug.
    »Gleich ist es vorbei, es schmerzt nur einmal kurz«, entschuldigte Kreuz sich. Er kam ihr ganz nahe. Sie roch, dass er feine Seife verwendete, wie sie bei Lady Rose neben der Waschschüssel gelegen hatte. Er richtete sie mit beiden Händen an ihren Schultern auf und betupfte die Wunde ein letztes Mal mit der brennenden Flüssigkeit – vielleichtum sie noch ein wenig länger anschauen zu können. Das tat er nämlich …
    »Was bringt dich auf dieses Schiff?«, fragte er leise und ein wenig hastig.
    Penelope sah ihn von unten an. »Ein Urteil.«
    »Was hast du verbrochen?«, fragte er schnell weiter.
    Sie zögerte. »Das spielt keine Rolle mehr«, flüsterte sie.
    Kreuz gab nicht auf. »Wie heißt du?«
    Einen Moment war es so still, als hätten selbst die Wellen aufgehört, gegen das Schiff zu schlagen. »Das spielt auch keine Rolle mehr, Sir«, erwiderte Penelope.
    »Sag mir deinen Namen«, bat er.
    Seine grauen Augen kamen ihr so vertraut vor. Sie konnte sich kaum von ihnen losreißen. Er würde sie erst gehen lassen, wenn er den Namen wusste.
    »Penelope. Sir.«
    »Penelope«, wiederholte er, fast gleichzeitig, als habe er den Namen bereits gewusst. Dann nahm er ihre Hand, um sie zu betrachten. »Was … hast du gearbeitet? In London? Du hast so feine Hände …«
    »Keine Arbeiterhände, was?«, sagte sie bitter.
    »Nein«, erwiderte er zu ihrem Erstaunen nur. »Das sind keine Arbeiterhände.«
    Sie sah ihn nun doch an. Sein Interesse wirkte ehrlich. Ihre Hand hatte er nicht losgelassen. Daher entschloss sie sich, für ihn den Vorhang in ihre Vergangenheit zu lüften.
    »Ich war Spitzenhäklerin, Sir. Ich habe feine Spitzen angefertigt.« Sie genoss seinen erstaunten Blick. »Ich war eine der Besten«, setzte sie trotzig hinzu.
    Der Arzt nickte langsam. »Dann hast du etwas, das dich antreibt«, erklärte er versonnen.
    »Wie meinen Sie das?« Gewiss gehörte es sich nicht fürsie, dumme

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