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Der Dunkle Turm 1 - Schwarz

Titel: Der Dunkle Turm 1 - Schwarz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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wohnt sie?«
    Ihre Stimme sank an Lautstärke. »Wirst du mich lieben, wenn ich es dir sage?«
    »Du kennst die Antwort darauf.«
    Sie seufzte. Es war ein alter, vergilbter Laut, als würde man Seiten umblättern. »Sie hat ein Haus jenseits des Hügels hinter der Kirche. Eine kleine Hütte. Dort wohnte der… der echte Pfarrer, bevor er ausgezogen ist. Ist das genug? Bist du jetzt zufrieden?«
    »Nein, noch nicht.« Und er wälzte sich auf sie.
     
     
    14
     
    Es war der letzte Tag, und das wußte er.
    Der Himmel hatte die häßlich purpurne Farbe einer Prellung und wurde von den ersten Ausläufern der Dämmerung auf unheimliche Weise von oben gefärbt. Allie schlich herum wie ein Gespenst, zündete Lampen an, wendete die Getreideschnitten, die in der Pfanne brutzelten. Er hatte brutal mit ihr geschlafen, nachdem sie ihm gesagt hatte, was er wissen wollte, und sie hatte das bevorstehende Ende gespürt und mehr gegeben, als sie jemals zuvor gegeben hatte, und sie hatte es in der heraufziehenden Dämmerung voller Verzweiflung gegeben, hatte es mit der unermüdlichen Energie einer Sechzehnjährigen gegeben. Aber heute morgen war sie blaß und wieder am Rand des Klimakteriums.
    Sie servierte ihm wortlos. Er aß hastig, kaute, schluckte, ließ jedem Bissen heißen Kaffee folgen. Allie ging zur Flügeltür und sah in den Morgen hinaus, zu den stummen Bataillonen langsamer Wolken.
    »Heute wird es sich bedecken.«
    »Überrascht mich nicht.«
    »Bist du jemals überrascht?« fragte sie ironisch, drehte sich um und sah ihm zu, wie er den Hut nahm. Er setzte ihn auf und ging an ihr vorbei.
    »Manchmal«, sagte er zu ihr. Er sah sie nur noch einmal lebend wieder.
     
     
    15
     
    Als er Sylvia Pittstons Hütte erreichte, war der Wind vollkommen erstorben, und die ganze Welt schien zu warten. Er war lange genug im Wüstengebiet, daß er wußte, je länger die Ruhe, desto heftiger würde der Wind sein, wenn er schließlich beschloß zu wehen. Ein seltsam fahles Licht lag über allem.
    An der windschiefen und müden Tür der Hütte war ein großes Holzkreuz festgenagelt. Er klopfte und wartete. Keine Antwort. Er klopfte noch einmal. Keine Antwort. Er schritt zurück und trat die Tür mit einem heftigen Tritt des rechten Fußes ein. Drinnen wurde ein kleiner Riegel herausgerissen. Die Tür schlug gegen eine schlampig getäfelte Wand und ängstigte Ratten, die fiepsend flohen. Sylvia Pittston saß in der Diele, saß auf einem gigantischen Hartholzschaukelstuhl und sah ihn mit ihren großen, dunklen Augen ruhig an. Das Licht des Sturms fiel in gräßlichen Halbtönen auf ihr Gesicht. Sie trug einen Schal. Der Schaukelstuhl gab leise quietschende Geräusche von sich.
    Sie sahen einander einen langen, zeitlosen Augenblick an.
    »Du wirst ihn niemals erwischen«, sagte sie. »Du schreitest auf dem Weg des Bösen.«
    »Er war bei dir«, sagte der Revolvermann.
    »Und in meinem Bett. Er sprach in der Zunge zu mir. Er…«
    »Er hat dich gevögelt.«
    Sie zeigte keine Regung. »Du schreitest auf dem Weg des Bösen, Revolvermann. Du stehst im Schatten. Du hast gestern abend im Schatten des heiligen Ortes gestanden. Dachtest du, ich könnte dich nicht sehen?«
    »Warum hat er den Grasesser geheilt?«
    »Er war ein Engel Gottes. Das hat er gesagt.«
    »Ich hoffe, er hat gelächelt, als er es gesagt hat.«
    Sie zog die Lippen von den Zähnen zurück, eine unbewußte, wilde Geste. »Er sagte mir, daß du ihm folgen würdest. Er sagte mir, was ich tun muß. Er sagte, du bist der Antichrist.«
    Der Revolvermann schüttelte den Kopf. »Das hat er nicht gesagt.«
    Sie lächelte lasziv zu ihm auf. »Er sagte, du würdest mit mir ins Bett gehen wollen. Willst du?«
    »Ja.«
    »Der Preis ist dein Leben, Revolvermann. Er hat mir ein Kind gemacht… das Kind eines Engels. Wenn du in mich eindringst…« Sie beendete den Satz mit ihrem lasziven Lächeln. Gleichzeitig gestikulierte sie mit ihren riesigen, gebirgsähnlichen Hüften. Sie erstreckten sich unter ihrem Gewand wie Säulen aus feinstem Marmor.
    Die Wirkung war betörend.
    Der Revolvermann legte die Hände auf die Kolben seiner Pistolen. »Du hast einen Dämon in dir, Weib. Ich kann ihn austreiben.«
    Die Reaktion erfolgte augenblicklich. Sie preßte sich in den Stuhl, und ein frettchenähnlicher Ausdruck blitzte auf ihrem Gesicht auf. »Faß mich nicht an! Komm mir nicht zu nahe. Wage nicht, Hand an die Braut Gottes zu legen!«
    »Möchtest du wetten?« sagte der Revolvermann grinsend. Er kam

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