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Der Dunkle Turm 2 - Drei

Titel: Der Dunkle Turm 2 - Drei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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denken mußte); es war einfach so, daß Roland sein einziger Halt in dieser Welt geworden war. Er und Odetta gehörten nicht hierher.
    Aber er hatte eingesehen, daß der Revolvermann recht hatte.
    »Möchtest du ausruhen?« fragte er Odetta. »Wir haben noch zu essen. Ein wenig.«
    »Noch nicht«, antwortete sie, obwohl ihre Stimme müde klang. »Bald.«
    »Also gut, aber dann hör wenigstens auf zu reden. Du bist schwach… ein Magen, du weißt schon.«
    »Also gut.« Sie drehte sich mit schweißnassem Gesicht um und schenkte ihm ein Lächeln, das ihn schwach und stark zugleich machte. Er hätte für so ein Lächeln sterben können… und dachte, er würde es auch, sollten die Umstände es verlangen.
    Er hoffte bei Christus, daß die Umstände es nicht verlangen würden, aber außer Frage war es eindeutig nicht. Die Zeit war etwas so Entscheidendes geworden, daß es zum Schreien war.
    Sie legte die Hände in den Schoß, und er schob weiter. Die Spuren, die die Räder hinterließen, waren jetzt undeutlicher; der Strand war immer fester geworden, aber er war jetzt auch mit Geröll übersät, das zu einem Unfall führen konnte. Bei der Geschwindigkeit, die sie hatten, hätte man nichts dazutun müssen, einen zu verursachen. Ein wirklich schlimmer Unfall konnte Odetta verletzen, und das wäre schlimm; ein solcher Unfall konnte auch den Rollstuhl beschädigen, und das wäre schlimm für sie beide und wahrscheinlich noch schlimmer für den Revolvermann, der allein mit Sicherheit sterben würde. Und wenn Roland starb, waren sie für immer in dieser Welt gefangen.
    Da Roland zu krank und schwach zum Gehen war, hatte Eddie eine simple Tatsache einsehen müssen: Es waren drei Menschen hier, und zwei davon waren Krüppel.
    Also welche Hoffnung, welche Chancen hatten sie?
    Der Rollstuhl.
    Der Rollstuhl war die Hoffnung, die ganze Hoffnung und nichts als die Hoffnung.
    So wahr ihnen Gott helfe.
     
     

    2
     
    Der Revolvermann hatte, kurz nachdem Eddie ihn in den Schatten eines Felsüberhangs geschleppt hatte, das Bewußtsein wiedererlangt. Wo sein Gesicht nicht aschefarben war, war es hektisch rot. Seine Brust hob und senkte sich rasch. Sein rechter Arm war ein Netz aus durcheinanderlaufenden roten Linien.
    »Gib ihr zu essen«, krächzte er Eddie an.
    »Du…«
    »Kümmere dich nicht um mich. Ich komme zurecht. Gib ihr zu essen. Ich glaube, sie wird jetzt essen. Und du brauchst ihre Kraft.«
    »Roland, was ist, wenn sie nur so tut, als wäre sie…«
    Der Revolvermann gestikulierte ungeduldig.
    »Sie tut nicht so, als wäre sie etwas, sie ist allein in ihrem Körper. Ich weiß es, und du weißt es auch. Es steht ihr im Gesicht geschrieben. Gib ihr zu essen, bei deinem Vater, und komm zurück zu mir, während sie ißt. Jetzt zählt jede Minute. Jede Sekunde.«
    Eddie stand auf, und der Revolvermann zog ihn mit der linken Hand zurück. Krank oder nicht, seine Kraft hatte er noch.
    »Und sag nichts von der anderen. Was immer sie dir sagt, wie immer sie es erklärt, widersprich ihr nicht.«
    »Warum?«
    »Ich weiß nicht. Ich weiß nur, daß es falsch wäre. Und jetzt tu, was ich dir gesagt habe, und vergeude keine Zeit mehr!«
    Odetta saß in ihrem Rollstuhl und sah mit einem Ausdruck gelinden und amüsierten Staunens aufs Meer hinaus. Als Eddie ihr übriggebliebene Hummerstücke vom vergangenen Abend hinhielt, lächelte sie leutselig. »Ich würde, wenn ich könnte«, sagte sie, »aber du weißt, was dann passiert.«
    Eddie, der keine Ahnung hatte, wovon sie sprach, konnte nur die Achseln zucken und sagen: »Es kann nicht schaden, wenn du es noch einmal versuchst, Odetta. Weißt du, du mußt essen. Wir müssen so weit gehen, wie wir können.«
    Sie lachte kurz und berührte seine Hand. Er spürte, wie eine Art elektrischer Ladung von ihr auf ihn übersprang. Und sie war es; Odetta. Er wußte es so sicher wie Roland.
    »Ich liebe dich, Eddie. Du hast dir soviel Mühe gegeben. Warst so geduldig. Und er auch…« Sie nickte zu der Stelle, wo der Revolvermann an den Fels gelehnt saß und sie betrachtete. »… aber er ist ein Mann, den man nur schwer lieben kann.«
    »Ja. Wem sagst du das.«
    »Ich versuche es noch einmal.«
    »Für dich.«
    Sie lächelte, und er konnte spüren, wie sich die ganze Welt für sie drehte, wegen ihr drehte, und er dachte: Bitte, lieber Gott, ich habe nie viel gehabt, also nimm sie mir bitte nicht wieder weg. Bitte.
    Sie nahm die Hummerstücke, rümpfte die Nase, ein leutseliger, komischer Ausdruck, und

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