Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Dunkle Turm 1 - Schwarz

Titel: Der Dunkle Turm 1 - Schwarz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
Vom Netzwerk:
auf sie zu.
    Das Fleisch des riesigen Leibes bebte. Ihr Gesicht war eine Karikatur wahnsinnigen Entsetzens geworden, und sie hielt ihm mit überkreuzten Fingern das Zeichen des Auges entgegen.
    »Die Wüste«, sagte der Revolvermann. »Was kommt nach der Wüste?«
    »Du wirst ihn niemals erwischen! Niemals! Niemals! Du wirst verbrennen! Das hat er mir gesagt!«
    »Ich werde ihn erwischen«, sagte der Revolvermann. »Das wissen wir beide. Was liegt jenseits der Wüste?«
    »Nein!«
    »Antworte mir!«
    »Nein!«
    Er glitt nach vorne, sank auf die Knie und ergriff ihre Schenkel. Sie kniff die Beine wie einen Schraubstock zusammen. Sie gab merkwürdige, lüsterne Klagelaute von sich.
    »Dann also der Dämon«, sagte er.
    » Nein …«
    Er zwängte ihre Schenkel auseinander und zog eine seiner Pistolen aus dem Halfter.
    »Nein! Nein! Nein!« Ihr Atem ging in kurzen, wilden Grunzlauten.
    »Antworte mir.«
    Sie schaukelte mit dem Stuhl, und der Boden bebte. Gebete und zusammenhanglose Bruchstücke von Schimpfworten kamen über ihre Lippen.
    Er stieß den Lauf des Revolvers nach vorne. Er konnte mehr spüren als hören, wie sie entsetzt Luft in die Lungen sog. Ihre Hände schlugen auf seinen Kopf; ihre Füße trommelten auf den Boden. Und gleichzeitig versuchte der riesenhafte Leib, den Eindringling zu nehmen und zu umschließen.
    Draußen beobachtete niemand sie, außer dem purpurnen Himmel.
    Sie kreischte etwas Schrilles und Unartikuliertes.
    »Was?«
    » Berge !«
    »Was ist mit ihnen?«
    »Er rastet… auf der anderen Seite… h-h-heiliger Jesus !… um K-kräfte zu sammeln. M-m-meditieren, verstehst du? Oh… ich… ich…«
    Der ganze gewaltige Fleischberg bewegte sich plötzlich vorwärts und aufwärts, doch er achtete sorgfältig darauf, daß er sich nicht von ihrem inneren Fleisch berühren ließ.
    Dann schien sie zu welken und wurde kleiner, und sie weinte, während ihre Hände im Schoß ruhten.
    »Na also«, sagte er und stand auf. »Dem Dämon ist gedient, was?«
    »Geh. Du hast das Kind getötet. Geh. Geh.«
    Unter der Tür blieb er stehen und drehte sich um. »Kein Kind«, sagte er knapp. »Kein Engel, kein Dämon.«
    »Laß mich allein.«
    Das tat er.
     
     
    16
     
    Als er bei Kennerly ankam, war der nördliche Horizont merkwürdig verschleiert, und er wußte, daß das Staub war. Über Tull war die Luft ruhig und totenstill.
    Kennerly erwartete ihn auf der häckselbedeckten Bühne, die der Boden seiner Stallung war. »Brechen Sie auf?« Er grinste den Revolvermann verächtlich an.
    »Ja.«
    »Doch nicht während des Sturms?«
    »Ihm voraus.«
    »Der Wind ist schneller als ein Mann auf einem Maultier. Im offenen Gelände kann er Sie umbringen.«
    »Ich möchte jetzt das Maultier«, sagte der Revolvermann schlicht.
    »Gewiß.« Aber Kennerly wandte sich nicht ab, er stand lediglich da, als suchte er nach noch etwas, das er sagen konnte, und grinste sein kriecherisches, haßerfülltes Grinsen; sein Blick ging in die Höhe und über die Schulter des Revolvermannes.
    Der Revolvermann trat beiseite und wirbelte gleichzeitig herum, und der schwere Ast aus dem Feuerholz, den das Mädchen Soobie geschwungen hatte, traf lediglich seinen Ellbogen. Durch die Wucht ihres Schlages verlor sie den Halt, und das Holz fiel polternd zu Boden. In der explosiven Höhe des Heubodens flatterten schattenhafte Rauchschwalben auf.
    Das Mädchen sah ihn dümmlich an. Ihre Brüste drängten in überreifer Pracht gegen die vom Waschen ausgebleichte Bluse, die sie anhatte. Ein Daumen suchte mit traumartiger Langsamkeit den Hafen ihres Mundes.
    Der Revolvermann drehte sich wieder zu Kennerly um. Kennerlys Grinsen war breit. Seine Haut war wächsern gelb. Die Augen rollten in den Höhlen. »Ich…«, begann er mit einem verschleimten Flüstern und konnte nicht weitersprechen.
    »Das Maultier«, drängte der Revolvermann sanft.
    »Gewiß, gewiß, gewiß«, flüsterte Kennerly, dessen Grinsen nun Ungläubigkeit ausdrückte. Er schlurfte zu ihm.
    Er ging dorthin, wo er Kennerly im Auge behalten konnte. Der Stallknecht brachte das Maultier und gab ihm die Zügel. »Du gehst rein und kümmerst dich um deine Schwester«, sagte er zu Soobie.
    Soobie schüttelte den Kopf und bewegte sich nicht.
    Der Revolvermann ließ sie dort stehen, wo sie sich über den kotbesudelten Boden hinweg ansahen, er mit seinem ekligen Grinsen, sie mit dummem, leblosen Trotz. Die Hitze draußen war immer noch wie ein Hammer.
     
     
    17
     
    Er führte das Maultier zur

Weitere Kostenlose Bücher