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Der Duft des Sussita

Der Duft des Sussita

Titel: Der Duft des Sussita Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Scheer
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wechseln dürfe. Es war der Schlagzeuger von Queen. Einige Minuten später war ich wieder allein mit der Künstlerin, aber ich war völlig verunsichert und traute mich nicht, sie um ihre Telefonnummer zu bitten.
    Ich entdeckte meinen Vetter George und setzte mich neben ihn. Mit einem schwarzen Bassisten aus Amerika fiel mir die Unterhaltung leicht, er war freundlich, und sein Lachen musste man lieben. Irgendwie kam ich ins Gespräch mit einem älteren Mann, der eine Lederjacke mit kleinen kanadischen Fahnen darauf trug. Er sagte, er sei eine Weile in Kanada gewesen und sei auch Musiker. Hier sind ja alle Musiker, sagte der Mann und lachte.
    Ich fand heraus, dass er, wie ich, aus Siebenbürgen stammte und dass seine Muttersprache, wie auch meine, Ungarisch war. Aber Ungarisch, sagte der Mann mit der Lederjacke, Ungarisch spreche ich nur mit meinem Vater, mit niemand anderem, nur mit meinem Vater spreche ich Ungarisch. Also unterhielten wir uns weiter auf Englisch, denn damals konnte ich kein Deutsch.
    George sagte mir später, dass dieser Mann einer der bekanntesten Sänger Deutschlands sei. Peter Maffay, sagte er.
    Auf einer winzigen Bühne spielten dann all diese großen Musiker zusammen. Ich dachte an meinen Freund Kuti und an unsere langen Haare, an den Breakfast Club und unsere Rockstar-Träume.
    Um vier Uhr morgens fuhr die Limousine mich zum Bahnhof. Auf unsicheren Beinen stieg ich aus. Es war eiskalt, und alles schien grau und farblos in der frühen Dämmerung. George wünschte mir eine gute Reise. Ich stieg mit meinem schweren Koffer in den Zug und verabschiedete mich zum zweiten Mal in meinem Leben von der Welt der Stars.

WELLENBRECHER
    Die Demokratie ohne das nützliche Gegengewicht eines Monarchen ist maßlos in der Anerkennung und in der Verurteilung, führt zu Parlamentsgeschwätz und zur häßlichen Kategorie der Berufspolitiker. Auch sind die jetzigen Völker nicht geeignet für die unbeschränkte Demokratie, und ich glaube, sie werden zukünftig immer weniger dazu geeignet sein […]. Politik muß von oben herab gemacht werden […]. Darum denke ich mir eine aristokratische Republik. Das entspricht auch dem ehrgeizigen Sinne unseres Volkes, der jetzt zu alberner Eitelkeit entartet ist. – Theodor Herzl, »Der Judenstaat«
    Hast du von dem Tod des rechtsradikalen Politikers Raful gehört, sagte Onkel Sauberger, er starb durch einen Wellenbrecher, er stand allein am Ufer des Meeres in Aschdod, jahrelang ging er dorthin, jeden Morgen fuhr er zum Meer und betrachtete die Wellen, besah sich das Schauspiel der Natur, jeden Morgen fuhr er nach Aschdod, um die frische Meeresluft einzuatmen, er kam allein mit seinem Wagen, frühmorgens war er schon dort, wie ein Gespenst tauchte er auf, und wie ein Gespenst verschwand er danach wieder, einsam und von niemandem bemerkt, so verbrachte der ehemalige Krieger und Politiker die ersten Stunden des Tages, er, der Ultranationalist Rafael Eitan, genannt Raful, der Begründer der rechtsextremistischen Partei Tzomet , ein brutaler Mensch, manche sagen, zugleich auch zart, brutal und zart also, der in Israel geborene Tzabar , ein durch und durch vaterlandsliebender Mensch, fuhr jeden Tag nach Aschdod und betrachtete das Meer, immer wieder blickte er aufs Meer, so stand er da, sah aufs Meer, allein, nur er, der alte Nationalist und das Meer, die Kultur, Raful und die Natur, das Meer, zwei Freunde und Feinde zugleich, auf einmal, nach Jahren überschritt das Meer seine mehr oder weniger bestimmten Grenzen, und mit seinen kräftigen Armen, im Überschwang eines Wellenbrechers, nahm das Meer diesen Mann in seine Mitte, die mächtige Natur umschloss die zerbrechliche Kultur, und die Kultur ertrank binnen weniger Minuten, in einem Wimpernschlag hatte ihn das Meer zu sich geholt, und in seinem geliebten Wasser, im Meerwasser, starb er, dort rang er nach Luft, bekam aber nur Wasser und noch mehr Wasser, Wasser, Wasser überall, Meerwasser und kein Entrinnen, nur der Tod, der sichere Tod stand klar vor seinen Augen, der alte Mann, der einmal ein Krieger gewesen war, wurde vom salzigen Meer umfangen, dieser alte Mann, Politiker, Bauer und Volkstribun, dieser nationalistische Mann, jetzt ertrinkt er in seinem Meer, langsam ertrinkt er, und niemand kann ihm helfen, eine tödliche Umarmung der mächtigen Natur, niemand ist da, nur er und sein Meer, es ist wie immer, nur die beiden Freunde, die Natur und die Kultur, das Meer und der Mensch, das Mittelmeer und Raful, vor seinen

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