Der dunkle Kreuzzug
mit Ihnen wollen sie sich unterhalten.«
»Dann sollen sie verdammt noch mal einen Termin machen. Ich habe mehr als genug Arbeit, die erledigt werden muss. Sie haben meine Kom-Nachricht von Nestor erhalten?«
»Ja, Ma’am. Befehle und Einsatzbesprechung.«
»Sie wissen über das Ganze so viel wie ich. Wir haben noch keinen endgültigen Auftrag erhalten, und …« Sie senkte ihre Stimme, während sie weiterging. »Ich habe es nicht besonders eilig. Trotzdem müssen wir uns bereit machen, damit wir nach Adrianople aufbrechen können.«
»Sehr gut, Ma’am«, entgegnete Ron Marroux. »Seit die Befehle eintrafen, ist kein Personal mehr abgezogen worden, aber ich bin mir sicher, wir können etwas Zeit damit verbringen, die Ladung zu verteilen.«
»Gut.« Sie waren an der Promenade angelangt. »Ich brauche ein paar Stunden für mich, um zur Ruhe zu kommen und alles aufzuarbeiten. Wenn Sie mir bis … sagen wir 18:00? … wenn Sie mir bis dahin erste Statusinformationen an meinen Computer schicken, dann könnten wir vier plus David Chang und Commodore Ge’er HeU’ur später zu Abend essen. Wenn Sie ihm meine Einladung über…«
»Entschuldigen Sie, Admiral«, unterbrach Arturo sie. »Aber Commodore HeU’ur hat das System verlassen.«
»Warum?«
»Nun … alle Zor-Schiffe haben das System verlassen, Ma’am. Sie sind vor zwei Wachen in den Sprung gegangen.«
»Auf wessen Befehl hin?«
»Commodore HeU’urs Befehl, Ma’am. Der Befehl dazu kam unmittelbar vom Hohen Nest. Auf Ihrem Computer wartet eine Mitteilung der Priorität 17 auf Sie.«
»Das Hohe Nest hat die Zor-Schiffe ohne meine Erlaubnis aus dem Portal-System abgezogen. Haben Sie denn nicht …«
»Habe ich was nicht, Admiral? Hätte ich ihm verbieten sollen, das System zu verlassen? Er steht zwei Dienstgrade über mir. Und ich konnte ihm wohl kaum eine Salve vor den Bug schießen.«
»Sie hätten …«, begann sie, hielt aber inne. Ge’er HeU’ur war ein schwieriger Typ, der sich von einem Kommandanten wohl kaum etwas sagen lassen würde – selbst wenn der für seinen Admiral sprach. »Also gut, ich sehe mir die Mitteilung an. Gab es sonst noch was?«
»Das wäre im Moment alles, Admiral.«
»Gut, Sie können alle wegtreten, aber ich will Sie alle um 18:00 in meinem Quartier für meinen besten Single Malt sehen.«
Marroux und Schelling salutierten und gingen fort, um alle Informationen für sie zusammenzustellen. Henry Santos blieb noch einen Moment neben Barbara stehen und sah den beiden nach.
»Ich bin beunruhigt, Henry«, sagte sie. »Mir gefällt das alles überhaupt nicht.«
»Und es wird vermutlich nicht besser werden.«
»Ich glaube, damit haben Sie recht.«
Die nächsten Stunden hatte Barbara tatsächlich für sich allein. Sie kam zur Ruhe, konnte sich akklimatisieren und auf die Besprechung mit ihrem Seniorstab vorbereiten. Innerhalb von zehn
Minuten hatte sie ihre Sachen verstaut, da der Maat bereits ihre Tasche ausgepackt und alles für sie bereitgelegt hatte.
Was sollte sie nur von diesem Propheten halten? Von den letzten Monaten des Feldzugs hatte sie nichts mitbekommen, entweder weil Erich Anderson den ganzen Ruhm für sich haben wollte oder weil der Prophet selbst daran interessiert war, sie aus dem Geschehen herauszuhalten. Das hatte Owen behauptet, unmittelbar bevor sie nach Nestor aufbrachen.
Und jetzt war Owen verschwunden.
Na ja, überlegte sie. Er hatte gesagt, dass er weggehen wollte. Trotzdem klang das nicht nach der Wahrheit.
Das galt auch für die Einsatzbesprechung, die der Prophet geleitet hatte. Von einer Einsatzbesprechung konnte dabei eigentlich kaum die Rede sein, vielmehr war es eine anfeuernde Ansprache an die Kommandanten der Flotte gewesen. Barbara hatte sie auf ihrem Computer aufgezeichnet und auf dem Rückflug ins PortalSystem an Bord der Tikal einige Male abgespielt. Sie war auf eine Weise emotional, wortgewaltig und überwältigend, die dafür sorgte, dass sich ihr die Nackenhaare sträubten. Aus dem Zusammenhang gerissen ergab seine Rede kaum noch einen Sinn, doch sie hatte gesehen, wie die Gesichter der anderen Offiziere strahlten, während sie seinen Worten lauschten. Er hatte sie auf eine Art angesprochen, die völlig an Barbara vorbeiging.
Das ist typisch für eine MacEwan, hatte sie auch schon zu Owen gesagt.
Und dann war da noch Commodore HeU’urs Nachricht, die auf ihrem Computer gespeichert war. Zweimal hatte sie sie sich angesehen, und noch immer ergab das alles keinen Sinn. Er
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