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Der dunkle Herzog

Der dunkle Herzog

Titel: Der dunkle Herzog Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Ashley
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Schreibtisch und schlug es auf.
    Hart erstarrte.
    Vor ihm lag eine Fotografie. Es war eine Aufnahme, die einen sehr viel jüngeren Hart zeigte, aufgenommen im Profil. Sein Körper war damals ein wenig schlanker gewesen, aber muskulös. Die Fotografie zeigte ihn, wie er mit dem Po gegen die Kante eines Tisches gelehnt stand und sich mit einer Hand auf dessen Oberfläche abstützte. Er hielt den Kopf gebeugt, als schaute er auf etwas zu seinen Füßen, das für den Betrachter der Aufnahme nicht zu sehen war.
    Die Pose, wenn auch ein wenig ungewöhnlich für ein Porträt, war jedoch nicht das Auffallende an dieser Fotografie. Das Interessanteste an ihr war, dass sie Hart MacKenzie nackt zeigte.

2
    »Von wem hast du das Foto?« Die Frage klang scharf, barsch und fordernd. Jetzt besaß Eleanor Harts ungeteilte Aufmerksamkeit.
    »Von einem, der es gut mit mir meint«, sagte sie. »Zumindest war der Brief so unterzeichnet.
Von einen wo es gut mit ihnen meint.
Die falsche Grammatik lässt vermuten, dass der Schreiber nicht sehr gebildet ist – wenn auch gebildet genug, einen Brief zu schreiben, aber die Person hat die Schule offensichtlich nicht bis zum Ende besucht. Ich vermute, es ist die Handschrift einer Frau –«
    »Jemand hat es dir geschickt?«, schnitt Hart ihr das Wort ab. »Bist du hergekommen, um mir das zu sagen?«
    »Richtig. Du kannst von Glück sagen, dass ich allein am Frühstückstisch saß, als ich den Brief geöffnet habe. Mein Vater war unterwegs, um Pilze zu bestimmen. Zusammen mit der Köchin, der es allerdings nicht so sehr um das Bestimmen ebenjener Gewächse ging, sondern eher darum, die genießbaren zum Abendessen zu sammeln.«
    »Wo ist der Umschlag?«
    Offensichtlich erwartete Hart, dass sie diese Angelegenheit ohne Zögern in seine Hände legte. Aber das würde ihre Pläne durchkreuzen.
    »Der Umschlag hat nicht viel verraten«, erklärte Eleanor. »Der Brief wurde nicht mit der Post befördert, sondern mir persönlich übergeben. Er wurde von der Bahnstation zu mir nach Glenarden gebracht. Der Stationsvorsteher hat ihn vom Zugschaffner bekommen, und der wiederum sagte, dass er ihm von einem Boten in Edinburgh übergeben wurde. Auf dem Umschlag stand nur eine Zeile –
An Lady Eleanor Ramsay, Glenarden, bei Aberdeen, Schottland
. Jeder kennt mich und weiß, wo ich wohne. Selbst wenn der Absender den Brief irgendwo zwischen Edinburgh und Aberdeen hätte fallenlassen, hätte er mich vermutlich erreicht – letztendlich.«
    Harts Augenbrauen senkten sich, während er zuhörte, was Eleanor wiederum an seinen Vater erinnerte. Ein Porträt des Mannes hatte früher in diesem Zimmer gehangen, auf dem Ehrenplatz über dem Kaminsims, aber jetzt hing es dort nicht mehr, Gott sei Dank. Hart musste es auf den Dachboden verbannt oder es vielleicht sogar verbrannt haben. Sie an seiner Stelle hätte es verbrannt.
    »Was ist mit dem Botenjungen in Edinburgh?«, fragte Hart.
    »Ich hatte weder die Zeit noch die Mittel, solch eine Nachforschung anzustellen«, erwiderte Eleanor und wandte den Blick von besagter Stelle über dem Kamin ab. Ein Gemälde, das die schottischen Highlands und einen Mann im Kilt zeigte, der in einem Fluss angelte, hing jetzt dort. Mac hatte es gemalt. »Ich habe unser letztes Geld für die Fahrkarten nach London ausgegeben, um herzukommen und dir zu sagen, dass es mich freuen würde, wenn ich der Sache für dich nachgehen könnte. Falls du die finanziellen Mittel und ein kleines Salär zur Verfügung stellst.«
    Sein Blick richtete sich wieder auf sie, eindringlich und goldfarben. »Ein Salär?«
    »Ja, genau das. Das ist das geschäftliche Angebot, das ich zuvor bereits erwähnte. Du sollst mir einen Job geben.«
    Hart schwieg; die massive Uhr auf der anderen Seite des Zimmers tickte laut in die Stille.
    Es machte Eleanor nervös, im selben Raum mit Hart zu sein, von der Welt abgeschieden, aber nicht, weil er sie mit prüfendem Blick musterte. Nein, was sie verwirrte war, allein mit ihm zu sein, mit dem Mann, den sie einst wie wahnsinnig geliebt hatte.
    Er war teuflisch attraktiv gewesen, spöttisch und zärtlich, und er hatte ihr mit einer Verve den Hof gemacht, die ihr den Atem geraubt hatte. Sie hatte sich Hals über Kopf in ihn verliebt und war sich ganz und gar nicht sicher, ob sie sich jemals von ihm entliebt hatte.
    Aber der Hart, dem sie heute gegenübersaß, war ein anderer Mann als der, mit dem sie verlobt gewesen war, und das bereitete ihr Sorgen. Der Hart, der so

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