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Der Duft des Sussita

Der Duft des Sussita

Titel: Der Duft des Sussita Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Scheer
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des Arbeiterverbands, war, mein Vater war sein Leben lang ein Arbeiter, die Ideen des Proletariats liegen mir sehr nahe, sagte Yaki, und Tomer empfand wie ich, dachte wie ich, obwohl er reiche Eltern hat, im Gegensatz zu mir, trotzdem waren wir uns einig, sagte Yaki, wir waren uns einig, wir dachten, dass alle Menschen gleich sind, oder sein sollen, wir waren überzeugt, dass wir etwas tun können, ja tun müssen, um aus der Welt eine bessere Welt zu machen, ohne Rücksicht auf Verluste. Wir sprachen darüber, wie wundervoll eine Revolution sein könnte, wie die Revolution unsere Welt verändern könnte, mal wollte er eine Revolution, mal wollte ich eine Revolution, ab und zu waren wir uns einig über die Notwendigkeit einer Revolution, selten waren wir beide dagegen, gleichgültig aber waren wir niemals. Wenn es um Revolution ging, hatten wir unsere Meinungen.
    Über Religion redeten wir überhaupt nicht oder sehr wenig, wir waren uns einig, dass die Religion nicht mehr als eine Droge für Ignoranten ist, und jetzt ist er selbst religiös, er ist mit Religion gedopt, er ist süchtig danach. Ausgerechnet Tomer, sagte Yaki, ausgerechnet er ist religiös geworden, ich kenne ihn seit dem Kindergarten, ich glaubte ihn zu kennen, jetzt kenne ich ihn nicht mehr, ich weiß nicht mehr, wer spricht, wenn ich ihn sehe, ich weiß nicht mehr, wer diese Person ist, er trägt eine Kippa und zitiert die Bibel, unglaublich, sagte Yaki, zündete sich eine Zigarette an und nahm einen großen Schluck von seinem Espresso.
    Tomer wird erst nach der Arbeit kommen, sagte Yaki, er fährt immer wieder von Jerusalem nach Haifa, er will weiterhin seiner Arbeit nachgehen, obwohl er nicht mehr hier in Haifa wohnt, er betrachtet seine Arbeit als wichtig, deswegen kommt er regelmäßig nach Haifa, er ist hochbegehrt, er ist groß, jung und gebildet, sein Samen ist begehrt, der Samen, den er spendet, kommt sehr gut an, hat man ihm gesagt. Er spendet seinen Samen nicht, er verkauft seinen Samen, er bekommt Geld dafür, deswegen macht Tomer diese Arbeit, sagte Yaki. Samen, der weiterverkauft wird, aus diesem Samen könnten viele Menschen entstehen, deswegen verkauft Tomer seinen Samen so gerne, sagte Yaki, er findet die Idee, viele Söhne und Töchter zu haben, toll, Kinder, die ihn zum Vater haben, Hunderte, Tausende von Kindern könnte Tomer haben, sagte Yaki, und er muss nichts für diese Kinder tun, er weiß nichts von seinen Kindern, seine Kinder wissen nichts von ihm, das ist genau, was ihm so gefällt, diese Idee hat Tomer fasziniert, sagte Yaki. Er macht seine Arbeit gerne, er hat Spaß daran, weil es ihm Spaß macht, zu masturbieren, so kann er Spaß beim Masturbieren haben und dafür auch noch Geld bekommen und obendrein viele Kinder in die Welt setzen, was er sehr positiv sieht, denn er möchte sich vermehren, das ist sein erklärter Wunsch, je mehr Kinder aus seinem Samen zur Welt kommen, desto zufriedener ist er, sagte Yaki. Und er ist ein begehrtes Objekt, viele Frauen wollen seine Gene haben, es gibt nur wenige Frauen, die Samen kaufen wollen und sich nicht für seinen Samen entscheiden, deswegen muss Tomer so viel Samen herstellen wie nur möglich, sagte Yaki. Er masturbiert nur noch professionell, er macht es nur, wenn er Geld dafür bekommt. Tomer ist ein absolut professioneller Spermaspender, sagte Yaki, er kann von dieser Arbeit gut leben, seine Arbeit ist in jeder Hinsicht befriedigend und die Vorstellung so vieler möglicher Kinder, schon könnten es viele Hunderte oder Tausende sein, gefällt Tomer. Wer hat schon so eine Möglichkeit, wer kann sich schon so viele Kinder leisten, ja, Tomer tut, was nur wenige tun können, er nimmt das Geschäft der Vermehrung ernst, er trägt dazu nach Kräften bei und wird gut bezahlt dafür. In wenigen Jahren könnte er eine eigene Armee haben, so viel Samen hat er schon gespendet, eine eigene Armee von Menschen, die ihm gleichen, ihrem Vater, einem Vater, der seinen Samen gespendet hat; ein Vater, ohne den sie keine Existenz hätten, das ist Tomers Lebensleistung, sagte Yaki.
    Ich habe nur zwei Kinder, sagte Yaki, ich habe zwei Bücher geschrieben, die im Babel-Verlag erschienen sind, die Bücher sind meine Kinder, Kinder werde ich in diese Welt nicht setzen, Kinder sind genau das, was unsere Welt nicht braucht, es gibt mehr als genug Kinder in dieser Welt, jeder, der Kinder in diese Welt setzt, ist ein Krimineller, ja, so ist das, sagte Yaki, diese Welt braucht keine Kinder, es gibt mehr als

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