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Der Dunkle Turm 2 - Drei

Titel: Der Dunkle Turm 2 - Drei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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und du nimmst also das T-Shirt ab, und schau her, haben Sie aber ein Glück, es sind gar keine Tumore, es sei denn, man würde sie Tumore am corpus der Gesellschaft nennen, gacker-gacker-gacker, sehen mehr wie Beutel aus, die mit Tesaband dort festgemacht wurden, und machen Sie sich übrigens keine Gedanken wegen des Geruchs, Junge, das ist nur Gans. Sie ist abgekocht.
    Er griff hinter sich und schob den Riegel vor. Die Lichter in der Kabine wurden heller. Das Motorengeräusch war ein leises Dröhnen. Er drehte sich zum Spiegel um, weil er sehen wollte, wie er aussah, und plötzlich überkam ihn ein schreckliches, überzeugendes Gefühl: das Gefühl, daß er beobachtet wurde.
    He, komm schon, hör auf, dachte er unbehaglich. Du bist doch angeblich der coolste Kerl der Welt. Darum haben sie dich geschickt. Darum haben sie…
    Aber plötzlich schien es, als wären das nicht seine eigenen Augen da im Spiegel, nicht Eddie Deans mandelbraune, fast grüne Augen, die im letzten Drittel seiner einundzwanzig Lebensjahre so viele Herzen geschmolzen und es ihm ermöglicht hatten, so viele Schenkel zu spreizen, nicht seine Augen, sondern die eines Fremden. Nicht Mandelbraun, sondern ein Blau von der Tönung verwaschener Levis. Augen, die kalt und präzise waren, unerwartete Wunder des Zielens. Kanoniersaugen.
    Er sah – ganz deutlich – die Spiegelung einer Möwe in ihnen, die auf eine brechende Welle herabstieß und etwas daraus schnappte.
    Er hatte noch Zeit zu denken: Was in Gottes Namen soll diese Scheiße? und dann wußte er, daß es nicht vorbeigehen würde; er würde sich doch übergeben müssen.
    In der halben Sekunde, bevor er das tat, in der halben Sekunde, die er weiter in den Spiegel sah, sah er diese blauen Augen verschwinden… aber bevor das geschah, hatte er plötzlich das Gefühl, zwei Menschen zu sein… besessen zu sein, so wie das kleine Mädchen in Der Exorzist.
    Er spürte deutlich einen neuen Verstand in seinem eigenen, und er hörte einen Gedanken, der nicht sein eigener Gedanke war, sondern mehr wie eine vom Funkgerät übermittelte Stimme: Ich bin durchgekommen. Ich bin in der Himmelskutsche.
    Da war noch etwas, aber das hörte Eddie nicht. Er war zu sehr damit beschäftigt, so leise er konnte in die Kloschüssel zu kotzen.
    Als er fertig war, noch ehe er sich auch nur den Mund abgewischt hatte, geschah etwas mit ihm, was ihm vorher noch niemals passiert war. Einen furchteinflößenden Augenblick lang war nichts nur ein leeres Intervall. Als wäre eine einzige Zeile in einer gedruckten Spalte fein säuberlich ausgelöscht worden.
    Was ist das? dachte Eddie hilflos. Was, zum Teufel, ist diese Scheiße?
    Dann mußte er wieder kotzen, und das war wahrscheinlich gut so; was immer man dagegen anführen mochte, das Erbrechen hatte wenigstens eines für sich: Solange man damit beschäftigt war, konnte man an nichts anderes denken.
     
     

    3
     
    Ich bin durchgekommen. Ich bin in der Himmelskutsche, dachte der Revolvermann. Und eine Sekunde später: Er sieht mich im Spiegel!
    Roland wich zurück – er ging nicht, sondern wich zurück wie ein Kind, das sich in die fernste Ecke eines sehr langen Zimmers flüchtet. Er war in der Himmelskutsche; er war auch in einem Mann, der nicht er selbst war. Er war im Gefangenen. In jenem ersten Augenblick, als er ganz vorne gewesen war (anders konnte er es nicht beschreiben), war er mehr als im Inneren; er war beinahe der Mann gewesen. Er hatte die Krankheit des Mannes gespürt, was immer sie sein mochte, und hatte gemerkt, daß der Mann sich übergeben mußte. Roland begriff, daß er die Kontrolle über den Körper dieses Mannes erlangen konnte, sollte es nötig sein. Er würde seine Schmerzen erleiden, würde von dem Dämonen-Affen geplagt werden, der von ihm Besitz ergriffen hatte, aber wenn es nötig war, konnte er es.
    Oder er konnte unbemerkt hierbleiben.
    Als der Würgeanfall des Gefangenen vorbei war, schnellte der Revolvermann nach vorne – dieses Mal bis ganz vorne. Er begriff sehr wenig von dieser seltsamen Situation, und in einer Situation zu handeln, die man nicht versteht, heißt, die schrecklichsten Konsequenzen herausfordern, aber er mußte zweierlei wissen und zwar so verzweifelt, daß der Zwang zu wissen jedwede Konsequenzen, die sich ergeben mochten, überwand.
    War die Tür, durch die er aus seiner eigenen Welt gekommen war, immer noch da?
    Und wenn sie da war, war auch sein körperliches Selbst noch da, war es unbewohnt zusammengebrochen, starb es

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