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Der Dunkle Turm 2 - Drei

Titel: Der Dunkle Turm 2 - Drei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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ins Badezimmer, und es gelang ihm gerade noch, sich vor dem Porzellanaltar in eine kniende Büßerhaltung zu bringen, bevor sein Abendessen mit dem Expreßlift wieder nach oben kam. Es kam als Sondersendung, immer noch heiß und dampfend, und es roch immer noch nach Truthahn. Er kniete und sah in die Schüssel, studierte die halb verdauten Truthahnstücke und die Karotten, die nichts von ihrer leuchtenden Röte verloren hatten, und dieses eine Wort leuchtete in großen roten Buchstaben in seinem Verstand auf:
    GENUG
    Korrekt.
    Es war:
    GENUG
    Er würde aus dem Knochensägergeschäft aussteigen. Er würde aussteigen, denn:
    GENUG WAR GENUG
    Er würde aussteigen, weil Popeys Leitspruch lautete: Das alles kann ich ertragen, aber mehr kann ich nimmer ertragen, und Popey lag wie immer goldrichtig.
    Er hatte die Toilette gespült und war wieder zu Bett gegangen und fast auf der Stelle eingeschlafen, und als er aufwachte, stellte er fest, daß er immer noch Arzt sein wollte, und es war verdammt gut, das sicher zu wissen, vielleicht das gesamte Programm wert, ob man es nun Notfallfahrt oder Eimerweise Blut oder Wie-heißt-die-Melodie nannte.
    Er wollte immer noch Arzt sein.
    Er kannte eine Frau, die Näharbeiten machte. Er bezahlte ihr zehn Dollar, die er sich nicht leisten konnte, damit sie ihm ein altmodisches kleines Sticktuch machte. Darauf stand:
    WENN DU DAS ERTRAGEN KANNST,
    KANNST DU ALLES ERTRAGEN.
    Ja. Korrekt.
    Die schreckliche Sache in der U-Bahn passierte vier Wochen später.
     
     

    2
     
    »Diese Dame war verflucht seltsam, weißt du das?« sagte Julio.
    George stieß einen inneren Seufzer der Erleichterung aus. Wenn Julio die Sprache nicht auf das Thema gebracht hätte, hätte George selbst, vermutete er, auch nicht den Mumm aufgebracht. Er war Internist, eines Tages würde er ein vollwertiger Arzt sein, daran glaubte er inzwischen fest, aber Julio war Tierarzt, und vor einem Tierarzt wollte man doch nichts Dummes sagen. Er würde nur lachen und sagen: Verflucht, ich habe diese Scheiße schon tausendmal gesehen, Junge. Nimm dir ein Handtuch und wisch dir das Nasse hinter den Ohren ab, weil es dir schon am Gesicht runtertropft.
    Aber offensichtlich hatte Julio es nicht schon tausendmal gesehen, und das war gut, denn George wollte darüber reden.
    »Sie ist tatsächlich unheimlich. Als wäre sie zwei Menschen.«
    Er stellte zu seinem Erstaunen fest, daß Julio jetzt derjenige war, der erleichtert aussah, und war von plötzlicher Scham erfüllt. Julio Estavez, der den Rest seines Lebens nichts anderes machen würde, als eine Limousine mit rotem Blinklicht auf dem Dach zu fahren, hatte mehr Mut bewiesen, als er selbst hätte aufbringen können.
    »Du hast’s erfaßt, Doc. Hunnert Prozent.« Er nahm eine Packung Chesterfield heraus und steckte sich eine in den Mund.
    »Die Dinger werden dich umbringen, Mann«, sagte George.
    Julio nickte und hielt ihm die Packung hin.
    Sie rauchten eine Weile schweigend. Die Helfer jagten möglicherweise wirklich Freiwild, wie Julio gesagt hatte… oder sie hatten ganz einfach die Schnauze voll. George hatte Angst gehabt, das war kein Witz gewesen. Aber er wußte auch, daß er derjenige war, der die Frau gerettet hatte, und nicht die Arzthelfer, und er wußte, daß Julio das auch wußte. Vielleicht war das der wahre Grund, weshalb Julio gewartet hatte. Die alte schwarze Frau hatte geholfen, und der weiße Junge ebenfalls, der die Bullen angerufen hatte, während alle anderen (ausgenommen die schwarze Frau) herumgestanden und zugesehen hatten, als wäre alles ein gottverdammter Film oder eine Fernsehsendung gewesen, eine Episode von Peter Gunn vielleicht, aber letztendlich war alles auf George Shavers angekommen, eine verängstigte Katze, die, so gut es ging, ihre Pflicht tat.
    Die Frau hatte auf den Zug gewartet, auf den Duke Ellington so große Stücke hielt – den legendären A-Zug. Sie war nur eine hübsche, junge schwarze Frau in Jeans und einem Khakihemd gewesen, die auf den legendären A-Zug gewartet hatte, damit sie irgendwohin in die Stadt gehen konnte.
    Jemand hatte sie gestoßen.
    George Shavers hatte nicht die leiseste Ahnung, ob die Polizei den Dreckskerl erwischt hatte, der es gewesen war – das war nicht seine Sache. Seine Sache war die Frau, die schreiend vor dem legendären A-Zug auf die Schienen gestürzt war. Es war ein Wunder, daß sie das dritte Gleis verfehlt hatte; das legendäre dritte Gleis, das mit ihr gemacht hätte, was der Staat New York droben in

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