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Der dunkle Kreuzzug

Der dunkle Kreuzzug

Titel: Der dunkle Kreuzzug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W Hunt
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bestimmen, in die sie sich bewegen musste, konnte sie niederringen, da ihr Bewusstsein erkannte, dass die Ebene des Schlafs nicht in einer bestimmten Richtung zu finden war, sondern dort existierte, wo man sie sich vorstellte. Sie musste sich bloß das Echo des Sanktuariums vorstellen, wo die vier Am’a’an-Wächter bereitstanden, um ihr zu dienen, und schon würde ihr hsi dorthin gelangen.
    Gerade eben stellte sie sich dieses Bild vor, da blitzte etwas vor ihrem Gesichtsfeld vorbei – ein regenbogenfarbenes Band, das die Finsternis von anGa’e’ren unterbrach. Außerdem war das ferne Echo eines einzelnen Worts zu hören, das in die absolute Dunkelheit gerufen wurde: »Nein.«
    Dann formten sich unter ihr die Konturen der Ebene des Schlafs, und die Krallen ihrer Füße fanden Halt auf der steinigen Ebene am Rand der Nachtberge.
     
    »Wächter!«, sagte sie, als ihre Vision ein klares Bild zeigte. »Kasi’e!« Ich komme!
    si La’ath näherte sich ihr, sein chya gezückt. Die drei übrigen Wächter blieben in einiger Entfernung zurück.
    » se Ch’en’ya«, entgegnete er. Seine Flügelhaltung verriet nur mühsam unterdrückte Wut.
    Ch’en’ya versteifte sich. Das war nicht die Reaktion, die sie von den Am’a’an-Wächtern erwartet hatte. Irgendwas war vorgefallen, und sie war sich nicht sicher, was es sein konnte. Dass er das Pränomen »se« verwendete, gab ihr allerdings einen Hinweis.
    » si La’ath«, sagte sie und brachte ihre Flügel in die Pose der Höflichen Annäherung.
    »Sie waren nicht ganz ehrlich zu uns, junge Kriegerin«, erwiderte La’ath. »Sie haben sich erdreistet, Ihre Flügel wie ein Lord
des Nests zu halten – genau genommen wie der Hohe Lord des Hohen Nests.«
    »Ich gab Ihnen Ihre Ehre zurück.«
    »Die hatten wir nie verwirkt, Jüngere Schwester«, herrschte La’ath sie an. Tonfall und Flügelhaltung machten keinen Hehl aus seiner Feindseligkeit ihr gegenüber. »Die Am’a’an-Wächter wurden nicht entehrt, sondern die Ebene des Schlafs wurde verletzt – vom Hohen Nest selbst.«
    »Wie haben Sie davon erfahren?«
    »Sie haben es aus einer zuverlässigen Quelle«, meldete sich plötzlich eine andere Stimme zu Wort. Hinter den drei anderen Wächtern trat ein Mann hervor und kam in ihre Richtung. »Von der besten Quelle überhaupt: vom Hohen Nest selbst.«
    Es war ein Mensch.
    » se Owen«, sagte sie und hob die Flügel zu einer Haltung des Affronts. »Wie kommen Sie an diesen Ort?«
    »Tja.« Owen sah La’ath und dann wieder Ch’en’ya an, wobei er flüchtig lächelte. Sie konnte nicht feststellen, ob es ein Zeichen für Belustigung oder Überheblichkeit war. »Gute Frage, se Ch’en’ya. Ach, und übrigens, es heißt jetzt ’si’ Owen.«
    »Sie haben den Äußeren Frieden überwunden?«
    »Eine exzellente Kenntnis der Pränomen«, gab er zurück. »Ja, ich bin tot. Mein Körper ist vielleicht in Energie verwandelt oder in den Sprungraum geworfen worden. Ich weiß es nicht, und es kümmert mich auch nicht.«
    »Wie ist das geschehen?«
    »Diese Frage kann ich beantworten«, sagte er, diesmal war sein Gesicht ernst. »Der Prophet tötete mich – mithilfe der farbigen Lichtbänder.«
    La’ath brachte seine Flügel in den Mantel der Wachsamkeit.
    »Oder wie meine großen Freunde sie nennen: ›die Schändlichkeit der sechs‹. Diese Jungs haben einen Rachedurst, den sie einfach nicht stillen können, wussten Sie das?« Er deutete hinter sich auf die Am’a’an-Wächter.

    »Ich verstehe sie besser als Sie, würde ich sagen«, fuhr sie Owen an.
    »Darauf würde ich nicht wetten. Sie müssen wissen, dass wir während der letzten Jahre viel Zeit zum Reden hatten.«
    »Jahre?«
    »Jahre, Tage, Stunden … hier lässt sich das ziemlich schwer einschätzen. Seit das Schicksal oder esLi oder wer auch immer mich hier abgesetzt hat, haben wir uns über eine Menge Dinge unterhalten: den Propheten, den Krieg … oh, ach ja«, fügte er an, wobei er mit dem Zeigefinger auf Ch’en’yas Brust tippte, »über Sie haben wir auch geredet.«
    » esLi steh mir bei.«
    »Hier sollten Sie mit Ihrem Sarkasmus etwas vorsichtiger umgehen, se Ch’en’ya. Die Wächter sind etwas verärgert darüber, dass sie hinters Licht geführt wurden.«
    »Hinters Licht geführt?«
    »Angelogen. Manipuliert. Das können Sie formulieren, wie Sie wollen – Tatsache ist, dass sie nicht mehr kommen, wenn Sie nach ihnen rufen.«
    Ch’en’ya sagte nichts dazu, sondern schaute zu La’ath, dessen

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