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Der Dunkle Turm 2 - Drei

Titel: Der Dunkle Turm 2 - Drei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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Mund.
    »Geben Sie ihr eine Spritze, Doc!« rief einer der Arzthelfer. Sein Gesicht war blaß. »Himmels willen, ‘n Spritze!« Der Helfer griff nach dem Arztkoffer. George schob seine Hand weg.
    »Verpiß dich, Weichling.«
    George sah wieder zu seiner Patientin, und die ruhigen, kultivierten Augen der anderen sahen ihn an.
    »Werde ich überleben?« fragte sie mit beiläufiger Teestunden-Stimme. Er dachte: Sie merkt nichts von ihren Persönlichkeitsveränderungen. Überhaupt nichts. Und nach einem Augenblick: Und die andere auch nicht, was das betrifft.
    »Ich…« Er schluckte, rieb sich durch den Kittel sein galoppierendes Herz und befahl sich dann, die Kontrolle über das alles zu erlangen. Er hatte ihr das Leben gerettet. Ihre geistigen Probleme gingen ihn nichts an.
    »Alles in Ordnung mit Ihnen?« fragte sie, und die echte Anteilnahme in ihrer Stimme brachte ihn zum Lächeln – sie fragte ihn das.
    »Ja, Ma’am.«
    »Auf welche Frage antworten Sie?«
    Einen Augenblick verstand er nicht, aber dann doch. »Auf beide«, sagte er und nahm ihre Hand. Sie drückte sie, und er sah ihr in die glänzenden, leuchtenden Augen und dachte: Ein Mann könnte sich in dich verlieben, und da wurde ihre Hand zur Klaue und sie sagte ihm, daß er ein blasser Wichsah war und sie nicht nur seine Eier nehmen, sonnern die Scheißdinger kauen würde.
    Er zog sie zurück und sah nach, ob die Hand blutete, und er dachte zusammenhanglos, wenn ja, würde er etwas tun müssen, denn sie war giftig, diese Frau war reines Gift, und wenn man von ihr gebissen würde, würde das so sein, als würde man von einer Boa oder einer Klapperschlange gebissen werden. Kein Blut. Und als er wieder hin sah, war es die andere Frau – die erste Frau.
    »Bitte«, sagte sie. »Ich will nicht sterben. Bi…« Dann verlor sie wieder auf Dauer das Bewußtsein, und das war gut. Für alle.
     
     

    4
     
    »Also, was meinste?« fragte Julio.
    »Wer in der Serie mitspielen wird?« George trat die Kippe mit dem Absatz aus. »White Sox. Auf die setze ich wirklich alle Hoffnung.«
    »Was meinste wegen der Dame?«
    »Ich glaube, sie könnte schizophren sein«, sagte George langsam.
    »Ja, das weiß ich. Ich meine, was wird aus ihr werden?«
    »Weiß nicht.«
    »Sie braucht Hilfe, Mann. Wer gibt ihr die?«
    »Nun, ich habe ihr bereits geholfen«, sagte George, und sein Gesicht wurde heiß, als wäre er errötet.
    Julio sah ihn an. »Wenn du ihr bereits sämtliche in deiner Macht stehende Hilfe gegeben hast, hättest du sie sterben lassen, Doc.«
    George sah Julio einen Augenblick an, stellte aber fest, daß er nicht ertragen konnte, was er in Julios Augen sah – keine Vorwürfe, sondern Traurigkeit.
    Daher ging er weiter.
    Er hatte zu tun.
     
     

    5
     
    Die Zeit des Auserwählens:
    In der Zeit nach dem Unfall war es weitestgehend Odetta Holmes, die das Sagen hatte, aber Detta Walker kam immer häufiger nach vorne, und was Detta am liebsten machte, war Stehlen. Es war einerlei, daß ihre Beute immer wenig mehr als Plunder war, ebenso, daß sie sie meistens hinterher wegwarf.
    Das Nehmen zählte.
    Als der Revolvermann im Macy’s in ihren Kopf eindrang, schrie Detta mit einer Mischung aus Wut und Entsetzen und Schrecken auf, und ihre Hände erstarrten über dem Modeschmuck, den sie in die Tasche schaufelte.
    Sie schrie, denn als Roland in ihren Verstand eindrang, als er nach vorne kam, da spürte sie den anderen einen Augenblick, als wäre in ihrem Kopf eine Tür aufgestoßen worden.
    Und sie schrie, weil die eingedrungene, vergewaltigende Präsenz ein Blasser war.
    Sie konnte ihn nicht sehen, spürte aber dennoch, daß er weiß war.
    Leute drehten sich um. Ein Abteilungsleiter sah die schreiende Frau mit der offenen Handtasche im Rollstuhl, sah eine Hand, die in der Bewegung erstarrt war, Modeschmuck in eine Handtasche zu stopfen, die (selbst aus einer Entfernung von zehn Metern) dreimal so teuer aussah wie die Sachen, die sie stahl.
    Der Abteilungsleiter schrie: »He, Jimmy!«, und Jimmy Halvorsen, einer der Hausdetektive von Macy’s, drehte sich um und sah, was los war. Er stürzte sofort in Richtung der schwarzen Frau im Rollstuhl. Er konnte nicht anders, er mußte laufen – er war achtzehn Jahre lang Polizist der Stadt gewesen und es war ihm in Fleisch und Blut übergegangen –, aber er dachte bereits, daß es ein beschissener Fang war. Kleine Kinder, Krüppel, Nonnen; das waren immer beschissene Fänge. Sie zu schnappen war, als würde man einen

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