Der Dunkle Turm 2 - Drei
groß genug ist… und noch sicher zuschlagen.«
Jetzt war es an Eddie, ihn zu betrachten.
Es gefiel ihm nicht, was er sah.
Der Revolvermann winkte seinen prüfenden Blick weg. »Vergiß es«, sagte er. »Vergiß es, Eddie. Was ist, das ist.«
»Ka«, sagte Eddie.
Der Revolvermann nickte und lächelte ein wenig. »Ka.«
»Kaka«, sagte Eddie, dann sahen sie einander an und lachten beide. Roland sah verblüfft und möglicherweise sogar ein wenig ängstlich drein, als er den rostigen Laut aus seinem Mund kommen hörte. Sein Lachen dauerte nicht lange an. Als es fertig war, sah er distanziert und melancholisch aus.
»Hattas Lachansu bedeudn, dasser euch ennlich ein’ abgejuckelt habt?« schrie Detta mit ihrer heiseren, krächzenden Stimme zu ihnen herüber. »Wann machter euch’n ennlich anns Pimpern. Das willich sehn, ‘s Pimpern!«
15
Eddie erledigte das Töten.
Detta weigerte sich wie bisher zu essen. Eddie aß ein halbes Stück, so daß sie es sehen konnte, dann bot er ihr die andere Hälfte an.
»Nienich!« sagte sie mit blitzenden Augen. »NieNICH! Du hastes Gift ans annere Ende getan. Jetz versuchste’s mir zu gem.«
Eddie nahm ohne ein weiteres Wort den Rest des Stücks in den Mund, kaute, schluckte.
»Hat nixu sagn«, sagte Detta mürrisch. »Laß mich’n Ruhe, Blaßfleisch.«
Das tat Eddie nicht.
Er brachte ihr ein anderes Stück.
»Brich du es auseinander. Gib mir die Hälfte, die du willst. Ich esse sie, und dann ißt du den Rest.«
»Auffe miesn Blassentricks fallich nich’ rein, Mist’Chahlie. Lassich ‘n Ruh, habbich gesacht, ‘n lassich ‘n Ruh, habbich gemeint.«
16
In dieser Nacht schrie sie nicht… aber sie war am anderen Morgen immer noch da.
17
An diesem Tag schafften sie nur zwei Meilen, wenngleich Detta keinen Versuch unternahm, den Stuhl umzukippen; Eddie dachte, daß sie vielleicht zu schwach wurde, um Sabotageakte auszuführen. Vielleicht hatte sie auch eingesehen, daß sie gar nicht nötig waren. Drei fatale Faktoren wirkten hervorragend zusammen: Eddies Erschöpfung, das Gelände, das sich nach tagelanger Einförmigkeit endlich zu verändern anfing, und Rolands Zustand, der sich zunehmend verschlechterte.
Es kamen keine Sandfallen mehr, aber das war ein schwacher Trost. Der Boden wurde körniger und mehr und mehr wie billige, wertlose Krume, weniger und weniger Sand (an manchen Stellen wuchsen Unkräuter, die fast aussahen, als schämten sie sich, das zu sein), und jetzt ragten so viele Steine aus dieser seltsamen Mischung von Sand und Geröll heraus, daß Eddie um sie herummanövrieren mußte, wie er den Rollstuhl der Herrin bisher um die Sandfallen herumgesteuert hatte. Er sah, daß bald kein Strand mehr übrigbleiben würde. Die Hügel, braune, freudlose Erhebungen, kamen unablässig näher. Eddie konnte die Klüfte zwischen ihnen sehen, so daß sie aussahen wie Klötze, die ein ungeschickter Riese mit einem stumpfen Beil gehauen hatte. In dieser Nacht hörte er kurz vor dem Einschlafen etwas, das sich wie eine riesige fauchende Katze anhörte.
Der Strand hatte endlos gewirkt, aber jetzt wurde ihm klar, daß er doch ein Ende hatte. Die verwitterten Berge würden bis zum Wasser herunterkommen und dann hinein, wo sie zuerst zu einem Kap oder einer Halbinsel und später zu einem Archipel werden mochten.
Das beunruhigte ihn, aber Rolands Zustand beunruhigte ihn noch mehr.
Diesmal schien der Revolvermann weniger zu verbrennen als vielmehr dahinzusiechen, er verlor Substanz und wurde durchsichtig.
Die roten Linien waren wieder aufgetaucht und marschierten unaufhaltsam seinen rechten Arm in Richtung Ellbogen hinauf.
Eddie hatte die beiden vergangenen Tage starr geradeaus gesehen, in die Ferne geblinzelt und gehofft, die Tür zu sehen, die Tür, die magische Tür. Er hatte die vergangenen zwei Tage darauf gewartet, daß Odetta wieder auftauchen würde.
Nichts von beidem war geschehen.
Bevor er an diesem Abend einschlief, kamen ihm zwei schreckliche Gedanken, wie ein Witz mit doppelter Pointe:
Was war, wenn keine Tür mehr kam?
Was war, wenn Odetta Holmes tot war?
18
»Aufstehn und los, Wichsah!« kreischte Detta ihn aus der Bewußtlosigkeit. »Ich glaub, jetz sin’d nur noch wir zwei, Süßah. Ich glaub, dein Freund hat ennlich’n Abgang gemacht. Ich glaub, dein Freund is’ unnen inner Hölle den Teufel am Pimpern.«
Eddie betrachtete die eingemummte, zusammengerollte Gestalt von Roland und dachte
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