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Der Dunkle Turm 1 - Schwarz

Titel: Der Dunkle Turm 1 - Schwarz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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erinnern kann – Nort, meine ich, nicht Gott.« Sie lachte abgehackt ins Dunkel. »Er hatte eine Zeitlang einen Honigwagen. Fing an zu trinken. Fing an, das Gras zu inhalieren. Dann rauchte er es. Die Kinder fingen an, ihm zu folgen und ihre Hunde auf ihn zu hetzen. Er trug alte grüne Hosen, die stanken. Verstehst du?«
    »Ja.«
    »Er fing an, es zu kauen. Zuletzt saß er einfach nur da und aß nichts mehr. In seiner Fantasie hätte er König sein können. Die Kinder hätten seine Hofnarren sein können, und die Hunde seine Prinzen.«
    »Ja.«
    »Er starb direkt hier vor diesem Haus«, sagte sie. »Er kam den Gehweg entlanggestapft – seine Stiefel nutzten nicht ab, es waren Mechanikerschuhe –, die Kinder und Hunde hinter ihm her. Er sah wie ein Haufen zusammengewirbelter und eingepackter Drahtkleiderbügel aus. Man konnte sämtliche Lichter der Hölle in seinen Augen sehen, aber er grinste das Grinsen, das Kinder am Abend von Allerheiligen in Kürbisse schnitzen. Man konnte den Schmutz und die Fäulnis und das Gras riechen. Es lief ihm wie grünes Blut aus den Mundwinkeln heraus. Ich glaube, er wollte hereinkommen und Sheb Klavier spielen hören. Direkt vor der Tür blieb er stehen und legte den Kopf schief. Ich konnte ihn sehen und dachte, er würde eine Kutsche hören, wenngleich planmäßig keine eintreffen sollte. Dann übergab er sich, schwarz und voller Blut. Es floß durch das Grinsen wie Abwasser durch ein Gitter. Der Gestank reichte aus, daß man den Verstand hätte verlieren können. Er riß die Arme hoch und kippte einfach um. Das war alles. Er starb mit einem Grinsen im Gesicht in seinem eigenen Erbrochenen.«
    Sie zitterte neben ihm. Draußen wahrte der Wind sein konstantes Heulen, und irgendwo weit entfernt schlug eine Tür, wie ein im Traum vernommenes Geräusch. Mäuse liefen in den Wänden herum. Der Revolvermann dachte im Hinterkopf, daß dies wahrscheinlich das einzige Haus der Stadt war, das wohlhabend genug war, Mäusen eine Lebensmöglichkeit zu bieten. Er legte eine Hand auf ihren Bauch, und sie zuckte heftig zusammen, doch dann entspannte sie sich.
    »Der Mann in Schwarz«, sagte er.
    »Du mußt es wissen, nicht?«
    »Ja.«
    »Na gut. Ich werde es dir sagen.« Sie nahm seine Hand zwischen ihre beiden und sagte es ihm.
     
     
    7
     
    Er kam am Spätnachmittag des Tages, an dem Nort gestorben war, und der Wind nahm an Heftigkeit zu und wehte die lockere Krume und wirbelnde Staubschleier und entwurzelte Getreidehalme vorbei. Kennerly hatte die Mietstallung abgesperrt, und die Kaufleute hatten ihre Fensterläden geschlossen und die Läden mit Brettern vernagelt. Der Himmel hatte die gelbe Farbe von altem Käse, und die Wolken flogen darüber hinweg, als hätten sie etwas Gräßliches im Ödland der Wüste erblickt, wo sie noch kurz zuvor gewesen waren.
    Er kam mit einem wackligen Gespann, über dessen Pritsche eine flatternde Plane gespannt war. Sie sahen ihn kommen, und der alte Kennerly, der am Fenster lag und in einer Hand eine Flasche und in der anderen das lose, heiße Fleisch der linken Brust seiner Zweitältesten Tochter hielt, beschloß, nicht dazusein, sollte er klopfen.
    Aber der Mann in Schwarz ging vorüber, ohne dem Braunen, der sein Gespann zog, ein Hoo zuzurufen, und die kreisenden Räder wirbelten Staub auf, den der Wind begierig ergriff. Er hätte ein Priester oder Mönch sein können; er trug eine schwarze Soutane, die vom Staub überzuckert war, eine Kapuze bedeckte seinen Kopf und verbarg die Gesichtszüge. Sie wehte und flatterte. Unter dem Saum der Kleidung schauten derbe Schnürstiefel mit breiten Kappen hervor.
    Vor Sheb’s hielt er an und band das Pferd fest, das den Kopf senkte und den Boden anschnaubte. Er löste eine Ecke der Plane hinten am Gespann, holte eine verwitterte Satteltasche heraus, warf sie sich über die Schulter und trat durch die Schwingtür.
    Alice betrachtete ihn neugierig, aber niemand sonst bemerkte seine Ankunft. Die anderen waren sturzbetrunken. Sheb spielte Methodistenpsalme im Ragtime-Stil, und die quengelnden Strolche, die früher hereingekommen waren, um dem Sturm zu entkommen und Norts Totenwache beizuwohnen, hatten sich heiser gesungen. Sheb, der fast bis zur Besinnungslosigkeit betrunken, berauscht und geil wegen seiner anhaltenden Existenz war, spielte mit hektischem, federballähnlichem Tempo, seine Finger flogen dahin wie Weberschiffchen.
    Stimmen kreischten und bellten, sie übertönten den Wind niemals, schienen ihn aber manchmal

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