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Der Dunkle Turm 2 - Drei

Titel: Der Dunkle Turm 2 - Drei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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übrig. Vor ihm befand sich ein ganzes Meer, doch was nützte ihm das; Wasser, überall Wasser, aber nicht ein Tropfen zu trinken. Egal.
    Er legte die Revolvergurte an, band sie fest – das dauerte so lange, daß das erste schwache Licht der Dämmerung sich bereits zum tatsächlichen Prolog des Tages aufgehellt hatte, als er fertig war – und versuchte aufzustehen. Er war erst davon überzeugt, daß es ihm gelingen würde, als er wirklich stand.
    Er stützte sich mit der linken Hand an den Josuabaum, während er den nicht ganz leeren Wasserschlauch mit der rechten hochnahm und über die Schulter warf. Dann die Tasche. Als er sich gerade aufrichtete, wusch die Schwäche wieder über ihn hinweg, und er senkte den Kopf, wartete und zwang sich.
    Das Schwindelgefühl ging vorbei.
    Der Revolvermann machte sich mit den schlingernden, schwankenden Schritten eines Mannes im letzten Stadium noch zu Bewegungen fähiger Trunkenheit auf den Rückweg zum Strand hinunter. Dort stand er und betrachtete das Meer, das so dunkel wie Maulbeerwein war, dann holte er den letzten Rest Dörrfleisch aus der Tasche. Er aß die Hälfte, und diesmal akzeptierten Mund und Magen etwas williger. Er drehte sich um und aß die andere Hälfte, während er zusah, wie die Sonne über den Bergen aufging, wo Jake gestorben war. Anfangs schien sie an den grausamen und baumlosen Zähnen dieser Höhen hängenzubleiben, doch dann erhob sie sich über diese.
    Roland hielt das Gesicht der Sonne entgegen, machte die Augen zu und lächelte. Er aß den Rest Dörrfleisch.
    Er dachte: Nun gut, jetzt bin ich ein Mann ohne Nahrung und habe zwei Finger und einen Zeh weniger als zuvor; ich bin ein Revolvermann mit Patronen, die vielleicht nicht zünden; ich wurde durch den Biß eines Monsters krank und habe keine Medizin; ich habe noch für einen Tag Wasser, wenn ich Glück habe; und wenn ich mich bis zum Äußersten belaste, kann ich vielleicht noch ein Dutzend Meilen gehen. Ich bin, kurz gesagt, ein Mann am Rande von allem.
    Welchen Weg sollte er gehen? Er war von Osten gekommen; nach Westen konnte er ohne die Kräfte eines Heiligen oder Erlösers nicht gehen. Blieben Nord und Süd.
    Nord.
    Das war die Antwort, die sein Herz gab. Daran bestand keine Frage.
    Nord.
    Der Revolvermann setzte sich in Bewegung.
     
     

    4
     
    Er ging drei Stunden lang. Er fiel zweimal hin, und beim zweiten Mal glaubte er nicht, daß er noch einmal imstande sein würde aufzustehen. Dann rollte eine Welle auf ihn zu, und zwar so nahe, daß ihm seine Revolver wieder einfielen, und er sprang ohne zu überlegen auf und stand auf Beinen, die wie Stelzen zitterten.
    Er glaubte, daß er in diesen drei Stunden vier Meilen zurückgelegt hatte. Jetzt wurde die Sonne heiß, aber nicht heiß genug, um zu erklären, daß sein Kopf pochte und ihm der Schweiß übers Gesicht strömte; und auch der Wind vom Meer war nicht so heftig, daß er die plötzlichen Zitteranfälle erklären konnte, die ihn überfielen, die seinen Körper mit Gänsehaut überzogen und seine Zähne zum Klappern brachte.
    Fieber, Revolvermann, kicherte der Mann in Schwarz. Was noch in dir ist, wurde von Feuer entzündet.
    Jetzt waren die Linien der Infektion deutlicher hervorgehoben; sie waren vom rechten Handgelenk halb bis zum Ellbogen hinaufgewandert.
    Er legte noch eine Meile zurück und leerte den Wasserschlauch. Er band ihn mit dem anderen um die Taille. Die Landschaft war monoton und unfreundlich. Rechts das Meer, links die Berge, unter den Sohlen seiner zusammengeschnittenen Stiefel der graue, von Muscheln übersäte Sand. Die Wellen kamen und gingen. Er hielt nach den Monsterhummern Ausschau, sah aber keine. Er kam aus dem Nichts und ging ins Nichts, ein Mann aus einer anderen Zeit, der, wie es schien, ein sinnloses Ende erreicht hatte.
    Kurz vor Mittag fiel er wieder und wußte, er konnte nicht mehr aufstehen. Also war dies der Ort. Hier. Dies war schließlich das Ende.
    Er lag auf Händen und Knien und hob den Kopf wie ein geschlagener Kämpfer… und in einer gewissen Entfernung, vielleicht eine Meile, vielleicht drei (es war schwer, an diesem einförmigen Strand Entfernungen zu schätzen, zumal er das Fieber in sich hatte, das seine Augäpfel nach innen und außen pulsieren machte), erblickte er etwas Neues. Etwas, das aufrecht auf dem Strand stand.
    Was war es?
    (drei)
    Einerlei.
    (drei ist deine Schicksalszahl)
    Es gelang dem Revolvermann, wieder auf die Beine zu kommen. Er krächzte etwas, ein Flehen, das nur die

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