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Der Dunkle Turm 2 - Drei

Titel: Der Dunkle Turm 2 - Drei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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es war Morgen, und es mußte noch verschiedenes getan werden.
    Er tastete nach dem Kieferknochen in seiner Tasche, tastete behutsam mit der Handfläche, weil er nicht wollte, daß die Stummel seiner Finger damit in Berührung kamen, sollte er noch da sein, damit das unablässige Pochen der Hand nicht in schluchzende Schreie verwandelt wurde.
    Er war noch da.
    Gut.
    Zum nächsten.
    Er schnallte unbeholfen die Revolvergurte ab und legte sie auf einen sonnigen Felsen. Er nahm die Pistolen heraus, klappte die Trommeln auf und entfernte die nutzlosen Patronen. Er warf sie weg. Ein Vogel stieß auf den hellen Schimmer hernieder, den eine von ihnen zurückwarf, hob sie mit dem Schnabel auf, ließ sie dann fallen und flog wieder weg.
    Auch die Revolver selbst mußten versorgt werden, hätten schon vorher versorgt werden müssen, aber da kein Revolver in dieser oder einer anderen Welt ohne Munition mehr als eine Keule war, legte er die Halfter selbst in den Schoß, ehe er etwas anderes tat, und strich sorgfältig mit der linken Hand über das Leder.
    Jeder war von Schnalle und Klammer bis zu dem Punkt, wo die Gurte seine Hüften überkreuzten, feucht geworden; von dieser Stelle an schienen sie trocken zu sein. Er holte vorsichtig jede trockene Patrone aus den trockenen Abschnitten der Gurte. Seine rechte Hand versuchte ständig, das zu übernehmen, beharrte darauf, trotz der Schmerzen ihre Behinderung zu vergessen, und er stellte fest, daß sie immer und immer wieder zum Knie zurückkehrte, wie ein Hund, der zu dumm oder zu störrisch war, um Männchen zu machen. Er war, von seinen Schmerzen abgelenkt, ein- oder zweimal nahe daran, sie zu quetschen.
    Ich sehe ernste Probleme auf mich zukommen, dachte er wieder.
    Er legte diese hoffentlich noch guten Patronen auf einen Haufen, der entmutigend klein war. Zwanzig. Davon würden einige mit ziemlicher Sicherheit nicht losgehen. Er konnte sich auf keine von ihnen verlassen. Er nahm die restlichen heraus und legte sie auf einen anderen Haufen. Siebenunddreißig.
    Nun, du warst sowieso nicht gut bestückt, dachte er, aber ihm war der Unterschied zwischen siebenundfünfzig verläßlichen Schüssen und möglicherweise zwanzig klar. Oder zehn. Oder fünf. Oder einem. Oder keinem.
    Er schichtete die fraglichen Patronen zu einem zweiten Häufchen.
    Er hatte noch seine Tasche. Das war eines. Er legte sie auf den Schoß, dann zerlegte er langsam seine Revolver und führte das Ritual der Reinigung durch. Als er damit fertig war, waren zwei Stunden verstrichen, und seine Schmerzen waren so groß, daß sein Kopf sich drehte; bewußtes Denken fiel ihm schwer. Er wollte schlafen. Das hatte er sich noch nie im Leben mehr gewünscht. Doch im Dienste der Pflicht gab es niemals einen akzeptablen Grund, sich zu drücken.
    »Cort«, sagte er mit einer Stimme, die ihm fremd war, und lachte trocken.
    Er setzte seine Revolver langsam, langsam wieder zusammen und lud sie mit den Patronen, die er für trocken hielt. Als er das erledigt hatte, hielt er denjenigen, der für seine linke Hand gemacht war, spannte ihn… und ließ den Hahn dann langsam wieder sinken. Er wollte es wissen, ja. Wollte wissen, ob er einen zufriedenstellenden Knall hören würde, wenn er den Abzug betätigte, oder nur ein nutzloses Klick. Aber ein Klick wäre bedeutungslos, und ein Knall würde lediglich zwanzig auf neunzehn verringern… oder neun… oder drei… oder keine.
    Er riß einen weiteren Streifen von seinem Hemd ab, legte die anderen Patronen, die nicht naß geworden waren, hinein und band ihn unter Zuhilfenahme der linken Hand und der Zähne zu. Er legte sie in die Tasche.
    Schlafe, verlangte sein Körper. Schlafe, du mußt jetzt schlafen, vor Einbruch der Dunkelheit, es ist nichts mehr übrig, du bist verbraucht…
    Er kam torkelnd auf die Beine und sah rechts und links den verlassenen Strand entlang. Dieser hatte die Farbe von Unterwäsche; die schon lange nicht mehr gewaschen worden war, und war von farblosen Muscheln übersät. Hier und da ragten große Felsen aus dem grobkörnigen Sand hervor; diese waren von Guano überzogen, dessen ältere Schichten die gelbe Farbe alter Zähne hatten und dessen frischere Flecken weiß waren.
    Die Flutlinie wurde von trocknendem Tang gekennzeichnet. Er konnte Stücke seines rechten Stiefels und seine Wasserschläuche in der Nähe dieser Linie liegen sehen. Er betrachtete es fast als ein Wunder, daß die Schläuche nicht von den hohen Wellen aufs offene Meer hinausgetragen worden

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